Velbert. Thomas Sterz ist bei der Landtagswahl Direktkandidat der FDP in Velbert. Er setzt auf Kommunikation und Vernetzung. Ein Schwerpunkt: Bildung.
Ihn hatten wohl die wenigsten als Direktkandidat für die Landtagswahl 2022 auf dem Schirm – zumal sein Wohnort Mettmann nur in kleinen Teilen zum Wahlkreis Mettmann IV gehört und er überhaupt erst seit drei Jahren FDP-Mitglied ist. Doch dann konnte sich Thomas Sterz in einer „Last-Minute-Aktion“ mit einem wie er selbst sagt „guten Votum“ von 87 Prozent auf dem Kreisparteitag durchsetzen.
Das liegt zum einen wohl daran, dass er rhetorisch fit ist – zum anderen wohl auch daran, dass er bei der Kommunalwahl 2020 seinen Wahlkreis direkt gewonnen hat – gegen die Parteivorsitzende der CDU und die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD. Also gegen durchaus bekannte Namen. Die einen haben seinen Wahlkampf damals als „äußerst engagiert und bürgernah“ bezeichnet, die anderen sprachen von „nervigem, populistischem Aktionismus“.
Thomas Sterz ist Kommunikationsprofi und beherrscht Social Media
Und auch jetzt ist Sterz wieder sehr präsent im Wahlkampf. Er kommentiert zu unterschiedlichen Themen in Facebook-Gruppen, füllt seine eigene Seite oft mehrmals täglich mit Fotos und Slogans. Man merkt: Er ist Kommunikationsprofi. Mehrere Jahre lang hat Sterz, der gelernter Bankkaufmann ist und danach im Investmentbanking tätig war, die Unternehmenskommunikation der Bäckereikette Kamps geleitet, bis diese von Barilla übernommen wurde. Seither ist er wieder Banker – als Filialleiter einer Bank in Hilden mittlerweile aber im Privatkundenbereich.
Bis zur Nominierung wenig Berührungspunkte mit Velbert
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Mit Velbert hatte er vor seiner Kandidatennominierung keine großen Berührungspunkte, gibt er ganz offen zu. Mittlerweile hat er sich jedoch intensiv mit den örtlichen Liberalen ausgetauscht – „so dass ich zumindest grob über viele Themen Bescheid weiß“. In den bisherigen Gesprächen an Wahlständen und bei Veranstaltungen hat er jedoch die Erfahrung gemacht: In maximal 20 Prozent geht es um landespolitische Themen. Der Krieg in der Ukraine, Corona und Benzinpreise würden alles überlagern – „das brennt den Menschen auf der Seele“.
Bildungspolitik ist für Thomas Sterz ein wichtiges (Wahlkampf-)Thema
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Bildungspolitik ist ihm ein wichtiges Thema. Auch wahlkampftaktisch gedacht: „Das interessiert auch ältere Menschen wegen ihrer Enkel.“ So ist auf seinen Plakaten auch zu lesen: „Lehrkräfte, Vielfalt, Digitalisierung: Beste Bildung“. Sterz meint dazu: „Das ist mehr als ein Slogan, das ist fast schon die Formulierung eines Lösungsansatzes.“ Der FDP-Kandidat kann nicht verstehen, dass man heutzutage für viele Ausbildungsberufe Abitur (er selbst hat es) haben muss – und der Lebenslauf oft wichtiger als die Qualität der Arbeit sei.
Klimaschutz – aber nicht ideologisch betrachtet
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Den FDP-Ministern in der aktuellen Landesregierung stellt Sterz gute Noten aus. Bei der Klimapolitik habe Schwarz-Gelb die von der rot-grünen Vorgängerregierung gesetzten Klimaziele übertroffen. Klimaschutz sei wichtig, werde aber oft zu ideologisch betrachtet, meint Sterz. Den Menschen das Fliegen madig zu machen oder ein generelles Tempolimit einzuführen – davon hält der Liberale nichts. „Jeder soll so von A nach B kommen, wie er möchte.“ Angebote statt Verbote ist seine Devise. Er selbst reist viel und gerne – auch Fernreisen mit dem Flugzeug – und nutzt als „bekennende Sportniete“ auch das Auto statt das Rad. „Dennoch ist meine persönliche Thommy-Sterz-Klimabilanz traumhaft“, sagt er. Er hat eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach, versucht, nichts vorschnell wegzuwerfen oder durch Neues auszutauschen. „Unser Fernseher ist zum Beispiel zehn Jahre alt und reicht uns völlig aus.“
Leidenschaft für Brettspiele – vor allem für Schach
Lieber als vorm Fernseher sitzen Thomas Sterz, Jahrgang 1967, und sein Mann sowieso am Tisch im Spielzimmer, wo sich eine große Sammlung von Brettspielen befindet. Das Strategiespiel „Stone Age“ steht auf seiner Favoritenliste derzeit ganz oben. Und natürlich Schach. 1986 gründete er – damals gerade 19 Jahre alt – mit Freunden einen Schachverein, der bis in die zweite Bundesliga aufstieg. Sterz ist eben auch ein strategisch-taktisch denkender Mensch.
Mit einem Einzug in den Landtag rechnet Sterz nicht
Die Wahl am 15. Mai
Die Wähler und Wählerinnen im Wahlkreis 40 (Mettmann IV) haben bei der Landtagswahl 2022 zwei Stimmen. Mit der Erststimme wählen sie einen Direktkandidaten. Der Kandidat mit den meisten Stimmen (einfache Mehrheit) zieht für fünf Jahre als Abgeordneter in den Landtag ein. Mit der Zweitstimme wählen die Velberter und Velberterinnen ihre favorisierte Partei und damit die entsprechende Landesliste. Die Zweitstimme entscheidet über die Mehrheitsverhältnisse im Landtag. Es treten direkt an: Martin Sträßer (CDU); Cüneyt Söyler (SPD); Thomas Sterz (FDP); Dr. Esther Kanschat (Grüne); Birgit Onori (Linke); Josef Ehrentraut (AfD); Martin Schwarz (Piraten); Marcel Stubbe (Bündnis C); Horst Dotten (Internationalistisches Bündnis). Die WAZ stellt in loser Folge die Kandidaten der im Landtag vertretenen Parteien ausführlicher vor, bereits erschienen sind schon die Texte über Martin Sträßer (CDU) und Cüneyt Söyler (SPD).
Und er ist Realist: Dass er in den Landtag einzieht, glaubt er nicht. Gerade in Velbert-Mitte sei – anders als in Langenberg und mit Abstrichen auch in Neviges – wohl nicht viel zu holen. So ist sein Ziel, besser als der Landesdurchschnitt abzuschneiden. Und er verspricht, sich auch nach der Wahl zu engagieren: „Auch wenn ich selbst nicht im Landtag sitze, kann ich Menschen mit den passenden Ansprechpartnern auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene zusammenbringen, Kontakte herstellen“, sieht er sich als Bindeglied zwischen Bürgern und Politik. Und so wird man wohl auch künftig von Thomas Sterz in Velbert hören.