Sprockhövel. Die Theatergruppe Schnick-Schnack hat bei dem schweren Unwetter ihren Lager- und Proberaum im Hammertal verloren. Nun braucht sie einen neuen.

Eines der Unwetteropfer in Sprockhövel ist die Theatergruppe Schnick-Schnack. Ihr Lager- und Proberaum liegt im Gewerbegebiet Hammertal, an der Rüsbergstraße in Witten, wo das Wasser heftig gewütet hat. Nun ist vieles unwiederbringlich zerstört, dem Verein steht ein unfreiwilliger Neuanfang bevor.

Zweites Jim-Knopf-Stück stirbt mit dem Hochwasser

Gut 14 Tage nach der Unwetterkatastrophe steht Ute Dessel, die stellvertretende Vorsitzende des Vereins, in der mittlerweile ausgeräumten Unterkunft Es riecht muffig und an den einst weißen Wänden zeugen nun grau-braune Streifen vom Hochwasser. Vor der Tür steht noch ein voller Container, nicht alles darin gehörte der Theatergruppe, aber auch ihre Sachen sind dabei.

Die Lokomotive „Emma“ wurde Opfer der Wassermassen.
Die Lokomotive „Emma“ wurde Opfer der Wassermassen. © FFS | Manfred Sander

„Die Vermieter haben den ganzen Schrott rausgeräumt“, erläutert Ute Dessel. „Als ich gestern hierher kam, habe ich unsere Emma auch darin liegen sehen.“ Emma ist die Lokomotive, die das Ensemble für seine Jim-Knopf-Inszenierung eigens gebaut hat. Sie war fahrbar – zwei Leute fanden darin Platz – und konnte sogar dampfen, erläutert Dessel wehmütig. Eigentlich wollte die Theatergruppe noch ein weiteres Jim-Knopf-Stück auf die Bühne bringen – das hat sich nun erledigt.

Der starke Regen am Mittwochabend vor zwei Wochen sei ihr nicht geheuer gewesen, erläutert sie. Gegen 21 Uhr habe sie sich, gemeinsam mit einem anderen Gruppenmitglied, auf den Weg ins Hammertal gemacht. „Da war das hier schon alles ein See“, beschreibt sie und deutet auf den Hof vor der Lagerhalle, in dessen Keller die Theatergruppe beheimatet war.

Großer Teil der Technik konnte gerettet werden

Sofort setzten die beiden einen Rundruf an einige Mitglieder der Theatergruppe ab und begannen die Technik auszuräumen. Schnell kamen um die zehn Helfer, zum Teil mit Anhängern. Und auch eine Familie, die in den benachbarten Garagen ihre Motorräder unterstellt, habe geholfen.

„An dem Abend waren wir noch ein bisschen euphorisch“, blickt Ute Dessel zurück, denn ein großer Teil der teuren Technik konnte gerettet werden. „Wir haben hier aufgehört, als das Wasser etwa kniehoch stand“, sagt sie, denn erst da sei ihr und den anderen Helfern klar geworden, dass es auch gefährlich werden könnte.

Dass sie den Raum am folgenden Tag gar nicht würden betreten können, damit hatten sie nicht gerechnet. Und auch nicht damit, dass das Wasser noch auf Brusthöhe ansteigen würde. „Wir hatten hier sehr viele Kulissen, Bühnenbilder, Kostüme, Stoffe“, zählt Ute Dessel auf. Nun ist alles Schrott. Drei große Container haben die Hobbyschauspieler entsorgen müssen.

Das Hochwasser hat die Räume der Theatergruppe völlig durcheinandergesetzt.
Das Hochwasser hat die Räume der Theatergruppe völlig durcheinandergesetzt. © Privat | Theatergruppe schnick-Schnack

Verein braucht einen neuen Lager- und Proberaum

Gerettet werden konnte nur ein Bruchteil, doch der gibt Hoffnung: „Die Kulisse des Stückes, das wir am 20. August im Freibad spielen, haben wir noch vorher rausgeholt“, erklärt Ute Dessel. Und auch das Archiv hat überlebt.

Mit den wenigen verbliebenen Habseligkeiten hat die Gruppe nun vorerst in einer Garage Zuflucht gefunden, ein Teil der Technik lagert im Gemeindehaus. Langfristig aber wird sie einen neuen Lager- und Proberaum brauchen – und das wird ein Problem: „Durch die Pandemie haben wir nicht spielen können und kaum noch Budget“, so Dessel.

Zurück in die alten Räume wollen sie aber nicht. „Zu gefährlich“, sagt Ute Dessel. Zumal die Kellerräume eine festinstallierte Wasserpumpe haben. Die jedoch konnte bei den Wassermassen auch nicht helfen.

„Wie es wirklich weitergeht, müssen wir sehen“, sagt sie. Eines aber steht fest: „Wir wollen nicht aufgeben. Wir machen auf jeden Fall weiter.“

Kontaktmöglichkeiten

Wer dem Verein einen Raum zur Verfügung stellen möchte, kann über die Internetseite www.theatergruppe-schnick-schnack.de Kontakt zu den Hobbyschauspielern aufnehmen. Alternativ per E-Mail an: vorstand@theatergruppe-schnick-schnack.de.Das nächste Mal zu sehen ist die Theatergruppe Schnick-Schnack am Freitag, 20. August, im Freibad Sprockhövel. Gespielt wird das Stück „Mit deinen Augen“.