Sprockhövel. Auch Sprockhöveler Betrieb der Firmengruppe Walter Klein Wuppertal bekommt eine Chance. Wie ein Insolvenzverfahren abläuft.

Gut zwei Monate nach Insolvenzanmeldung für sechs Gesellschaften befindet sich der Automobil-Zulieferer WKW.group, der auch ein Werk in Sprockhövel betreibt, auf Sanierungskurs: Der Geschäftsbetrieb läuft stabil, Insolvenzverwalter Joachim Exner von der Kanzlei Dr. Beck und Partner hat einen Investorenprozess eingeleitet und führt erste Gespräche mit Interessenten. Unterdessen hat das zuständige Amtsgericht Wuppertal die Insolvenzverfahren eröffnet. Was jetzt passiert.

Unterstützung von allen Seiten

„Fertigung und Belieferung der Kunden gehen auch im eröffneten Insolvenzverfahren weiter“, betonte Exner, der vom zuständigen Gericht als Insolvenzverwalter für die insolventen WKW-Gesellschaften bestellt wurde. „Beschäftigte, Kunden, Gläubiger und Lieferanten stehen weiter zum Unternehmen und unterstützen den Sanierungskurs.“ Mit der Verfahrenseröffnung endete der so genannte Insolvenzgeldzeitraum, was bedeutet, das Unternehmen wirtschaftet inzwischen wieder unter Vollkosten und zahlt die Löhne und Gehälter der rund 1.800 betroffenen Beschäftigten ab Dezember wieder selbst.

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Exner hat die letzten Wochen genutzt, um potenzielle Interessenten gezielt durch einen eigens beauftragten Berater an das Unternehmen heranzuführen.. „Bei der Investorensuche fangen wir nicht bei null an, sondern können an die Gespräche anknüpfen, die die Geschäftsführung bereits vor dem Insolvenzantrag geführt hat“, so der Insolvenzverwalter. „Die erste Resonanz ist positiv, zumal sich die Bedingungen für mögliche Investoren durch die Insolvenz durchaus verbessert haben.“ So ermöglicht es das Insolvenzverfahren potenziellen Investoren, Unternehmen „lastenfrei“, also ohne Verbindlichkeiten zu übernehmen. Außerhalb eines Insolvenzverfahrens ist dies nicht möglich.

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Die WKW.group hatte Ende September für sechs ihrer Gesellschaften Insolvenz angemeldet, darunter auch den Betrieb in Sprockhövel. Die Unternehmensgruppe leidet wie die gesamte Zuliefererbranche unter der schwachen Konjunktur der Automobilindustrie. Die Geschäftsführung hatte bereits vor längerer Zeit einen Restrukturierungsprozess eingeleitet und über den Einstieg eines Investors verhandelt. Nachdem in den Verkaufsverhandlungen nicht kurzfristig ein Abschluss zu erzielen war, entschied sich die Geschäftsführung für den Schritt in die Insolvenz.

Kunden müssen zuverlässig beliefert werden

Der Insolvenzverwalter hob das Engagement der Belegschaft hervor: „Für den Erfolg der Sanierung ist entscheidend, dass die Kunden weiter zuverlässig beliefert werden“, so Exner. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wissen das und sind mit großer Einsatzbereitschaft bei der Sache. Das ist ein wichtiges Signal an Kunden und potenzielle Investoren.“

IG Metall zuversichtlich

Auch der Geschäftsführer der IG Metall Velbert, Hakan Civelek, teilt diese Worte und gibt sich ebenfalls zuversichtlich: „Eine erfolgreiche Sanierung und Übergabe an einen potenziellen Investor kann nur gemeinsam gelingen. Hierzu sind Kraftanstrengungen aller Beteiligten gefragt. Die Beschäftigten haben bereits Bereitschaft signalisiert, gemeinsam mit dem potenziellen Investor und durch die Unterstützung der Kunden die WKW Gruppe wieder wettbewerbsfähig zu machen“, so Civelek.

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Die WKW.group fertigt Zier- und Funktionsbauteile sowie Dachrelingsysteme aus Aluminium, Stahl und Kunststoff. Zu den Kunden des Unternehmens gehören zahlreiche große deutsche Automobilhersteller. Die Gruppe erwirtschaftete zuletzt einen Jahresumsatz von 560 Mllionen Euro und beschäftigt insgesamt 3300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in sechs Ländern. Im Insolvenzverfahren befinden sich die Gesellschaften Walter Klein GmbH & Co. KG (Wuppertal), WKW Aktiengesellschaft (Velbert), Erbslöh Aluminium GmbH, (Velbert und Hemer), WKW Engineering GmbH (Wuppertal), WKW Roof Rail GmbH (Velbert) und WKW AnodiCoat GmbH & Co. KG (Sprockhövel).