Kreis Mettmann.. Spezialisten der Kreispolizeibehörde nehmen jetzt auch den gewerblichen Güterverkehr ins Visier. Druck auf die Fahrer und auf das Material.


Für den Gerüstbauer wird die Polizeikontrolle zur zumindest vorläufigen Endstation: Sein Firmenwagen war „hemmungslos überladen“, wie sich Michael Gieschen noch lebhaft erinnert. „Die Federn hatten gar keinen Federweg mehr“, beschreibt der in dem Aufgabenbereich „Hauptunfallursachenbekämpfung und Sonderverkehr“ eingesetzte Beamte den Missstand. Oder aber der selbst gebastelte Umbau eines Pritschenwagens zu einem Autotransporter: „Die Konstruktion war völlig untauglich und natürlich auch nicht genehmigt.“ Unvergessen ist auch das abenteuerliche Umfunktionieren eines Ex-Baustellenfahrzeugs zum Lebensmittel-Transporter. Eine Kühlanlage? Fehlanzeige!

Radlastwaage wäre eine echte Hilfe

Im Gegensatz zu den vorherigen Landesregierungen, die dafür nur die Autobahnpolizei in die Pflicht genommen hatten, hat die amtierende nicht zuletzt aufgrund vieler schwerer Unfälle auch die Landrats- und kleinen Kreispolizeibehörden aufgefordert, ein waches Auge auf den gewerblichen Güterverkehr zu haben. „Was ich in der kurzen Zeit erlebt habe, ist unglaublich“, sagt Ulrich Laaser. „Da hat man ja fast Angst, noch rauszufahren.“ Der langjährige Leiter der Velberter Wache ist seit einigen Wochen stv. Chef der Direktion Verkehr und leitet den Verkehrsdienst. „Das Gute ist, hier sind sehr engagierte Fachleute. Allesamt versierte Kollegen, keine Frischlinge.“

Sprinter-Klasse bildet das Gros bei Kontrollen

Michael Gieschen zum Beispielhabe das richtige Näschen für diesen Job. „Der riecht das richtig, ob ein Fahrzeug durchgerostet ist, technische Mängel an Bremsen oder Reifen hat oder auch zuviel bzw. falsch beladen ist.“ Zum gewerblichen Güterverkehr zählen Laaser zufolge nicht nur Transporter, sondern auch Reise- und Schulbusse sowie Taxen. Ein bis zwei Fahrzeuge ziehe man kreisweit Woche für Woche aus dem Verkehr, „ganz oft Kleintransporter bis 3,5 Tonnen“, die so genannte Sprinter-Klasse. Sie bildeten ohnehin das Gros bei den Kontrollen.

In den Pausen be- und entladen ohne zu ruhen

„Die meisten Fahrer haben ganz massiven Druck, vom Unternehmer aufgebaut“, erzählt Gieschen, „das gibt aber keiner zu.“ Lenkzeiten und zu kurze Ruhezeiten seien ein permanentes Thema; nicht selten würde in den Pausen gearbeitet, etwa der Wagen beladen. Die Fahrzeuge seien nicht darauf ausgelegt, „dauerhaft bis zum Anschlag“ belastet zu werden. Ulrich Laaser spricht hier von „Profitgier“. Und berichtet, dass diese 3,5-Tonner gerade bei schweren Unfällen beteiligt oder deren Auslöser seien: „Die Fahrer kommen oft mit einem blauen Auge davon.“ Hingegen würden in den Unfall nur hineingezogene Menschen häufig schwer verletzt oder gar getötet.

Fahrzeug schwimmt und wird unsteuerbar

Es kann übrigens gut sein, dass das zulässige Gesamtgewicht nicht überschritten wurde, was die Polizei auf einer geeichten, öffentlichen oder firmeneigenen Brückenwaage genau prüfen kann, sehr wohl aber beispielsweise die Hinterachse zu sehr belastet ist. „Und zwar so stark, dass in diesem Fall die Vorderräder kaum noch Kontakt zur Fahrbahn haben, das Fahrzeug anfängt zu schwimmen und unsteuerbar wird“, erläutert Ulrich Laaser. Umso notwendiger sei eine mobile Radlastwaage, NRW-weit leider eine absolute Rarität. „An die 30 000 Euro“ kostet die Anschaffung. Der Direktionsvize hat diesen Schritt jetzt als Behördenprojekt vorgeschlagen.