Jeder zwölfte Junge ist abhängig von Spielen am Rechner, vernachlässigt Schule und Freunde. Aber Eltern können gegensteuern.
In jedem Klassenzimmer sitzt mindestens ein Junge, der süchtig nach Computerspielen ist: Nach einer Studie der DAK ist jeder zwölfte Junge im Alter von 12 bis 25 Jahren betroffen. Auch die Suchtberatung der Diakonie Niederberg in Velbert kennt mehrere Fälle von Jugendlichen, die zumindest suchtgefährdet sind.
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„Meistens kommen zunächst die Eltern in die Beratung“, berichtet Dagmar Fischer, Sozialarbeiterin und Suchttherapeutin bei der Diakonie. In der Regel seien Vater und Mutter durch den rapiden Leistungsabfall ihres Sprösslings in der Schule alarmiert. Die schlechten Noten sind kein Wunder, sitzen doch die meisten Jugendlichen bis spät in die Nacht vor dem Rechneroder am Handy und zocken, dementsprechend müde und wenig aufnahmefähig sind sie im Unterricht. Mädchen sind von der Spielsucht weniger betroffen, sie verlieren sich dafür eher in sozialen Netzwerken.
Viele Alarmzeichen
Weitere Alarmzeichen sind die Vernachlässigung des Freundeskreises oder der Mahlzeiten. „Viele essen dann nur noch vor dem Computer und nehmen nicht mehr an den gemeinsamen Mahlzeiten teil“, sagt Dagmar Fischer. Das Spiel beschäftigt das Denken der jungen Menschen Tag und Nacht. „Da unterscheidet sich die Computerspielsucht nicht von anderen Süchten“ erklärt Fischer weiter. Oft wird den Jungen sogar ihre Zukunft gleichgültig, sie wollen vorzeitig die Schule verlassen.
Gefährliche Online-Wetten
Suchtfaktor haben auch Online-Sportwetten, die nicht nur Zeit verschlingen, sondern auch ins Geld gehen. Was können Eltern tun, wenn sie ihr Kind in Gefahr sehen? „Einfach den Computerstecker ziehen, ist keine gute Idee. Denn ebenso wie bei anderen Süchten flippen die Betroffenen dann völlig aus“, sagt die Suchtberaterin.
Statt dessen sollte die Familie, auch mit der Unterstützung von professionellen Beratern, versuchen, feste Regeln für die Computernutzung aufzustellen, auch im Alltag wieder mehr zusammen unternehmen und Rituale wie gemeinsames Essen wieder aufzunehmen.
Selbstbewusstsein stärken
Und Eltern sollten ergründen, warum die Jungen sich in die Ersatzwelt am Computer flüchten. Oft seien die Jungen introvertiert und unsicher, fühlten sich so wie sie sind, nicht angenommen. Hier gelte es, auch das Selbstbewusstsein der jungen Männer zu stärken.
Hilfe gibt es bei der Fachstelle Sucht der Diakonie Niederberg: (0 20 51) 25 95 -212 . Für junge Leute ab 18 bietet die Bochumer Onlinesucht-Ambulanz einen Selbsttest an.