Velbert. Sein dreirädriges Therapiegefährt wurde dem Schwerbehinderten Jörg Elsner vor einer Arztpraxis in Velbert gestohlen. Ohne Rad kann der 42-Jährige den Alltag, den er seit diesem Frühjahr in den eigenen vier Wänden meistert, kaum bewältigen. Die bis zu 3000 Euro für eine Neuanschaffung zahlt die Krankenkasse nicht.
Es kostet Jörg Elsner allergrößte Anstrengung, als es schließlich im Gespräch aus ihm herausbricht: „Ich will mein Fahrrad wieder haben!“ Der Verlust des dreirädrigen Therapiegefährts, das dem Velberter am Dienstagmittag vor einer Arztpraxis an der Blumenstraße gestohlen wurde, stürzt den Mann in schiere Verzweiflung: „Das ist, als würde man einem gesunden Menschen die Beine abschlagen!“
Neuanschaffung kostet rund 3000 €
Der Vergleich ist kaum übertrieben. Elsner, 42 Jahre alt, hat einen sehr langen Weg zurückgelegt, um ein einigermaßen selbstständiges Leben führen zu können. Der stolze Bewohner eines kleinen Appartements beim Verein „Pro Mobil“ an der Günther-Weisenborn-Straße ist seit Geburt schwer behindert; die Nabelschnur hatte sich um den Hals des Fötus geschlungen, Sauerstoffmangel verursachte in Folge ein unheilbares Leiden, das als Tetra-Spastik bezeichnet wird: „Jörg ist nicht in der Lage, zielgerichtete Bewegungen auszuführen, die Motorik ist tiefgreifend gestört“, beschreibt Anke Walther seinen Zustand. Die so resolute wie einfühlsame Heilpädagogin ist Leiterin der teilstationären Wohngemeinschaften bei „Pro Mobil“ und Betreuerin von Elsner.
Seit 2003 lebt der gebürtige Solinger in Velbert in der Obhut des Vereins, zuerst in einer Außenwohngruppe, „wo er systematisch vorbereitet wurde auf das alltägliche Leben“, erzählt Anke Walther. Dann, in diesem Frühjahr, der lang ersehnte Sprung in das selbstbestimmte Leben innerhalb eigener vier Wände. „Leider hat meine Mutter das nicht mehr erlebt“, sagt Jörg Elsner traurig. Denn immerhin hat er neben der Wohnung auch eine Vollzeitbeschäftigung bei den WfB Werkstätten an der Fichtestraße. Wichtigster sozialer Kontakt ist wohl die regelmäßige Betreuung durch Anke Walther, „man muss schon nach Jörg schauen“, ist die überzeugt.
Therapierad ist lebensnotwendig
Doch dieses mühsam aufgebaute Leben funktioniert nur dann, wenn sich Jörg Elsner mit Hilfe seines Therapiefahrrads, das er vor 15 Jahren als Sonderanfertigung der Firma Haverich mit Spezialachse und Siebengangschaltung, finanziert seinerzeit noch von der Krankenkasse, bewegen kann. „Heute zahlt das keine Kasse mehr“, weiß die Betreuerin. Bis zu 3000 Euro wären für eine Neuanschaffung nötig – utopisch für Jörg Elsner, der sich trotz seiner Muskeln nur mit größter Mühe in klobigen Stiefeln zu Fuß bewegen kann. Sein größter Wunsch? „Die Polizei ruft an und sagt: Wir haben dein Rad gefunden!“