Kreis Mettmann. WAZ-Mitarbeiter Simon Klaus ist seit zwei Monaten Tester in einem Corona-Schnelltest-Zentrum im Kreis ME. Dort kann der Student einiges erleben.

Corona-Schnelltestzentren waren in der letzten Woche Bestandteil vieler Diskussionen. Falsche Abrechnungen, sehr geringe Einstiegshürden für Unternehmer, eine schwierig zu kontrollierende Hygiene: die Kritik in den Medien war groß. WAZ-Mitarbeiter Simon Klaus arbeitet seit zwei Monaten in einem Schnelltestzentrum in Ratingen und berichtet, wie es in der Praxis abläuft.

Freiraum im Semester

Erst einmal die Einstiegsfrage: wie bin ich überhaupt an den Job gekommen? Hauptsächlich studiere ich Journalismus, nebenbei arbeite ich bei der WAZ Heiligenhaus und Velbert als freier Mitarbeiter. Da ich dieses Semester allerdings viel Freiraum durch ein geringes Lernstoff-Volumen habe, war mir klar: Ich will meine Energie und meine Motivation nutzen, zusätzliches Geld zu verdienen. Über eine Plattform für Studentenjobs bin ich auf die Stelle in Ratingen gestoßen – und wusste direkt: das will ich machen!

Unter der Maske und in der Schutzkleidung kann es bei dem heißen Wetter ganz schön warm werden, hat Simon Klaus am eigenen Leib erfahren.
Unter der Maske und in der Schutzkleidung kann es bei dem heißen Wetter ganz schön warm werden, hat Simon Klaus am eigenen Leib erfahren. © Simon Klaus | Simon Klaus

Dreistündige Schulung

Die Kombination aus einem Beitrag für die Bekämpfung der Pandemie und einem flexiblen Studentenjob hat mir sehr zugesagt. Im Rahmen einer dreistündigen Schulung lernte ich gemeinsam mit den anderen Studenten alle Richtlinien zur Durchführung der Tests, dem Umgang mit den Kunden und der Hygiene kennen. In den letzten Wochen hatte ich wöchentlich zwei bis drei sechsstündige Schichten, bei denen ich jeweils die Aufgabe des Testers übernommen habe. Die Einweisung und elektronische Anmeldung hat der Standortleiter übernommen.

Interaktion mit Menschen

Die Arbeit ist zwar aufgrund der festgelegten Abläufe nicht besonders abwechslungsreich, doch gerade nach einer so langen Zeit ohne viele soziale Kontakte ist die Interaktion mit Menschen erfrischend. Die große Mehrzahl der Kunden ist freundlich, offen und freut sich ebenfalls über ein kurzes Gespräch. Selbstverständlich gibt es auch hier schwarze Schafe, beispielsweise Kunden, die nach Punkt 15 Minuten wutentbrannt bei uns am Container stehen und ihr Testergebnis einfordern. Hier bedarf es einer gewissen Nonchalance, unsere Abläufe wieder und wieder neu zu erklären und den Kunden klarzumachen: Hier ist gerade sehr viel los, da können Testergebnisse auch mal nach 20 Minuten verschickt werden.

Mit einem sehr guten Gefühl

Selbstverständlich haben auch wir die kippende Stimmung gegenüber Testzentren mitbekommen. Es gab Nachfragen, wir wurden auf die Skandale angesprochen und es wurden – vermeintliche – Witze gemacht wie „Ich hoffe jetzt aber, dass Sie keine Betrüger sind.“ In solchen Gesprächen verweise ich sehr gerne auf unsere Vorschriften, die bei uns niemand auch bei Bitten der Kunden nach Ausnahmen bricht oder umgeht. So kann ich mit gutem Gewissen behaupten, dass ich nicht bei einem schwarzen Schaf der Branche gelandet bin. Die Arbeit macht an den meisten Tagen Spaß – außer, wenn man in 30 Grad Hitze unter diversen Schutzanzügen, Kitteln und Faceshields gefühlt dahinschmilzt. Doch auch bei solchen Bedingungen muss die Pandemie bekämpft werden – und das mit einem sehr guten Gefühl.

Schnelltestzentren

Auch im Kreis Mettmann sind die Schnelltestzentren aus dem Boden geschossen - es gibt zahlreiche Möglichkeiten für die Bürger, sich kostenlos testen zu lassen. Auf der Homepage des Kreises kann man sich alle registrierten Teststellen anzeigen lassen.Der WAZ-Mitarbeiter arbeitet in einem Schnelltestzentrum in Ratingen. Das Zentrum ist auf dem Parkplatz des Esprit-Outlets im Voisweg errichtet worden und erreicht tägliche Testzahlen zwischen 200 und 400.