Velbert.. Tafel Velbert erhält jährlich 280 Tonnen Nahrungsmittel. Allerdings: Die Hygieneverordnung verbietet in einigen Fällen sogar die Nutzung als Viehfutter.
Weiterhin landen viel zu viele Lebensmittel im Müll. Pro Jahr wirft jeder Bürger 82 Kilogramm weg. Dabei sind die Nahrungsmittel meist nicht verdorben – selbst wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum schon abgelaufen ist. Davon profitiert u.a. die Velberter Tafel, die fünf Mal pro Woche Bedürftige mit Mittagessen und gespendeten Lebensmitteln versorgt.
„Wir erhalten jährlich 280 Tonnen Lebensmittel für unsere Tafeln in Velbert-Mitte, Langenberg, Neviges, Birth, Wülfrath und Heiligenhaus“, erklärt Hans-Jörg Haase, einer der Leiter der Tafel. „Leider bestehen bei einigen Unternehmen immer noch Vorbehalte“, klagt er. So weigere sich ein Discounter ohne jegliche Begründung, Lebensmittel abzugeben, andere hingegen beliefern die Tafel großzügig.
Was passiert mit dem Brot von gestern, das kein Kunde mehr haben möchte? „Ein Mal wöchentlich holt ein Landwirt es ab. Das Brot wird zu Viehfutter verarbeitet“, berichtet eine Sprecherin der Bäckerei Bär.
Jede Woche landen pro Haushalt Lebensmittel für rund zehn Euro im Müll
Am häufigsten wandern in den privaten Haushalten Obst und Gemüse in den Abfalleimer. Der Geldwert der Lebensmittel, die im Müll landen, liegt pro Woche und Haushalt bei immerhin rund zehn Euro. Der größte Teil der weggeworfenen Äpfel und Gurken stammt von Endverbrauchern. Sie sind für 61 Prozent der Verschwendung verantwortlich.
„Weggeworfene Lebensmittel werden bei uns nicht verwertet. Sie kommen in die Müllverbrennung“, erzählt Abfallwirtschaftsberater Detlef Schäfer von den Technischen Betrieben Velbert (TBV). Die Biotonnen sind für Speisereste tabu, und zur Schweinefütterung an Landwirte dürfen die weggeworfenen Nahrungsmittel auch nicht genutzt werden – das verbieten die strengen Hygienevorschriften. Die TBV schätzen, dass rund ein Viertel des Restmülls, der abgefahren wird, aus Lebensmitteln und Speiseresten besteht.
Zum Glück landen nicht alle Lebensmittel im Abfall. Restaurants und Großküchen sammeln die aussortierten Nahrungsmittel in speziellen luftdichten Stahltonnen. Nach erfolgter Erhitzung und Aufbereitung durch den Entsorger wird die Ware dann an Landwirte ausgeliefert.
Im Klinikum müssen alle Reste vernichtet werden
Rund viereinhalb Tonnen Lebensmittelabfälle fallen Monat für Monat im Klinikum Niederberg an. „Leider müssen alle Reste, die nach der Essensauslieferung von den Stationen zurückkommen, vernichtet werden“, bedauert Ulrike Müller, Pressesprecherin des Klinikums. „Das schreibt die Lebensmittelhygieneverordnung zwingend vor. Schließlich drohen sonst Infektionsgefahren“, erklärt sie.
Die Velberter Tafel hingegen kann sich darüber freuen, dass sie seit Jahren in konstanter Höhe Lebensmittel als Spenden erhält. Denn der Zuspruch der zu versorgenden Menschen wächst stetig. „Leider kann die Kundin oder der Kunde bei uns kein Vollsortiment kriegen“, betont Hans-Jörg Haase. Salz, Zucker und Mehl erhalte die Tafel so gut wie gar nicht, auch Aufschnitt und Fleisch sei schwierig zu bekommen. Viele der möglichen Lieferanten fürchteten offenbar, dass die Kühlkette nicht eingehalten werde.
Bedingt durch Hygienevorschriften und auch durch Verschwendung sowie Fehlkäufe kommen in Deutschland jährlich elf Millionen Tonnen Lebensmittel auf den Müll. Dabei könnten zwei Drittel dieses Abfalls vermieden werden, sagen Studien. Nahrungsmittel für über 21 Milliarden Euro wandern so in die Tonne und landen letztlich in der Müllverbrennung.