Essen/Sprockhövel..

Markus Matzel, aus Hiddinghausen stammender Foto-Journalist, hat zum ersten Mal die Kamera für einen Kinofilm geführt. Der Dokumentarfilm „The Vodou Healer“ des Regisseurs Henning Christoph feiert am 31. Oktober seine Premiere im Filmstudio Glückauf in Essen. „Voodoo hat seinen Ursprung in Westafrika und ist über die Sklaven nach Nordamerika gekommen“, sagt Matzel. Vor dem amerikanischen Kontinent gelegen, ist Haiti ein Zentrum des Voodoo, aber der Protagonist von Christoph und Matzel kommt aus den Vereinigten Staaten:
„Papa Joe“ arbeitete an der Wall Street und als Pastor im New Yorker Stadtteil Queens, ehe er Voodoo-Priester wurde. In Raleigh (North Carolina) baute er eine Tempelanlage auf, den „Planet der Götter“. „Das ist die wohl größte Tempelanlage ihrer Art in den USA“, sagt Markus Matzel.

Wie ein Sozialarbeiter

„Wir sind über zwei Jahre immer wieder dort hingeflogen“, so der Fotograf. Gedreht wurden unter anderem verschiedene Zeremonien, die laut Matzel von einer großen Bandbreite der amerikanischen Gesellschaft besucht werden: „Das sind viele Afroamerikaner, die sich ihrer Wurzeln besinnen, aber auch Weiße und Latinos.“ Unter denen, die bei „Papa Joe“ Hilfe suchen, seien Rentner, Ärzte, Kriminelle, Arbeitslose, Reiche und Arme. „Im Großen und Ganzen hat „Papa Joe“ eine Sozialarbeiterfunktion, die er aber nicht mit dem erhobenen Zeigefinger ausübt“, so Matzel.

Da gibt es etwa „harte Jungs“ wie Sean, der immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt kam, ehe er sich an „Papa Joe“ wandte und sein Leben in den Griff bekam. Oder Denise, die nach Schutz suchte und den Geist Simbi Macaya heiratete. „Das klingt für uns natürlich im ersten Moment komisch“, sagt Markus Matzel. „Aber Simbi Macaya ist identisch mit dem Heiligen Sankt Andreas. Und jede Nonne macht dasselbe, wenn sie ihr Gelübde ablegt. In den USA ist Denises Ehe mit Simbi Macaya übrigens auch standesamtlich eingetragen.“

Negativer Einfluss Hollywoods

Markus Matzel hat in seinem Berufsleben als Fotograf viel aus anderen Kulturkreisen berichtet. An „The Vodou Healer“ habe ihn fasziniert, wie sich die Religion in den USA „in der Diaspora“ entwickelt habe.

Als großen Einfluss nennt Matzel das Christentum, aber auch die Filmindustrie spiele eine Rolle, weil sie durch ihre Darstellung die Wahrnehmung der Religion mitgeprägt habe. Das beginnt beim Namen: Auf Haiti, wo „Papa Joe“ initiiert wurde, spreche man von „Vodou“, während Hollywood die Schreibweise „Voodoo“ populär gemacht habe. Auch die weithin bekannte „Nadelpuppe“, mit der man einer anderen Person über Distanz Schaden zufügen kann, sei eine Erfindung der Filmindustrie. Sie habe das Bild der Religion negativ beeinflusst und verfälscht.

Regisseur des Films ist Henning Christoph. Er ist sechsfacher Preisträger des World-Press-Photo-Wettbewerbs und entdeckte früh sein besonderes Interesse für Afrika. Heute betreibt er unter anderem das „Soul of Africa Museum“ in Essen. Markus Matzel kennt Christoph schon lange, kurz nach dem Start seiner Fotografenkarriere in den frühen 1990er Jahren absolvierte er ein Praktikum bei dem Afrika-Experten. Die gesamte Recherche habe elf Jahre in Anspruch genommen, sagt Markus Matzel. „Weil es viele Vorurteile zur Thematik gibt, war es nicht leicht, reinzukommen und zum Beispiel in der Tempelanlage drehen zu dürfen.“