Velbert. Wie geht es nach dem Schulabschluss weiter? Auch viele junge Velberter fragen sich das derzeit. Andere dagegen haben ihren Weg schon gefunden.
Das Schuljahr neigt sich dem Ende. Für einige, die dieses Jahr ihren Abschluss machen damit auch ihre Schulzeit. Auch WAZ-Mitarbeiter Moricz Hübinger hat frisch sein Abi-Zeugnis in der Tasche. Wie es für ihn jetzt beruflich weitergeht weiß er schon - im Gegensatz zu vielen anderen.
Spontaner Entschluss
Recht spontan habe ich, Moricz Hübinger, 18 Jahre, mich Ende letzten Jahres dazu entschlossen, mein Glück zu herauszufordern und mich an der Folkwang Universität in Essen-Werden für ein Lehramtsstudium im Fach Musik zu bewerben. Die Zeit für die Vorbereitung auf die Aufnahmeprüfung war damit sehr begrenzt und große Chancen habe ich mir, um ehrlich zu sein, nicht ausgemalt.
Lehramtsstudium an Folkwang Hochschule
Anfang des Monats hielt ich nach einer Prüfung im Fach Musiktheorie, einer praktischen Prüfung im Jazzklavierspiel, einem Bewerbungsgespräch und einem kleinen „bürokratischen Albtraum“ zu meiner Überraschung und Freude dann doch tatsächlich eine Zusage in der Hand. Unweigerlich trete ich damit in die Fußstapfen etlicher Familienmitglieder im Hause Hübinger, die als Lehrer arbeiten. Na großartig, ein richtiges Lehrerkind bin ich also geworden.
Traum vom Jura-Studium
Doch wie ergeht es den anderen Schülerinnen und Schülern in diesem Jahr? Katerina hat ebenfalls am Mariengymnasium in Essen-Werden ihr Abitur gemacht. Sie erzählt von ihren Plänen nach der Schule: „Am liebsten möchte ihre Jura studieren.“ Das offizielle Zeugnis steht noch aus, danach wolle sie sich anfangen genauer zu informieren. „Erstmal möchte ich in der Nähe bleiben“, überlegt sie. Am liebsten Münster. „Ich habe in der zehnten Klasse ein Praktikum in dem Bereich gemacht, das hat mir sehr viel Spaß gemacht, insbesondere die Gerichtsverhandlungen waren interessant.“
Mitschüler Jonas – ebenfalls aus Velbert – sieht sich eher im naturwissenschaftlichen Bereich. „Ich werde anfangen, Physik in Duisburg zu studieren“, berichtet er begeistert. Ein Freiwilliges Soziales Jahr oder Auslandsjahr kam für ihn nicht in Frage. Rojin vom Geschwister-Scholl-Gymnasium sieht das ähnlich. „Ich muss ehrlich sagen, dass mir da keine Stelle zugesagt hat“, sagt sie. Außerdem hätte sie Sorge, dass sie ein Jahr verschwende. Dennoch: „Viele in meiner Stufe haben sich aber dafür entschieden.“
Rettungsdienst bei der Stadt Essen
Darunter ist auch Julia, die an der Gesamtschule Velbert-Mitte gerade ihr Abi gemacht hat. Sie wird ihr FSJ an ihrer Schule absolvieren und möchte danach Soziale Arbeit studieren. Auch Johanna nutzt das Jahr, um sich auf die Ausbildung zur Notfallsanitäterin vorzubereiten und im kommenden Jahr einen Bundesfreiwilligen Dienst im Rettungsdienst der Stadt Essen zu machen. Ob Rojin glaubt, dass es dieses Jahr besonders schwierig ist sich auf etwas festzulegen? „Bei meinen Freunden ist das auf jeden Fall so“, antwortet Coskun.
Verunsicherung durch Corona
Diesen Eindruck kann auch die Agentur für Arbeit auf Anfrage teilweise bestätigen. „Viele Schülerinnen und Schüler sind durch die Corona-Pandemie eher verunsichert oder möchten abwarten. Einige Jugendliche nehmen an, dass es wegen Corona gar keinen Sinn macht, sich um eine Ausbildungsstelle zu bewerben. Das stimmt aber nicht! Sondern, ganz im Gegenteil: Die Unternehmen suchen händeringend Azubis“, erklärt Nora Kast, Leiterin der Berufsberatung im Kreis Mettmann.
So schildert auch die sechzehnjährige Nargis die Situation. Sie war bis zu ihrem Abschluss dieses Jahr Schülersprecherin an der Realschule Kastanienallee. „Bei uns wussten eigentlich schon viele, was sie nach der Schule machen wollten.“ Sie selbst beginnt dieses Jahr eine Ausbildung zur Steuerfachangestellten.
Azubis händeringend gesucht
Die Chancen auf einen Ausbildungsplatz stünden in diesem Jahr sogar besser als zuvor, auf jeden Bewerber kämen rechnerisch 0,78 Ausbildungsstellen, Azubis würden händeringend gesucht, weiß Nora Kast von der Berufsberatung. „Ich kann nur jeder und jedem raten, diese Chance zu nutzen.“