Velbert. Velbert startet den Versuch, in Schulen, im Rathaus und Servicebüros kostenlose Tampons und Binden auszulegen. Das sind die Gründe dafür.

Kostenlose Menstruationsartikel sollen künftig in weiterführenden Schulen, im Rathaus, in Bürgerbüros und Jugendzentren auf der Damentoilette ausliegen. Dies hat der Haupt- und Finanzausschuss mit großer Mehrheit beschlossen. Zunächst soll es eine einjährige Testphase für dieses Projekt geben. Je nach den Erfahrungen soll neu entschieden werden. Dann soll auch Klarheit über die entstehenden Kosten herrschen. Die CDU-Fraktion hatte diesen Antrag eingebracht.

Einen Schritt weiter gehen

Mit der Senkung der Mehrwertsteuer auf Menstruationsprodukte im vergangenen Jahr sei ein wichtiger Schritt unternommen worden, begründete die CDU ihre Antrag. Nun wolle man einen Schritt weiter gehen und versuchsweise solche Produkte auf den (halb)-öffentlichen Toiletten auslegen.

In angebrachten Spendern

So wie hier in Hamm könnten die Tampon- und Bindenspender auch in Velbert aussehen.
So wie hier in Hamm könnten die Tampon- und Bindenspender auch in Velbert aussehen. © FunkeFS | Andreas Buck

Das Angebot solle sich auf Binden und Tampons beschränken, die über eigens angebrachte Spender verteilt würden. Gerade in den Schulen sei es häufiger ein Problem, dass die Mädchen von der Periode überrascht würden. Denn gerade in der Pubertät könne die Periode überraschend einsetzen. Die Schulsekretärinnen können in diesen Fällen meist aushelfen. Aber vielen jungen Mädchen sei das Fragen sehr unangenehm.

Schulleiter sind angetan

Weil sie die diesbezüglichen Probleme ihrer Schülerinnen kennen, sind die von der WAZ befragten Leiter von weiterführenden Schulen sehr für das Angebot der kostenlosen Menstruationsartikel. Conrad Aust, Leiter des Nikolaus-Ehlen-Gymnasiums: „Das ist eine gute Idee, dieses kostenfreie und niederschwellige Angebot“. Ebenso wie Pflaster und Verbände hätten die Sekretärinnen für den Notfall Tampons und Binden vorrätig. Aber vielen Mädchen sei es sichtlich unangenehm, danach zu fragen. „Außerdem zahlen wir bislang die Produkte aus dem Schuletat“, so Aust weiter. Auch Anja Häusler, Leiterin der Gesamtschule-Mitte, findet den Vorstoß „sehr gut“. Man müsse natürlich mit den Schülerinnen reden, damit kein Unsinn mit den Produkten angestellt werde. Aber da auf der Haupttoilette der Schule eine Servicekraft im Einsatz sei, sei das eher unwahrscheinlich. Missbrauch des Angebots hatte der AFD-Vertreter während der Debatte im Ausschuss befürchtet. Und auch Gabriele Commandeur, Leiterin des GSG, sprach sich dafür aus, den Versuch zu starten.

Soziale Teilhabe

Der Zugang zu Periodenprodukten sei auch ein Stück soziale Teilhabe und Gleichberechtigung, schrieb die CDU in ihrem Antrag. Es gebe immer noch Mädchen und Frauen, die sich diese aufgrund fehlender finanzieller Mittel nicht leisten können. Auch mangelnde Aufklärung sei ein häufiger Grund dafür, dass Frauen und Mädchen keinen Zugang zu den Produkten erhielten. Sie blieben daher z.T. aus Scham der Schule, Ausbildung/Studium oder Arbeit tagelang fern.

Vorreiter Schottland

Als erstes Land der Welt hat Schottland per Gesetz beschlossen, dass es in öffentlichen Gebäuden kostenlose Menstruationsprodukte geben muss.In Schottland zeigten Studien, dass im Jahr 2018 jede fünfte Frau im Land Probleme damit hatte, für ihre Tampons und Binden aufzukommen. Und 22 Prozent gaben an, dass sie die Produkte nicht so häufig wechseln können, wie sie es gern würden.– aus finanziellen Gründen.

Öffentliche Auseinandersetzung

Mit diesem Antrag und der damit verbundenen öffentlichen Auseinandersetzung, wolle man das Thema Menstruation auch aus der Unsichtbarkeit holen. Obwohl das Thema jede Frau einen Großteil ihres Lebens begleite, werde es, wenn möglich nicht thematisiert. Auf Sozialen Netzwerken wie Instagram würden Bilder mit Periodenblut zensiert.