Velbert. Im Velberter Reparaturcafé wird jeder kaputte Gegenstand genau unter die Lupe genommen. Und oft kommt er heile wieder heraus. Ein Selbstversuch.
Ein lautes Brummen und Knacken - und das war es. Auf den Morgenkaffee muss ich verzichten. Das Display meines Kaffeeautomaten leuchtet rot und zeigt den Streik des Geräts an. Ausschalten, Stecker ziehen, Anschalten bringt nichts. Theoretisch ist der Fehler schnell gefunden, praktisch heißt es: Aufschrauben und das geht bei mir niemals gut aus. Also leihe ich mir einen Handkaffeefilter von meiner Mutter und verzichte auf den leckeren Café Crema.
Jeden Morgen werfe ich einen müden und enttäuschten Blick auf den Automaten und ab und an schalte ich ihn auch noch mal an, um mit Schrecken das warnrote Display zu betrachten Einschicken? Zum Fachhändler bringen? Lohnt sich das überhaupt? Oder einfach wegwerfen? Neben dem Handkaffeefilter erhielt ich noch einen Tipp von meiner Mama: „Bring die Maschine doch ins Reparaturcafé.“
Zwei Mal im Monat kümmern sich Ehrenamtler in Velbert um defekte Geräte
Das gibt es seit Juli vergangenen Jahres – genauso lang schlummert der Kaffeeautomat mit seinem Fehler vor sich hin. Die katholische Kirchengemeinde St. Michael und Paulus hat das Café an der Mittelstraße eröffnet, damit weniger Dinge weggeworfen werden, aber auch für den persönlichen Austausch bei einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen. Am ersten und dritten Freitag im Monat kümmern sich insgesamt sechs Ehrenamtler um defekte Dinge- ob mit oder ohne Stecker.
Heute aber gibt es keinen Kaffee – auch im Reparaturcafé bleiben die Maschinen aus. Allerdings haben die Geräte hier keine Defekte. Coronabedingt wurde das Reparaturcafé zu einer Reparaturabgabestelle umfunktioniert. Ich fülle also einen Zettel aus, welches Gerät ich mitbringe, was für ein Problem es hat und gebe dann meinen Automaten ab. Bis zum nächsten Öffnungstermin werde ich informiert, ob er wieder fit gemacht werden konnte.
Unter den Ehrenamtlern sind Profis und geschickte Tüftler
Die Ehrenamtler kommen auch ohne Publikumsverkehr gern. Unter den sechs Männern sind Schreiner, Ingenieure, handwerklich geschickte Tüftler. Mit dabei haben sie stets ihren eigenen Werkzeugkoffer. „Wir wollten eigentlich Werkzeug anschaffen“, erklärt Jasmina Mikic, die das Reparaturcafé organisiert. „Aber die Herren wollten lieber ihre eigenes mitbringen.“
Natürlich freut sich die Spendenkasse dennoch mal über einige Euros. „Davon schaffen wir dann spezielles Werkzeug an, was niemand hat“, so Mikic.
Auch an alten Schätzchen wird getüftelt
Bereit zur Abholung liegt heute ein Laminiergerät. „Das war noch recht neu“, erinnert sich Mikic und schnell zeigt sich, mit wie viel Herzblut die Ehrenamtler sich an die Aufgaben machen. Das Gerät ist repariert und dabei liegt, in Folie laminiert, eine bebilderte Beschreibung, was gemacht wurde und auch einige Handhabungshinweise.
Und auch ich werde vor dem Gehen noch gefragt: „Haben Sie die Maschine denn immer gut gereinigt und entkalkt?“. Ehrlich schüttle ich den Kopf und hoffe, dass die engagierten Herren ihr dennoch wieder Leben einhauchen können. Diese aber scherzen: „Wenn Sie jetzt schon ein halbes Jahr herumsteht, dann können Sie doch auch ganz drauf verzichten“ – und ich denke sehnsüchtig an die Crema auf meinem schwarzen Kaffee.
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Ein Gerät mit viel ideellem Wert
Als ich gehe, kommt ein Mann vorbei, um sein Tonband aus den Siebziger Jahren abzuholen. „Hat leider nicht geklappt“, sagt er. Das Gerät hat für ihn vor allem einen emotionalen Wert, hat quasi das Kennenlernen seiner Frau begleitet. „Aber ich gebe noch nicht auf. Ich habe noch ein weiteres, das ist das gleiche Modell, vielleicht kann man dann ja aus zwei Tonbändern eines machen.“ Schon lange ist er auf der Suche nach jemanden, der sich der Geräte annimmt. „Aber sowas repariert ja niemand mehr“. Und dann hat er das Reparaturcafé entdeckt und die Ehrenamtler, die gerade an solchen Aufgaben Freude haben.
Die Gruppe ist „super zuverlässig ist“, freut sich Jasmina Mikic. „Wir haben schon viele Anfragen von einigen Herren gehabt, die auch gerne mitmachen würden, aber wir sind voll.“
Acht Geräte pro Öffnungstag im Schnitt
Ins Reparaturcafé werden pro Öffnungstag im Schnitt acht Geräte gebracht, und diese auch von jungen Menschen. Angenommen werden auch Holzspielzeug, Lampen und alle anderen Gegenstände, die tragbar sind. Bei jedem Stück geben die Ehrenamtler ihr Bestes. „Manchmal benötigen wir aber Ersatzteile“, weiß die Organisatorin. „Dann rufen wir beim Eigentümer an und teilen ihm das mit. Möchte er, dass der Gegenstand repariert wird, sagen wir ihm, wo er das Ersatzteil bekommt und wie viel es kostet und dann kann er es besorgen.“
Kein Happy End für die Kaffeemaschine
Das Reparaturcafé
Am 17. September eröffnete das Reparaturcafé der katholischen Kirchengemeinde St. Michael und Paulus. An der Mittelstraße 7 können an jedem ersten und dritten Freitag im Monat kaputte Geräte oder funktionsuntüchtige Gegenstände zwischen 9 und 12 Uhr abgegeben werden. Der Reparaturversuch ist kostenlos. Derzeit können die Geräte nur gebracht und abgeholt werden, wenn die Coronalage es wieder zulässt, können die Gäste aber bei einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen die Zeit überbrücken.
Für meinen Kaffeevollautomaten heißt es, quälend lange vier Wochen später: Kein Happy End. Alle Versuche, die Fehlerquelle zu beheben scheiterten, offenbar stimmte etwas mit dem automatischen Reinigungsmechanismus nicht. Diagnose: Das ganze Innenleben ist hinüber. Nun bleibt mir nur noch nach der Abholung im Reparaturcafé, um meinen Kaffeeautomaten auf seinen letzten Gang zum Wertstoffhof zu begleiten und danach die Suche nach einem neuen Gerät.