Velbert/Heiligenhaus. Die AOK sucht in Velbert eine neue Bleibe für ihre Geschäftsstelle und Regionaldirektion. In Heiligenhaus steht die endgültige Schließung bevor.

Die Lebenserfahrung lehrt: Irgendetwas, und sei es auch nur ein kleines Körnchen Wahrheit bzw. Hintergrund, ist doch eigentlich an jedem Gerücht dran. So ist es zwar völlig unzutreffend, dass die AOK Rheinland/Hamburg der Stadt Velbert jetzt nach Jahrzehnten den Rücken kehren will, jedoch gibt’s eine Veränderung. Die Gesundheitskasse sucht vor Ort ganz konkret ein neues Domizil und wird umziehen. Das mehrgeschossige Gebäude an der Friedrich-Ebert-Straße 123 – die Immobilie gehört der AOK – aus den 70er Jahren entspreche „nicht mehr heutigen Standards und Anforderungen“, erklärte Regionaldirektor Hans-Werner Stratmann auf WAZ-Anfrage, und es sei infolge von Zentralisierungen auch „zu groß geworden“. Nun soll es verkauft werden.

Zentral, ebenerdig und barrierefrei

Sie halten den Namen und die regionale bzw. lokale Verwurzelung der Gesundheitskasse hoch: Regionaldirektor Hans-Werner Stratmann (li.) und Fachserviceleiter Christian Brück.
Sie halten den Namen und die regionale bzw. lokale Verwurzelung der Gesundheitskasse hoch: Regionaldirektor Hans-Werner Stratmann (li.) und Fachserviceleiter Christian Brück. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Und in der Tat. Die Etagen wirken ziemlich leer, Platz gibt’s offenbar zur Genüge, und das liegt nicht nur daran, dass viele Mitarbeiter wegen Corona im Homeoffice sind. Man sei mit Bürgermeister Dirk Lukrafka und dem Stadtentwickler, dem Beigeordneten Jörg Ostermann, im Gespräch, die Suche laufe bereits seit acht Monaten, sagt Stratmann. „Wir bleiben in zentraler Lage, ebenerdig und in jeder Hinsicht barrierefrei“, versichert er und nennt eine für die Standortwahl wichtige Zielmarke: eine Erreichbarkeit binnen 20 Minuten mit dem Pkw oder ÖPNV. „Nähe ist und bleibt wichtig“, bekräftigt der Regionaldirektor Kreis Mettmann, „Wir werden zunächst in die Mietoption gehen.“ Federführend bei dem Standortwechsel seien die AOK-eigenen Immobilienfachleute.

230 Mitarbeiter und 167.000 Versicherte

Die Friedrich-Ebert-Straße 123 ist zugleich Sitz der Regionaldirektion für den Kreis mit seinen zehn Städten sowie Geschäftsstelle. Die AOK betreut im Neanderland 167.000 Versicherte – „Tendenz positiv“ – und beschäftigt insgesamt 230 Mitarbeiter, davon 140 hier in Velbert. Die Rheinländer sind seit 2006 mit den Hamburgern fusioniert und haben zusammen mehr als drei Millionen Mitglieder.

Suche nach neuen Räumen

Versprochen ist versprochen.
Versprochen ist versprochen. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Laut Christian Brück sucht die Gesundheitskasse aktuell für drei Standorte bzw. Geschäftsstellen im Kreisgebiet neue Räume. Das gilt – neben Velbert – explizit für Mettmann und Ratingen. Weitere Geschäftsstellen gibt es nach Auskunft des Fachserviceleiters in Hilden und Langenfeld; sie sollen ebenfalls bestehen bleiben. In dem Namen AOK seien Lokalität und Regionalität enthalten, „das ist ein Markenzeichen“, sagt Hans-Werner Stratmann.

Versicherte werden angeschrieben

Hingegen sind die Tage der bislang sechsten Geschäftsstelle im benachbarten Heiligenhaus gezählt. Die in Rathaus-Nähe gelegene AOK-Dependance werde zum Monatsende geschlossen und aufgegeben, kündigte der Regionaldirektor gegenüber der WAZ an. Sie sei ohnehin schon seit dem ersten Lockdown in 2020 geschlossen, weil man dort aufgrund der Räume die Corona-Regeln nicht umsetzen könne. Zählungen der Kundenkontakte würden zeigen, dass es an der Hauptstraße im Maximum sechs Kunden und im Minimum einen pro Stunde gegeben habe, berichtet Stratmann. Man habe über den Schritt zum 31. 3. bereits mit der Verwaltungsspitze gesprochen. Die betroffenen Versicherten würden jetzt alle informiert; die beiden Mitarbeiter bekämen andere Arbeitsplätze. Hier finden Sie weitere Berichte und Bilder aus Velbert.

Beratungszeiten deutlich ausweiten

Beratung zurzeit nur nach Terminabsprache

Um das Ansteckungsrisiko durch das Corona-Virus zu minimieren, vermeidet die AOK Rheinland/Hamburg größere Menschenansammlungen in ihren Geschäftsstellen. Aus diesem Grund sind Beratungen nur nach vorheriger Terminabsprache möglich.Termine können für Velbert über die Rufnummer 02051/940-0 vereinbart werden. Vieles lässt sich jedoch auch in der Online-Geschäftsstelle der Gesundheitskasse meine.aok.de oder über ihre App „Meine AOK“ erledigen.

Die Möglichkeiten der Kontaktaufnahme sei durch die digitalen Medien breiter geworden, am Telefon würden mittlerweile 80 Prozent aller Fälle abschließend geregt, schildert Christian Brück die Entwicklung. Kundenferne Aufgaben würden in zentralen Einheiten zusammengefasst und konzentriert, bei den für den Kunden bedeutsamen Inhalten und Themen wolle die AOK ihren Versicherten die dreifache Wahl anbieten: persönlich und im direkten Gegenüber, telefonisch oder digital. „Die Geschäftsstelle wird unser Premium-Kanal sein“ und im Regelfall von 8 bis 18 Uhr geöffnet haben, ergänzt Stratmann, man wolle die Beratungszeiten um 40 Prozent erhöhen. Die Standorte, die von vielen Kunden aufgesucht würden, würden gestärkt.