Sprockhövel. In Leserzuschriften wird der neue Discounter in Sprockhövel kritisiert. Doch das Stimmungsbild unter Leuten beim Einkauf sieht anders aus.
Es ist viel Erde bewegt worden, damit der geplante Netto-Supermarkt an der Wittener Straße in Haßlinghausen überhaupt gebaut werden konnte. Damit er überhaupt gebaut werden konnte, waren jahrelange Planungen notwendig. Ein zusätzliches Lebensmittelangebot neben Rewe und Aldi hatte nicht nur Freunde, es gab auch Kriti, wegen der Umweltbelastungen. In einigen Zuschriften haben Leserinnen und Leser ihrem Ärger über den Neubau Luft gemacht. Also die Frage an die Verbraucherinnen und Verbraucher beim Einkaufen: Gewinn oder Verlust?
Unverständnis für die Frage
Am Dienstag auf dem Parkplatz vor Rewe und Aldi in Haßlinghausen: Schon um 9 Uhr parken hier viele Menschen, die in einem der beiden Supermärkte einkaufen möchten. Manche blättern vor Eintritt noch schnell in einem Werbeprospekt. Und dann die Frage: Braucht Haßlinghausen einen zusätzlichen Supermarkt? Die meisten Angesprochenen stutzen. „Was ist das für eine Frage? Da vorne steht er doch schon, fast fertig“, herrscht eine ältere Frau den Fragenden an.
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Zwei Dutzend Frauen und Männer werden Auskunft geben. In Leserzuschriften war zuletzt zum Teil massive Kritik geäußert worden, dass am Susewind eine zusätzliche Einkaufsmöglichkeit geschaffen wird. Insbesondere die Verschandelung der Natur wurde als Begründung angeführt, das fehlende Bewusstsein für Ökologie, die Bodenverdichtung. Am Dienstag nun insgesamt ein völlig anderes Stimmungsbild. „Ich freue mich, wenn der Netto fertig sein wird“, sagt etwa Birgit Scharrer. „Jeder weitere Markt hier in der Gegend verbessert doch die Versorgung“, meint sie. Zwei Schwestern, die ihren Namen nicht nennen möchten, kommen sogar aus Niedersprockhövel nach Haßlinghausen, um hier ihre Sachen zu erledigen. „Wir haben in unserem Stadtteil auch Netto und weitere Discounter, Haßlinghausen sollte da selbstverständlich gleichgestellt sein“, sagt eine.
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Auf einer Verkaufsfläche von über 800 Quadratmetern wird der Netto Marken-Discount ein Sortiment mit rund 5000 Artikeln, darunter frische und regionale Lebensmittel sowie über 1000 Drogerieartikel eigener Marken und von bekannten Markenhersteller anbieten. Hinzu kommt ein Backregal mit täglich frischen Backwaren. Klaus Heidelberg und seine Frau kommen sogar aus Wetter nach Haßlinghausen, um hier einzukaufen. „Ich mag die Atmosphäre hier, die Verkäufer sind nett. Und wenn jetzt noch Netto dazukommt, lohnt es sich ja noch mehr.“
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Kornelia Heine hat sich um den neuen Discounter Gedanken gemacht. „Ehrlich gesagt, in diesem Marktsegment brauche ich nicht noch mehr Auswahl“, sagt sie. Aber sie habe beobachtet, dass es immer mehr Leute gebe, die im Alltag streng rechnen müssen, um über die Runden zu kommen. „Für die ist jeder zusätzliche Supermarkt eine Möglichkeit, billiger einzukaufen.“ Insofern: Daumen hoch für den neuen Netto.
Was geht in diesen Menschen vor?
Jürgern Hruby ist echt sauer, wenn er an die Leserbriefe in der Zeitung denkt. „Was geht in diesen Menschen vor? Wollen die die Welt retten, indem sie Supermärkte verbieten?“ Eine Vergrößerung des Angebotes stärke den Wettbewerb, ist er sicher. Lediglich eine Frau namens Anja räumt ein, sich über das Bauvorhaben auf der anderen Straßenseite geärgert zu haben. „Es ist für uns in Haßlinghausen einfach völlig unnötig“, ist sie überzeugt. Dafür hätte die schöne Landschaft nicht umgegraben werden müssen.