Langenberg. 3,2 Millionen Euro, so rechnet die Stadt Velbert, würde die Sanierung des LSV-Platzes Uferstraße kosten. Das wurde auf den letzten Metern gekippt
Der Fußballplatz Uferstraße wird nun doch nicht saniert, zudem kündigt die Stadt Velbert den Betreuungs- und Überlassungsvertrag mit dem Langenberger Spielverein (SV) 1916. Das entschied jetzt – mit unterschiedlich großen Mehrheiten – der Rat in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause. „Ich dachte, ich wäre im falschen Film“, sagte Thorsten Martin gegenüber der WAZ. Der erste LSV-Vorsitzende hatte die Sitzung von der Empore aus als Besucher verfolgt und nach den für seinen Verein wichtigen Abstimmungen das Bürgerhaus Langenberg recht schnell verlassen.
Kündigung ist schon zugestellt
Wie es im nächsten Jahr weitergehen soll
Anfang Juli soll bei einem Vor-Ort-Gespräch in Bonsfeld erörtert werden, wie und wo im kommenden Jahr Spielbetrieb stattfinden kann. Er habe am Donnerstag eine entsprechende E-Mail-Einladung von der Fachverwaltung bekommen, teilte Thorsten Martin mit. Dabei solle auch der Raumbedarf abgeklärt werden.„Wir waren und wir sind immer gesprächsbereit“, versichert der Vereinschef. Und fügt hinzu: „Bonsfeld und der LSV, das ist eine Institution.“
Die Sanierung sei ja schließlich nicht nur im letzten Oktober im Stadtrat positiv durchgegangen, sondern in der Folge auch in allen Ausschüssen; „aber diese Ratssitzung nicht mehr“, so Martin, der dem heute „um die 200 Mitglieder“ zählenden Verein als Jugendlicher beigetreten ist und ihn „bestimmt seit 20 Jahren“ führt. „Das muss ich erstmal sacken lassen.“ Der Auftrag an die Verwaltung, „den bestehenden Betreuungs- und Überlassungsvertrag mit dem Langenberger SV zu kündigen“, erging am Dienstagabend mit 49 Ja-Stimmen gegen drei ablehnende Voten bei 15 Enthaltungen. Er habe die Kündigung zum 22. 12. diesen Jahres schon am Tag danach vormittags per Boten zugestellt bekommen, berichtet der LSV-Chef. Die aus mehreren Unterpunkten bestehende Beschlussvorlage „Sanierung Fußballplatz Uferstraße“ lehnten 36 Ratsleute ab, 28 votierten dafür, drei enthielten sich.
Alle Vereine haben Schwierigkeiten
Esther Kanschat kündigte zu Beginn des Tagesordnungspunktes an, dass die Bündnisgrünen mehrfach intensiv diskutiert hätten und nunmehr unterschiedlich abstimmen würden. Das Problem sei doch eigentlich, meinte etwa Wolfgang Beckröge, „dass wir an einem Konzept festhalten, das im Grunde gar nicht mehr gewollt ist.“ Man könne nicht 3,1 Millionen Euro in eine Sportanlage stecken, wenn davon lediglich 30 oder 40 Menschen profitierten, sagte Michael Schmidt. „Wir sollten besser für den gesamten Langenberger Sport eine Lösung finden“, setzte der CDU-Ratsherr fort, „dort haben alle Vereine Probleme.“ Es sei auf jeden Fall nicht damit getan, bloß beim LSV eine Infrastruktur zu schaffen.
Belegungslisten zeigen den Bedarf
Nicht wenige Ratsmitglieder appellierten allerdings auch gegen eine Schließung des Platzes, der übrigens 2001, wie es im Bürgerhaus hieß, stadtweit als erster einen Kunstrasenbelag erhalten hat. „Wir halten das Schließen des Platzes für falsch“, erklärte Rainer Hübinger (SPD). „Wenn der Platz vernünftig ist“, äußerte Dirk aus dem Siepen (UVB), „werden wir dort auch Jugendmannschaften haben und nicht nur alte Männer.“ Man sollte keine Gläser zerdeppern, mahnte August-Friedrich Tonscheid (Velbert anders), solange man miteinander noch drüber sprechen könne. „Wenn dort der Kunstrasenplatz neu ist, wird sich recht rasch auch eine Jugend-Abteilung bilden.“ Der Bedarf sei ganz grundsätzlich und eindeutig da, ergänzte Martin Schwarz. „Wir haben null Luft bei den Sportstätten“, berichtete der Pirat, das sehe er an den Belegungslisten.
Duschanlage auf Vordermann und LED-Technik
Beim Langenberger SV will man das Ganze in dieser Woche bei einer Vorstandssitzung besprechen. „Minimal-Wunsch“ des Vereins sei der neue Kunstrasenbelag, sagt Thorsten Martin. Die Stadt habe sich in den 20 Jahren um den alten kaum gekümmert, „eigentlich habe wir immer alles selbst gemacht“. Weiter müsse die Duschanlage in den Umkleiden auf Vordermann gebracht werden und wolle man drittens die Flutlichtanlage auf die energetisch sinnvollere LED-Technik umrüsten. „Das wäre deutlich unter einer Million gewesen“, aber die Verwaltung habe die Sache so „aufgebauscht“, dass man bei über drei Millionen Euro lande. „Das würden wir ja auch nicht ausgeben wollen. Und mit einer anderen Planung ist das auch zu vermeiden.“ Zur Erklärung: In der Beschlussvorlage der Verwaltung werden folgende Posten genannt und beziffert: Neubau Kunstrasen 1.000.000, Grundstückserwerb Uferstraße 600.000, Sanierung Funktionsgebäude 300.000 und Wertkorrektur im Wobau-Ergebnis 1,3 Millionen Euro. Unterm Strich sind das 3,2 Millionen Euro.
Etwas für Langenberg und Bonsfeld tun
Und nun? Kommt es möglicherweise zu einem erneuten Nachdenken, das sich übrigens auch Thorsten Martin erklärtermaßen von der Politik erhofft. Esther Kanschat brachte im Rat das so genannte „Bochumer Modell“ ins Spiel. Für diese Idee kann sich offensichtlich (nicht nur) Karsten Schneider auch erwärmen, der eine Entwicklung mehr in Richtung Spiel und Freizeit „gar nicht so schlecht“ fände. „Wir sollten auf dem Gelände etwas für Langenberg und Bonsfeld tun“, sagt der CDU-Fraktionschef, „aber nicht Geld zum Fenster herauswerfen.“