Sprockhövel. Seit Jahren wird die Ertüchtigung des Busbahnhofs in Sprockhövel geplant. Jetzt ist ein Förderantrag auf dem Weg. Befragte Bürger sind skeptisch.
Es ist eines der größten Infrastrukturprojekte in Sprockhövel und die ersten Gespräche über einen Um- oder Neubau des Busbahnhofs in Niedersprockhövel liegen bald sieben Jahre zurück. Im Kern geht es darum, den Verkehrsknotenpunkt barrierefrei umzubauen, doch in diesem Zusammenhang soll die Anlage unterhalb der Zwiebelturmkirche neu und modern gestaltet werden. Ein umfangreicher Förderantrag ist auf den Weg gebracht. Was Nutzerinnen und Nutzer des Nahverkehrs dazu sagen.
Erinnerung an jede Menge Zündstoff bei der Planung
„Förderantrag? Das sieht nicht so aus, als dass hier bald etwas geschehen würde“, sagt Ortwin Benzenberg, der am Busbahnhof auf einen Anschluss nach Haßlinghausen wartet. Natürlich habe er seinerzeit die intensiven Diskussionen um den richtigen Standort des ZOB verfolgt, „da war ja jede Menge Zündstoff drin, weil für manche im Ort der Untergang des Abendlandes vor der Tür wartete, wenn die Liegewiese des Freibads etwas kleiner geworden wäre.“ Aber dann sei es ja sehr ruhig um das Projekt geworden, wirft Cosima Bauschulte ein. „Ob da noch etwas passiert? Ich glaube nicht, dass ich die Fertigstellung noch erlebe.“ Jan-Peter Meyer-Detring bemüht sich um eine sachliche Sicht: „Ich fahre täglich über diesen Busbahnhof, und als Betroffener interessiere ich mich auch für das Projekt. Wenn man Förderung für so ein großes Unternehmen haben will, muss die Verwaltung einen Wahnsinnsaufwand bei der Bewerbung betreiben. Das kann Monate dauern, bis die abgeschickt wird.“
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Zbigniew Kupka wartet auf seinen Bruder, der ihn am Busbahnhof abholen wird mit dem Auto. Für ihn ist das Umbauprojekt in Sprockhövel repräsentativ für die deutschlandweit heiß diskutierte Malaise um die Bürokratie. „Jeder will da mitreden, und manchmal denke ich, ihr übertreibt es in diesem Land ein bisschen mit der Demokratie. Es gibt doch ein allgemeines Interesse, und das ist ein moderner Busbahnhof. Und es gibt eine politische Vorgabe, das ist die Barrierefreiheit. Alles klar! Da muss sie Umsetzung viel schneller funktionieren können.“
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Es war 2018, als in den Fachausschüssen über den Zusammenhang von künftiger Umgehungsstraße, den dadurch veränderten Verkehrsströmen in Niedersprockhövel und auch dem Busbahnhof erstmals diskutiert wurde. Dabei setzte sich die Erkenntnis durch: Der zentrale Omnibusbahnhof (ZOB) in Niedersprockhövel entspricht nicht mehr den heutigen Standards und muss deshalb barrierefrei ausgebaut und attraktiver gestaltet werden. Im Rahmen eines aufwendigen Planungs- und Beteiligungsprozessen wurden für die gesamte Maßnahme frühzeitig verschiedene Akteurinnen und Akteure, die Bürgerschaft sowie die Träger öffentlicher Belange beteiligt und Gutachten eingeholt.
„Manchmal denke ich, ihr übertreibt es in diesem Land ein bisschen mit der Demokratie“
Nachdem der endgültige ZOB-Standort (nämlich der alte) vom Stadtrat beschlossen worden war, stellte die Verwaltung den ersten Teil eines Förderantrags (Aufnahme in den Förderkatalog) gestellt hatte, gab es Ende 2023 grünes Licht: Der ZOB wird eingeplant. Zwischenzeitlich wurde die Planung immer weiter konkretisiert, nach Angaben der Stadtverwaltung wurden hunderte weitere Seiten erarbeitet.
Für die Stellung des zweiten Teils des Förderantrages hat eine Kommune in der Regel maximal drei Jahre ab Einplanungsmitteilung Zeit. Die Stadt Sprockhövel hat die Unterlagen aber bereits in einem Jahr fertiggestellt und fristgerecht noch zum Ende des vergangenen Jahres eingereicht. Der tatsächliche Baubeginn kann erst nach Bewilligung des Förderantrages erfolgen; in der Regel ist die Maßnahme dann auch ab Bewilligung innerhalb der nächsten zwei Jahre durchzuführen. Die Förderung erfolgt als Anteilsfinanzierung und der Fördersatz beträgt 90 Prozent.