Velbert. Auch die Velberter Jecken zeigen sich kreativ, wenn es darum geht, auch zu Coronazeiten jecke Stimmung aufkommen zu lassen.
Karneval und Corona – eine denkbar schlechte Kombination. „Wir wollen kein zweites Heinsberg hier haben“, meint Dennis Fülling, Vorsitzender des Festausschuss Velberter Karneval. Schon Mitte Oktober hatte man sich daher dazu entschlossen, die Session dieses Jahr abzusagen. Das bedeutete: Kein Sitzungskarneval, kein Rosenmontagsumzug und auch kein neues Prinzenpaar. Doch was machen die Jecken Velberter jetzt am Wochenende, welches eigentlich das Highlight der Session gewesen wäre?
Videoprojekt mit Stadt Velbert
„Ich bin das erste Mal seit Abschluss meiner Lehre an Altweiber arbeiten“, erzählt Dennis Fülling am Telefon und lacht, „das gab es so auch noch nicht.“ Er gibt zu: „Das ist ein komisches Gefühl.“ Ein bisschen etwas zu organisieren hat er trotzdem: In Zusammenarbeit mit der Stadt Velbert wurde ein Videoprojekt auf die Beine gestellt. Zu einer bekannten Melodie wurde ein neuer Text geschrieben, den die Karnevalisten singen und sich dabei filmen sollten. Fülling ist froh über die gute Resonanz zu der Aktion. Und doch; „Ganz besonders fehlt mir einfach die Nähe zu Freunden und Bekannten – das nicht nur im Karneval“, gibt der ehemalige Stadtprinz zu.
Gemeinsames Feiern fehlt
Ähnlich sieht es auch der amtierende Stadtprinz Markus Versteegen. „Das gemeinsame feiern, singen und tanzen fehlt.“ Zusammen mit seiner Prinzessin Saskia war er bereits in der letzten Session Stadtprinz. Da es vorhersehbar war, dass dieses Jahr kaum Veranstaltungen stattfinden würden, hatte man sich dazu entschlossen, dieses Jahr noch einmal die Velberter Jecken zu vertreten. Und auch Markus Versteegen hat an der Videoaktion teilgenommen und das Lied mit eingesungen. „Selber Schuld“, meint Versteegen mit Augenzwinkern, als er daran zurück denkt. Ein bisschen Wehmut schwebe bei ihm aber trotzdem mit. Für ihn, der das alles seit seiner Kindheit jedes Jahr mitmacht, sei dies eine ungewohnte Situation. Schwierig stelle er sich das auch für seine Nachfolger vor: Sponsoren finden und Organisation wird in Hinblick auf Corona nicht einfach sein. Trotzdem möchte Versteegen zuversichtlich bleiben.
Videokonferenz überträgt „Couchsitzung“
Wirklich viel los ist auch in den Velberter Karnevalsvereinen nicht. Marc Ratajczak ist Präsident der Karnevalsgesellschaft Grün Weiß Langenhorst. „Es ist schon komisch, wenn man sich die alten Videos anguckt. Das ist wie als wäre man in einer fremden Welt.“ Vorletzte Woche wäre eigentlich die traditionelle Kostümsitzung des Vereins gewesen. Da hat sich Ratajczak einfach spontan dazu entschlossen, eine „Couchsitzung“ als Videokonferenz einzuberufen. „Es war trotzdem ein schöner Abend, wir haben nett gequatscht.“ Dennoch fällt dem Vereinspräsidenten auf, dass die Gemeinschaft im Verein fehle. „Zu zweit alleine Karneval feiern ist auch ein bisschen schwierig, da es eigentlich ja ein Gemeinschaftsding ist.“ Für nächstes Jahr haben sich die Grün Weißen Karnevalisten dann eins ganz feste vorgenommen: „Voll durchstarten!“
Drive-in Ordensvergabe
Ein kleines Highlight konnte die Karnevalsgesellschaft Urgemütlich am Sonntag feiern: Eine Drive-In Ordensvergabe. „130 Orden verleihen wir heute kontaktlos“, berichtet der erste Vorsitzende Matthias Weise. Von 11.11 Uhr bis 13.11 Uhr konnten die aktiven Mitglieder sich den Vereinsorden am Hixholzer Weg abholen. Die Übergabe erfolgte dann mit einem langen Greifarm auf Abstand in die Autos – ohne Bützen versteht sich. Vom Fenster aus gab es noch Lob für das Onlineprogramm des Vereins. „Das gestern Abend war total toll“, lobt eine Karnevalistin Matthias Weise und Stephan Lüdtke.
Die Ordensverleihung heute sei ein bisschen wie Rosenmontag, lacht Weise. Ihm fehlen die Sitzungen besonders. Zu tun gebe es trotzdem einiges, berichtet Stephan Lüdtke – spätestens, wenn die Vorbereitungen für die nächste Session weitergingen.