Sprockhövel. Mathilde-Anneke-Schule in Sprockhövel wird über vier Jahre von Fachleuten unterstützt. Ängste sollen bekämpft, positive Gefühle verstärkt werden.

Mit einem anspruchsvollen Präventonsprogramm ist die Mathilde-Anneke-Schule im Herbst des vergangenen Jahres gestartet: Die gesamte Schülerschaft der Sprockhöveler Hauptschule hat sich intensiv mit dem Thema „Mental Health“ (Seelische Gesundheit) auseinander gesetzt. Denn sowohl während der Schullaufbahn wie auch später im Beruf sind die Schülerinnen und Schüler nachgewiesenermaßen immer häufiger gesundheitlichen Problemen ausgesetzt. Was ein Coach da erreichen kann.

Fast die Hälfte der Schüler klagt über starken Leistungsdruck

Schule macht nicht unbedingt glücklich, aber es sind nicht nur Depressionen, mit denen Schülerinnen und Schüler häufig zu kämpfen haben. Gesundheitliche Probleme, die mit dem Schulalltag zusammenhängen, können vielfältig sein und in schlimmen Fällen zu dramatischen Folgen führen. Die Zahlen sind alarmierend: 43 Prozent der Kinder und Jugendlichen klagen über starken Leistungsdruck, Schulstress empfinden 23 Prozent. Das Klassenklima wird ebenfalls oft als belastend empfunden, Unzufriedenheit mit den eigenen Leistungen und Mobbing im Umfeld der Schule aber auch in den sozialen Medien tun ein Übriges und verstärken noch die Probleme, die Jugendliche in der Pubertät ohnehin schon mit sich selbst und ihrem Umfeld haben.

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Drei bis zehn Prozent aller Jugendlichen erkranken im Alter zwischen zwölf und 17 Jahren an einer Depression. Aber auch Angst- oder Essstörungen oder Aufmerksamkeitsprobleme können hinzukommen. Und das in einer Lebensphase, in der junge Menschen häufig verschlossen und introvertiert, höchst empfindlich und oftmals wenig belastbar sind.  „Es ist wichtig, dass man merkt, dass einen eine Situation belastet, dass man vielleicht Angst hat, aber natürlich auch das Empfinden von Glück gehört zu einer differenzierten Selbstwahrnehmung dazu“, erläutert  Anna Rylko. Die Pädagogin ist Mental Health-Coach und begleitet die gut 200 Schülerinnen und Schüler an der Mathilde-Anneke-Schule seit Oktober letzten Jahres.

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Zum vorletzten Tag vor den Herbstferien hatte sich die Schule in einen Festival-Raum verwandelt, in dem überall jugendgerechte Aufsteller auf die Symptome beispielsweise von Depressionen aufmerksam machten. Andere illustrierten Präventionsmöglichkeiten wie Achtsamkeit, ausreichend Bewegung oder gutes Essen. „Selbstfürsorge“ lautete das Zauberwort, zu merken, was einem guttut, was einem schadet, sollte in zahlreichen tollen Workshops erprobt und trainiert werden.

Schülerinnen und Schüler der Mathilde-Anneke-Schule Sprockhövel während des Projektes.
Schülerinnen und Schüler der Mathilde-Anneke-Schule Sprockhövel während des Projektes.

Dabei war das Workshop-Konzept klassenübergreifend angelegt, so dass durchaus Fünftklässler mit älteren Jugendlichen zusammen in den Arbeitsgruppen zusammenarbeiteten. „Wenn sich jemand beispielsweise zu einem Yoga-Kurs anmeldet, trifft er ja dort auch völlig unterschiedliche Menschen und muss mit der Situation zurecht kommen“, begründet Anna Rylko das von ihr mit erarbeitete Konzept. Für die Schülerinnen und Schüler sei das gar kein Problem, schließlich würden die Klassen fünf und sechs in der Orientierungsstufe ja ohnehin übergreifend unterrichtet, so dass seine Schüler das kennen, sagte Schulleiter Andreas Lensing.

Schule hatte sich für das Projekt beworben

Seine Schule hatte sich um das Mental-Health-Projekt beworben, das über vier Jahre jetzt an seiner Schule durchgeführt wird. „Über diese lange Zeit gibt es sicherlich einen Nachhaltigkeitseffekt“, war auch Lensing, ebenso wie die Schülerschaft, gespannt, was das Festival im Detail bieten würde. Auch Jodie, Marie und Kinga aus der 10. Klasse saßen mit einer Mischung aus Neugier und Skepsis in der großen Auftaktveranstaltung. „Ich bin mir sicher, dass mir die Schokoladenmeditation am meisten Spaß machen wird“, war sich Marie sicher.

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Ein fröhlich gestalteter Infozettel hatte die Jugendlichen im Vorfeld über das Workshopangebot informiert: „Dein innerer Kompass – Selbstbewusstsein und Selbstwert entdecken“, „Tanz Dich frei – Bewegung für Körper und Seele“, „Marktplatz der Seele – Finde, was Dir gut tut“, „Achtsamkeitstechniken: Die kleine Schule des Genießens mit anschließender Schokoladenmeditation“, „Yoga beginnt in mir – Yoga ist mehr als ‚om‘ im Schneidersitz“ und „Was ist Stress – Aufklärung über Techniken zur Stressbewältigung“ waren die Arbeitsgruppen, die jeder durchlaufen musste. Leuchtend grüne Klebestreifen und Richtungspfeile auf dem Boden im gesamten Schulgebäude wiesen die Gruppen von je 30 Kindern und Jugendlichen den Weg zu den einzelnen Angeboten und sorgten morgens beim Betretender Schule für einige Verwunderung.

Projekt liegt in Trägerschaft der Awo

Das bundesweite Projekt „Sagen, was ist, Tun, was hilft“, ist liegt in der Trägerschaft der AWo (Arbeiterwohlfahrt) und wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert und durch die Jugendmigrationsdienste unterstützt.