Sprockhövel. Sprockhövel kann sich glücklich schätzen, dass Dirk Schürmann hier Ortsbeauftragter der Malteser ist. Er findet immer Wege, um zu helfen - jedem.
Es ist jetzt fünf Jahre her, dass Dirk Schürmann im Quartier der Malteser an der Hauptstraße 12 in Sprockhövel die Geschäfte als Ortsbeauftragter seiner Organisation aufgenommen hat. Laut Statut liegt ein Schwerpunkt der Arbeit auf der Betreuung und Unterstützung älterer Mitbürgerinnen und Mitbürger. Auch Erste-Hilfe-Kurse gibt es hier. Und einiges mehr. Aber die eigentliche Leistung von Schürmann und seinen Mitstreitern liegt noch woanders.
Dirk Schürmann sieht seine Umwelt mit dem Herzen
Wenn Dirk Schürmann von seinem Jahr 2024 erzählt, wird sehr schnell deutlich, dass hier jemand seine Umwelt mit dem Herzen sieht. Einfühlsam berichtet Schürmann von Begegnungen mit völlig unterschiedlichen Menschen in Sprockhövel, denen er und die Malteser abseits aller Bürokratie und anderer Vorgaben helfen konnten.
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Da war die türkische Flüchtlingsfamilie, Vater, Mutter und eine vierjährige Tochter, die sich nach schrecklichen Erfahrungen in türkischen Gefängnissen bei den Maltesern in Sprockhövel meldete, um ihre Unterstützung anzubieten. „Das war ganz besonders, die wollten in Deutschland als Flüchtlinge nicht untätig sein“, erinnert sich Schürmann. Nach der Kontaktaufnahme wurde schnell deutlich, dass es Nestwärme war, die die Familie benötigte, Kontakt, Austausch. Das waren die Sprockhöveler Malteser gerne bereit zu geben. „Denn alles andere funktionierte ganz gut, Spracherwerb etwa oder die Jobsuche.“
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Ganz anders die Situation, mit der Schürmann gleich vor der Haustüre der Malteser am Omnibusbahnhof erlebte. „Dort gab es einige Menschen, die viel Zeit am Kiosk verbringen, es ist ein sozialer Brennpunkt, ab und zu unterhielt ich mich mit ihnen“, so der Ortsbeauftragte. Doch plötzlich waren die Leute weg. Er erfuhr, dass sich Anwohner beschwert hatten und sie vertrieben worden waren. „Ich habe mich auf die Suche gemacht und einige in einem Waldstück bei Haßlinghausen gefunden“, berichtet Schürmann.
Hier erfuhr er, dass sie sich hier versteckten, weil sie sonst weitere Vertreibung befürchteten. Sie hatten ein kleines Zeltlager errichtet, achteten aber peinlich genau auf Sauberkeit. „Es ist unser Wohnzimmer, da darf kein Müll sein“, sagten sie. Schürmann musste versprechen, sie nicht zu verraten. Bei einem nächsten Treffen brachte er ihnen Hygieneartikel mit und Sachen aus der Kleiderkammer. „Ich achtete darauf, Übergrößen zu nehmen, denn Obdachlose ziehen meist mehrere Kleidungsstücke übereinander an, um nicht zu frieren.“
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Dirk Schürmann ist noch ganz gerührt, wenn er von den „Waldmenschen“ und ihren Ängsten berichtet. Irgendwann seien sie dann weitergezogen, sie waren einfach nicht mehr da. Die Malteser reagieren jedoch nicht nur auf Missstände, sie machen auch Angebote. So wie etwa die Suppenküche in der Geschäftsstelle, die jeden Mittwoch mittags angeboten wird. „Langsam etabliert sich dieser Mittagstisch, es kommen jetzt regelmäßig ein paar alte Damen, um eine Suppe zu essen“, sagt Schürmann. Rührend: Eine bittet zum Trinken lediglich um heißes Wasser, den Instantkaffee bringt sie sich von zu Hause mit. „Ich möchte die freundlichen Malteser nicht zu sehr fordern“, sagte sie zur Erklärung.
Schimmel in der Kita
Wenn es irgendwo brennt, öffnen die Malteser sofort ihre Tür. So auch, als die Räume der gegenüber liegenden Kifaz-Kita plötzlich mit Schimmel verseucht waren. Da mussten die Schützlinge kurzerhand ins Bürgerhaus umquartiert werden, und die Bücherei sollte weichen. „Wir haben einen Teil unserer Räume für die Bücher angeboten, damit der Ausleihverkehr weiter laufen kann“, berichtet Dirk Schürmann.
Einer 80-Jährigen das Smartphone erklärt
Hilfe gibt es auch ganz individuell: Schürmann berichtet von einer einsamen alten Frau, deren Tochter in Nürnberg lebt. Der Kontakt sei schwierig gewesen, „doch dann hat ihr die Tochter einfach ein Smartphone geschenkt, es aber versäumt, ihr die Funktionsweise zu erklären.“ Da habe die über 80-Jährige vor Schürmann gestanden und ihn herzerweichend um Hilfe gebeten. Etliche Stunden hat der Malteser dann damit verbracht, die Greisin in die Feinheiten des Handys einzuweihen. „Sie war dann sehr glücklich und dankbar. Sie schickt mir heute noch Whatsapp-Nachrichten, um zu zeigen, dass sie eine gelehrige Schülerin war.“