Sprockhövel. Nirgendwo in Sprockhövel schmeckt der Kaffee besser als bei Lucas Kemna. Doch der Laden kämpft mit Schwierigkeiten. Jetzt kommt die Entscheidung.

Eine gute Nachricht gefällig? Den guten Kaffee wird es weiterhin bei Lucas Kemna geben. Und die hochwertige Kaffeemaschine können Interessierte immer noch in Lulus Coffee Factory kaufen oder die eigene hier reparieren lassen. Und doch kämpft Kemna mit ernsten Schwierigkeiten, die die Existenz bei Nichtbehandlung zerstören könnten. Daher hat er Insolvenz beantragt.

Leiden unter Zahlungsrückständen

Es ist schon kurios: „Das Weihnachtsgeschäft ist gut gelaufen, die Auftragsbücher sind voll“, sagt Kemna im Gespräch mit dieser Zeitung. Und trotzdem hat der junge Sprockhöveler bereits Ende November für seinen Betrieb Insolvenz beim Amtsgericht angemeldet. Der Grund: Die Ausfallrisiken sind zu groß geworden, es haben sich Forderungsausfälle in einer erheblichen Höhe aufgetürmt, Geld, das der Factory fehlt. „Rund 100.000 Euro mussten wir in den letzten zwei Jahren an Forderungsverlusten hinnehmen.“

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Es ist aber ein ein ganzes Bündel von Ursachen, das auf die Vitalität des Kaffeeladens drückt. Kemna führt die Auswirkungen der Corona-Pandemie, besagte Zahlungsmoral anderer Firmen, die Energiepreise, aber auch den Fachkräftemangel für seine Misere an. „Wäre mein Team größer als die gegenwärtigen vier Personen, könnte ich weit mehr Aufträge abarbeiten, mehr Service bieten und mehr Umsatz machen“, so Lucas Kemna. An seiner Ladentür hängen entsprechende Angebote aus.

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Kemna ist Unternehmer mit Leib und Seele, führt seine Factory gut. Aber so ein Laden ist Teil eines komplexen Geflechts von Firmen und geschäftlichen Verbindlichkeiten. Schwächelt ein Glied, kriegen das alle in unterschiedlichem Maße zu spüren und können ihrerseits ins Trudeln geraten. „Letztens forderte der Insolvenzverwalter einer anderen Firma Geld von einer Rechnung zurück, die die an mich überwiesen hatte.“ Sowas haut rein.

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Jetzt befindet sich Lulus Coffee Factory in der „Restrukturierung unter Anwendung des Insolvenzrechts“, einer Vorstufe zum eigentlichen Insolvenzverfahren. Ihm als Geschäftsführer ist auf Anordnung des Amtsgerichts ein Fachmann zur Seite gestellt, der den Fortbestand des Unternehmens prüft und in Verbindung mit Kemna an einem Fortführungskonzept arbeitet, damit die Factory auch finanziell wieder gesunden kann.

Lucas Kemna stand vor der Wahl, den Kapitalabfluss durch einen Bankkredit zu kompensieren, „aber da hätte ich zusätzliche Belastungen über viele Jahre gehabt.“ Daher die Entscheidung, die Probleme über den Insolvenzweg zu schultern. „Ich habe das meinen Mitarbeitern erklärt und sie vertrauen mir, dass dies der vernünftigere Weg ist“, sagt Kemna.