Sprockhövel. Eine Initiative setzt sich für eigene Nummernschilder bei Gemeinden über 20.000 Einwohnern ein. Sprockhövel könnte profitieren, wenn gewollt.

Autokennzeichen SHÖ für Sprockhövel! Das wäre doch mal ein Nummernschild, wenn man in dem schönen Städtchen zu Hause ist. Aber nein: Bis heute müssen hiesige Autofahrerinnen und Autofahrer zwangsweise ein EN mit sich herumfahren. Warum ist das eigentlich so? Schließlich tragen viele Wittener stolz ein WIT auf dem Kennzeichen. Und das, obwohl Witten genauso wie Sprockhövel zum EN-Kreis gehört. Vielleicht wird sich das in Zukunft ändern und die Hügelländer haben die Qual der Wahl: EN oder SHÖ.

Hochschullehrer setzt sich für Liberalisierung ein

Ralf Bochert, Hochschullehrer an der Universität Heilbronn, setzt sich seit langem für die Liberalisierung von Autokennzeichen ein. Er möchte, dass Gemeinden über 20.000 Einwohner ihr eigenes Kennzeichen bekommen.
Die Idee fällt bei vielen Gemeinden auf fruchtbaren Boden. Denn ein Kennzeichen aus der eigenen Stadt am Auto zu haben, ist für viele auch ein Stück Identifikation. 2012 gab es schon einmal einen Vorstoß von Seiten des Landes, dass Kommunen ein Kfz-Unterscheidungskennzeichen einführen dürfen.

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Grundlage sei die „erste Verordnung zur Änderung der Fahrzeug-Zulassungsverordnung und anderer straßenverkehrsrechtlicher Vorschriften“ gewesen, die am 1. November 2012 in Kraft getreten ist, erklärt Kira Scheven von der Pressestelle des Ennepe-Ruhr-Kreises. Es hätten damals im Rahmen der Verordnung lediglich Kennzeichen reaktiviert werden können, die bereits einmal existierten.

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Das waren die so genannten „auslaufenden Buchstabenkürzel“. „Da Sprockhövel vor der Gebietsreform kein eigenes Unterscheidungszeichen hatte, Witten dahingehend schon, wurde Sprockhövel, beziehungsweise auch weitere kreisangehörige Städte, nicht berücksichtigt“. Dass eigene Kennzeichen aber durchaus auf viel Gegenliebe bei den Autofahrerinnen und Autofahrern stoßen, beweisen die Zahlen. „Von insgesamt 249.000 Pkw, die im gesamten Ennepe-Ruhr-Kreis zugelassen sind, fahren 41.000 mit einem WIT-Nummernschild.“ Auch im Kreis Recklinghausen nutzen viele die Möglichkeit, ihre Stadt – Gladbeck (GLA) und Castrop-Rauxel (CAS) - und nicht den gesamten Kreis (RE) aufs Schild zu heben.

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Anders als Hattingen hieß es in dem Beschlussvorschlag des Haupt- und Finanzausschusses am 27. September 2012 aber: Der Haupt- und Finanzausschuss empfiehlt dem Rat, folgenden Beschluss zu fassen: Für den Bereich Sprockhövel wird kein Antrag auf Zuteilung von neuen Kennzeichen gestellt. Somit musste sich die Stadt damals auch nicht um mögliche „unzüchtige“ Kennzeichen kümmern. Denn der Landrat wies am 20. August 2012 den damaligen Bürgermeister Dr. Klaus Walterscheid darauf hin: „Bei der Wahl der Unterscheidungszeichen ist zu beachten, dass diese nicht gegen die guten Sitten verstoßen dürfen.“

Befragung: Deutliche Mehrheit will eigenes Kennzeichen

Vor der ersten Änderung 2012 hatte der Heilbronner Wissenschaftler Ralf Bochert zwei Jahre lang mit seinen Studenten mehr als 50.000 Personen befragt, wie sie zu dem Thema stehen. Eine deutliche Mehrheit von 72 Prozent der Befragten in den betroffenen Städten sprachen sich für die Wiedereinführung alter Kfz-Kennzeichen aus. Im September 2024 schlug Bochert auf der Gundlage eines Forschungsprojektes der Hochschule vor, dass Städte über 20.000 Einwohner eine eigenes Kennzeichen führen dürfen.

Hat sich die Meinung im Stadtrat geändert?

Ob sich die Meinung der Stadt in den zwölf Jahren seit der Lockerung geändert hat, bleibt abzuwarten. In jedem Fall muss der Rat der Stadt über Wohl und Wehe der Autokennzeichen entscheiden. Und dann gibt es noch eine Hürde. „Für eigene Kennzeichen müsste die Fahrzeugzulassungs-Verordnung geändert werden. Dies können die Bundesländer beim Bund beantragen“, teilt der Kreis mit.