Sprockhövel. Von Tadschikistan nach Sprockhövel: Rafo Asoeva und ihr Mann haben alle Chance für einen Aufstieg genutzt. Sie hilft jetzt anderen Flüchtlingen.

Wer selbst eine Flüchtlingsbiografie hat, weiß, wie es ist, sich in einem fremden Land hilflos zu fühlen, obwohl man doch gerne ankommen möchte in der neuen Heimat. Rafo Asoeva wird bei der Flüchtlingshilfe Sprockhövel Geflüchteten künftig bei den alltäglichen Hürden und bei der Integration helfen.

Zahlreiche Bewerbungen eingetroffen

Die Stelle der Soziallotsin war zum 1. Oktober ausgeschrieben. Es habe viele Bewerbungen gegeben, erläutert Miriam Venn, aber niemand habe derart gut gepasst wie Rafo. Dass die Stelle überhaupt besetzt werden konnte, liegt daran, dass die Flüchtlingshilfe einen Förderbetrag von 30.000 Euro aus der Postcode-Lotterie bekommen hat. 20 Prozent der Personalkosten müsse der Verein selbst tragen, aber mit der Zuwendung aus der Lotterie sei die Stelle für ein Jahr gesichert.

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Weil sich das Klima in Deutschland ändere, viel von „ Abschiebung“, „Abschottung“ oder „Bezahlkarten“ die Rede ist, müsse man sich verstärkt nach Spendenmitteln umsehen. Venn weiß auch, dass sich die Fernsehlotterie „Aktion Mensch“ aus der Unterstützung, die Flüchtlingen zugute kam, zurückzieht. Auch dies sei ein Signal für einen politischen Stimmungsumschwung in Deutschland. Deshalb gelte es, beharrlich neue Fördertöpfe zu finden.

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Rafo Asoeva stammt aus Tadschikistan, und ist mit ihrer Familie 2017 nach Deutschland geflohen. Da war ihr jüngstes Kind gerade ein Jahr alt. Seit sechs Jahren lebt die Familie in Sprockhövel. Ihr in Tadschikistan begonnenes Jura-Studium konnte sie bislang mit drei Kindern noch nicht wieder aufnehmen – die Familie hat sich mit aller Energie darauf konzentriert, in Sprockhövel heimisch zu werden und sich eine Existenz aufzubauen. „Rafos Mann hat erfolgreich eine Handwerker-Ausbildung abgeschlossen und sich selbständig gemacht. Eine Baufirma hat er gegründet und ein Immobilienhandelsunternehmen“, so Venn.

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„Rafo geht einmal in der Woche in die Flüchtlingsunterkünfte, schaut nach Neuankömmlingen. Sie füllt mit den Menschen Anträge aus, gibt Tipps, verweist innerhalb des Netzwerkes an andere Hilfsstellen“, sagt Miriam Venn. Ständige Weiterbildungen – häufig auch online – gehören ebenso zu ihrem Berufsalltag im Rahmen einer 27-Stunden-Stelle, wie die Einzelfallarbeit, wobei sie allerdings keine „kritischen“ Fälle bearbeitet. Rafo Asoeva: „Es macht große Freude, anderen Menschen zu helfen, sie zu beraten und dazu beizutragen, dass sie ein glückliches Leben führen können.“