Velbert-Mitte.. Wenn Leidenschaft und Kunst zusammentreffen, kann nur Großartiges entstehen. Der Beweis: ein Abend beim „Bühnenfieber“ in AliBos Tanzschule.


Es ist brüllend heiß in dem kleinen Theatersaal an der Küpperstraße und doch haben viele Zuschauer vermutlich Gänsehaut, als Zoe Nölle sich ans Klavier setzt, die ersten Töne von „Say something“ erklingen. Zoe ist 21, Sängerin der Band Chase the Line und hat eine Stimme, die so warm, so weich, so samtig und doch so unglaublich kraftvoll und uneitel ist, dass dieser Beginn in ein dreistündiges Kleinkunstprogramm nicht emotionaler sein könnte: Stille, nur minimalistische Klavierklänge und ein fantastischer Song, interpretiert mit unsagbar viel Gefühl.

Ansagen mit viel Charme und Witz

Die Zeit scheint still zu stehen in diesem abgedunkelten, familiären Raum, nur einige wenige Spots stellen die Künstler ins Licht – dass draußen an diesem hochsommerlichen Freitagabend zeitgleich das Leben tobt, laute Partys gefeiert werden, davon ist man hier, in diesem kleinen Kosmos, gefühlte Lichtjahre entfernt. Mit viel Charme und Witz werden die vielen folgenden Künstler von Charlie Burzinski und Chris Frede angesagt (beide Mitglieder der hauseigenen Theatergruppe „stagejunkies“), darunter jede Menge junge Musiker und der Velberter Journalist und Autor Martin Gehr.

Autor liest aus Episodenbuch

Er liest aus seinem Episodenbuch „Wer nicht alle Tassen im Schrank hat, sollte mal in der Spülmaschine nachschauen“, in Sekundenschnelle verwandelt sich die schwarze Bühne in ein heimeliges kleines Wohnzimmer mit Sessel und Leselampe. „Ich bin dorthin gegangen, weil ich nicht mehr weiß wie es weitergeht mit Jennifer und mir“ – so beginnt die Geschichte rund um den Besuch bei einer Wahrsagerin: eine schön geschriebene, lebendige und detailgetreue Kurzgeschichte mit großer Botschaft, kurz unterbrochen von einer wunderschönen Akkustikversion von Lady Gagas „Pokerface“, zwei beeindruckende Frauenstimmen (darunter Zoe), ein Gitarrist.

Vinku erläutert das „loopen“

Eins haben all diese Künstler gemeinsam: sie sind bodenständig, uneitel und große Könner ihres Genres – so auch Vinku, der Wülfrather an der Loopstation. Vinku hat diverse Bandcontests abgesahnt. „Loopen heißt, ich nehme meine eigenen Akkorde hier auf der Bühne unmittelbar auf und loope sie dann“, erklärt er denen, die ihn und seine sehr unkonventionelle Art des Musikmachens noch nicht kennen. Bora dagegen ist in Velbert bereits ein wahrer Topact- der 29-Jährige mit der sagenhaften Brustbehaarung bringt nach eigener Aussage eigentlich beste Voraussetzungen für sein Genre Comedy mit.

Transformation vom Türken zum Deutschen

„Leute ich bin dick und ich bin lustig, damit sind 50 Prozent der Arbeit bereits getan“. Dann berichtet er über seine Transformation vom Türken zum deutschen Staatsbürger vor drei Jahren. „Leute, Sonnenblumenkerne interessieren mich nicht mehr“, haut er raus, während der Schweiß übers Gesicht rinnt („ist so bei Dicken“).

Hanna Bongers gibt ihr Comedydebut, philosophiert sehr souverän über Dropboxen voller Penisbilder („Jungs, Penisse von unten fotografiert ist nicht schön, merkt euch das“) und erntet, wie alle anderen vor und nach ihr riesigen Applaus und Jubelschreie aus dem Publikum. Und dann sind da noch die Tribalstyle-Tänzerinnen, die mit ihren verschiedenen, sehr anmutigen, weiblichen, bauchtanzlastigen Choreographien, die herrschende Hitze noch ein Stückchen mehr in die Höhe treiben. Aber es heißt ja nicht umsonst „Bühnenfieber.“

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„Bühnenfieber“ ist eine jährlich stattfindende Veranstaltung der AliBo Theaterschule an der Küpperstraße.



„AliBo“ ist die Abkürzung der Theaterpädagogin Ali Bongers, die in ihrer Theaterschule Tanz- und Theaterkurse für Kinder und Erwachsene anbietet, darunter auch Ferienkurse in Tribal Style Dance. Weitere Infos: www.alibongers.de.