Velbert.. Ein Stuntman aus Velbert gab vor, Spenden für die kleine Kassandra aus Velbert zu sammeln, die im September 2009 schwer verletzt in einem Gully gefunden worden war. Bei der Opferfamilie ist bis heute nichts angekommen. Die Staatsanwaltschaft Wuppertal ermittelt gegen den Velberter wegen Veruntreuung.

Der unglaublich brutale Übergriff auf die kleine Kassandra, die im September 2009 schwer verletzt in einem Gully gefunden worden war und nur mit viel Glück überlebt hatte, hat die Menschen damals stark bewegt, hat weit über Velbert hinaus Betroffenheit und Anteilnahme ausgelöst. Umso schwerer wiegen die Vorwürfe, die nun gegen einen Velberter Stuntman erhoben werden. Er soll die Straftat und das Leid der Familie genutzt haben, um Spenden zu sammeln, von denen bis heute bei Kassandras Familie kein einziger Cent angekommen ist, wie deren Anwalt Holger Boden gegenüber der WAZ bestätigte.

Auch deswegen ermittelt die Staatsanwaltschaft Wuppertal bereits gegen den 43-Jährigen, bestätigt deren Sprecher Wolf-Tilman Baumert. „Außerdem soll er einen Rechtsanwalt um sein Honorar geprellt haben.“ In einem weiteren Fall sei noch nicht abschließend geklärt, ob es sich um eine Strafsache handelt: Für eine Veranstaltung mit Promis seien Tickets verkauft worden, obwohl die angekündigten Stars und Sternchen entweder noch nicht zu- oder bereits abgesagt hatten. Doch damit nicht genug: Laut Bild-Zeitung soll es auch familienintern Streit geben, seine Mutter fühle sich von ihrem Sohn betrogen und habe Strafanzeige gestellt. „Ja, die Mutter des Stuntman ist auf mich zugekommen“, sagt der Velberter Anwalt Holger Boden. Dabei gehe es um eine Summe im mittleren fünfstelligen Bereich.

Vorübergehende Festnahme wegen eines anderen Betrugsvorwurfs

Unterdessen hat die Kölner Polizei den Velberter Anfang der Wochen wegen eines anderen Betrugsvorwurfs vorübergehend festgenommen – und durchkreuzte damit die Pläne der Staatsanwaltschaft Wuppertal: Die habe dem Stuntman eigentlich Gelegenheit zur Stellungnahme zu den Ermittlungsergebnissen geben wollen, sagt Wolf-Tilman Baumert. „Doch dann kam die Verhaftung dazwischen.“ Jetzt werden sich Wuppertaler und Kölner Staatsanwaltschaft austauschen und sehen, ob es eventuell sogar neue Erkenntnisse gebe.

Kassandra gehe es mittlerweile vergleichsweise gut, berichtet Anwalt Holger Boden. Zwar seien seine Kenntnisse schon einige Wochen alt, aber: „Sie hat meines Wissens nach keine Beeinträchtigung im Gehör-Bereich, kann also ihre Umgebung akustisch normal wahrnehmen.“ Auch seien die Folgen nicht so schlimm, wie noch vor drei Jahren befürchtet. „Es gab viele Ärzte und Spezialisten, die wirklich geholfen haben. Denen ging es um das Kind, nicht um ihr Honorar“. Boden lobt auch die Velberter Unternehmerschaft: „Die haben der Familie, so weit ich weiß, mindestens einen Urlaub finanziert.“