Velbert.. Eltern unterstützen die Entwicklung ihres Kindes mit Behinderungen, so gut es geht. Stoßen sie dabei an ihre Grenzen, hilft die Frühförderstelle der Stadt Velbert.
Nach sieben Jahren erfolglosen Versuchen und vier künstlichen Befruchtungen erhält Dorotha Kryszczak endlich die Botschaft: Sie ist schwanger! Während zahlreicher Untersuchungen des Ungeboren heißt es immer wieder: „Alles in Ordnung mit Ihrem Kind.“ Nach der Geburt dann der Schock: der kleine Kuba (nun sechseinhalb Monate) leidet unter Trisomie 21, besser bekannt als Down-Syndrom. Erstmal ein Albtraum, wie sich jede Mutter vorstellen kann.
Spielerische Anregungenfür alle Entwicklungsbereiche
Doch Dorotha Kryszczak liebt ihr kleines Baby, wie eine Mama ihr Kind nur lieben kann. Nach zwei Monaten auf der Intensivstation darf Kuba endlich nach Hause, seine Mutter findet dank eines Hinweises der betreuenden Ärzte Hilfe bei der Heilpädagogischen Frühförderung, die in den Räumen der integrativen Kindertagesstätte (Förderzentrum Steegerstraße) und der Heilpädagogin Elfie Faoro untergebracht ist. „Seit anderthalb Monaten kommen wir hierher, Frau Faoro hat uns wirklich sehr geholfen.“ Dass der kleine Junge behindert ist, lässt sich an seinem Verhalten kaum erkennen. Er lacht und neckt seine Mutter und gluckst freudig, als sie mit ihm kuschelt.
In den Förderräumen zeigt Faoro der jungen Mutter, wie sie ihr Baby richtig massieren, die Bauchlage besser unterstützen kann und gibt ihr viele weitere spielerische Anregungen für alle Entwicklungsbereiche an die Hand. Manchmal sind es auch nur kleine Infos oder Anregungen, die den Eltern helfen, ihr Kind bei einer altersgerechten Entwicklung zu unterstützen.
Ein Greifring darf beispielsweise nicht zu schwer sein, damit das Baby die Greiffähigkeiten erlernen kann. „Durch Streicheleinheiten mit einer Feder wird die Wahrnehmungsförderung über die Haut gefördert. Das Baby kann sich dann besser spüren und fühlt, wo der Bauch oder das Gesicht ist“, erklärt Faoro. Auch gesungene Lieder werden Familien als Texte mit nach Hause gegeben. „Wir kommen einmal in der Woche, das reicht natürlich nicht aus“, erklärt Kryszczak, „und so führen wir die Übungen zu Hause fort.“
Doch nicht nur Eltern benachteiligter Babys und Kinder können sich an die Frühförderhilfe wenden. „Wir kommen zu allen Familien nach Hause“, wirbt die Heilpädagogin. Dabei ist das Angebot der Frühförderhilfe komplett kostenlos. „Manchmal sind Eltern mit einem Schreibaby überfordert“, sagt Elfie Faoro, „und bevor sie vor lauter Hilflosigkeit ihr Baby schütteln, kann ein Anruf bei uns helfen.“
Das Ziel ist der nächste Entwicklungsschritt
Schon ein leichtes Schütteln kann bei den zarten Kinderkörpern schwerste psychische und physische Schäden hervorrufen. „Wir besuchen die Ratsuchenden drei Mal und ermitteln dabei den Bedarf. Oft hilft es den Eltern auch schon zu hören, dass alles normal ist und dass das Schreien aufhört“, weiß Elfie Faoro.
Ergibt sich bei ihren Besuchen ein erweiterter Beratungsbedarf, stellen die Eltern ihr Kind bei der Clearing-Stelle des Kreisgesundheitsamtes vor. Hier bestätigt dann eine Amtsärztin den Bedarf der Frühförderung. Ob dann die Heilpädagogen nach Hause oder in die Frühförderhilfe kommen, bleibt den Eltern überlassen. Auch die Häufigkeit der Termine ist variabel. „Meistens treffen wir uns aber einmal in der Woche“, berichtet die Expertin. Anfangs wird dann der Entwicklungsstand ermittelt. Hiernach wird ein Förderkonzept erstellt. „Das Ziel ist, dass das Baby oder Kleinkind den nächsten Entwicklungsschritt erreicht, bis schließlich eine altersgerechte Entwicklung vorhanden ist“, erläutert Faoro.
Das Förderangebot kann so lange erhalten bleiben, bis das Kind in den Kindergarten kommt oder es aber altersgerecht entwickelt ist. Faoro weiß, dass dies nicht immer gleich lang dauert. „Bei Frühchen oder Schreibabys geht es meist sehr schnell.“ Sie weiß, dass die Förderung gerade in den frühen Lebensjahren wichtig ist: „Wir versuchen hiermit die Entwicklungschancen von beeinträchtigten Menschen so gut es geht zu fördern und ihnen somit eine größtmögliche Selbstständigkeit im Erwachsenenalter zu ermöglichen.“