Neviges.. Auf dem „Hof im Sondern“ in Neviges tollen zurzeit 21 Osterlämmer über die Wiesen. Ab dem 3. März ging es Schlag auf Schlag mit den Geburten. Dabei zieht das Ehepaar Waltraud und Martin Grützmacher auch drei Flaschenkinder groß.
Berta guckt interessiert und wendet sich dann gelangweilt ab. Auch für Anton, die eine „Sie“ ist, weil ihre Schwester Pünktchen heißt, ist der Fall schnell erledigt. Sind ja doch wieder nur neugierige Zweibeiner, die den Nachwuchs begaffen. Der steht zurzeit im „Hof im Sondern“ zwar im Mittelpunkt, hat aber keine Namen. „Nein, das mache ich extra nicht“, sagt Waltraud Grützmacher, Schaf-Expertin und Ehefrau des Biobauern Martin Grützmacher.
Problemlose Geburten
Denn so niedlich die 21 Lämmchen, die seit März über die Wiesen springen, auch sind – sie genießen hier im Windrather Tal ein Paradies auf Zeit. Aber das dafür in vollen Zügen. „Tagsüber geht’s immer raus, und das geht bei diesem Wetter natürlich prima“, erzählt Waltraud Grützmacher, die als Berufsschullehrerin im Bereich Tiermedizin zuweilen auch mal als Hebamme einspringt. „In einem Fall, bei einer Steißlage, da mussten wir ein bisschen nachhelfen.“ Ansonsten hatten die 16 Muttertiere alles selbst im Griff. „Ab dem 3. März, da ging das hier zack, zack.“ Arbeit hat Waltraud Grützmacher dennoch genug, denn drei der Lämmer sind Flaschenkinder.
Eines wurde verstoßen, bei einem war die Mutter überfordert. Während Zwillingsgeburten keine Seltenheit sind, „hat man Drillinge nicht so gerne“, so Waltraud Grützmacher. Schließlich haben Schafe nur zwei Zitzen.
Vorwitzig lugt ein geflecktes Lämmchen um die Ecke, wie seine Kollegen ein kleines Ostfriesisches Milchschaf. Es liegt an der Rasse, dass es auf dem Hof im Sondern auch nur echte Osterlämmchen gibt. „Die werden nur im Frühjahr geboren, während die Merino-Schafe das ganze Jahr Lämmer bekommen können.“ Fünf Monate sind die Tiere trächtig. Dass sie ihren Eisprung im Herbst bekommen, richtete die Natur klug ein: „Jetzt wächst das Gras frisch, jetzt gibt es genug zu fressen.“
Während die Mütter zufrieden grasend ihren Nachwuchs beäugen, ist vom Erzeuger weit und breit nichts zu sehen. Alles Alleinerziehende, hat sich Papa etwa vom Acker gemacht? Doch der Bock hatte nicht etwa keinen Bock auf seine Vaterrolle: Er durfte vielmehr nicht, musste stattdessen das Zeitliche segnen. „Die werden nach dem Decken zu frech, können richtig gefährlich werden“ weiß die Schaf-Expertin. Dass sie sich im Spätsommer auch von den dann nicht mehr so kleinen Jungtieren verabschieden muss, das sei eben der Lauf der Dinge. „Wenn ich Schafe halten möchte, muss ich sie verwerten.“ Auf ihrem letzten Weg werden die Tiere dann von ihrem Ehemann begleitet. An Lämmchen „Scarlet“ geht der Kelch aber vorüber. „Eines der Flaschenkinder, gehört unserer Tochter.“ Somit hat „Scarlet“, das schwarze Schaf, richtig Schwein gehabt.