Sprockhövel. Der Starkregen hat in der Nacht auf Donnerstag auch in Sprockhövel tiefe Spuren hinterlassen. Die Freiwillige Feuerwehr im Dauereinsatz.
Tief „Bernd“ hat auch in Sprockhövel mächtig die Muskeln spielen lassen. Die Angehörigen sämtlicher Feuerwehrlöschzüge waren ab Mittwochnachmittag bis zum frühen Donnerstagmorgen rund 80 Mal im Einsatz, auch am Vormittag danach gab es noch Anfragen an die Freiwilligen, beim Kampf gegen das Wasser zu helfen. Zwei Einsatzkräfte wurden durch einen umstürzenden Baum verletzt.
„Die Einsätze hatten fast immer die gleiche Anforderung: Keller oder Erdgeschosswohnungen und Garagen auspumpen“, informierte Feuerwehrsprecher Matthias Kleineberg, bei dem in der Zentrale in Haßlinghausen alle Aktivitäten koordiniert wurden. „In manchen Kellern stand das Wasser gut anderthalb Meter hoch.“ Das war das Bild, was noch bis zum Morgengrauen die meisten Ortsteile Sprockhövels prägte: Kniehohes Wasser aus den Straßen, Bäche, die bis knapp zu den Brücken angeschwollen waren – und manchmal darüber hinaus.
Eine besondere Dramatik ergab sich mitten in der Nacht bei einem Wohnhaus am Kaninchenweg: Dort gab es nach Auskunft der Feuerwehr Hinweise, dass ein Wohnhaus infolge des überstarken Wasserdrucks einzustürzen drohte, eine gehbehinderte Person sei noch im Gebäude. Glücklicherweise gelang es den Einsatzkräften, die Person rechtzeitig herauszuholen. „An der Bochumer Straße wurde ein Haus evakuiert und überlegt, die Bewohnerinnen und Bewohner in der Glückauf-Halle unterzubringen“, berichtet Matthias Kleineberg. Doch die Betroffenen hätten es dann vorgezogen, bei Bekannten unterzukommen.
Im weiteren Verlauf war es die Feuerwehr selbst, die in Bedrängnis geriet: Unvermittelt stürzte mitten in der Nacht bei einem Einsatz ein Baum auf auf ein voll besetztes Feuerwehrauto. Zwei Kameraden wurden verletzt und ins Krankenhaus gebracht, konnten aber später wieder entlassen werden. „Es geht ihnen wieder gut, sie haben keine ernsthaften Verletzungen erlitten“, berichtet Kleineberg. Ein Autofahrer musste von den Wehrleuten aus seinem Fahrzeug befreit werden, in der Alten Mühlenstraße wurde wegen der Regenfluten der Strom gesperrt. Hier waren die Häuser mit den Nummern 8 und 10 komplett vom Wasser umschlossen.
Das ganze Ausmaß des Starkregens wurde jedoch erst am Tag sichtbar. In Gennebreck ist die Grundschule geflutet. Die Elberfelder, die Bochumer und die Hiddinghauser Straße sind gesperrt – hier war ein Regenrückhaltebecken übergelaufen. Beim Einkauf im Rewe in Niedersprockhövel kommen die Menschen rasch ins Gespräch. Erschütternd: Fast niemand hier ist vom Wasser verschont geblieben. „Meine Gartenlaube ist einfach weggeschwommen“, berichtet ein älterer Mann. „Nicht nur bei uns, bei allen Nachbarn ist auch in der Nacht das Regenwasser in die Keller eingedrungen“, sagt eine junge Frau mit Baby auf dem Arm. Gerda Berger wohnt in der Nähe des katholischen Friedhofs. „So schlimm das jetzt ist, bislang sind wir ja meistens von Starkregen verschont worden. Und auch jetzt ist es in Städten wie Hagen oder Wuppertal viel schlimmer abgelaufen als hier.“ Sie sei in der Nacht aufgestanden, weil sie ein gurgelndes Fließgeräusch hörte. „Im Keller stand dann die Suppe schon kniehoch“, sagt sie. Bis zum Morgengrauen habe sie dann mit ihrem Mann viele Eimer Wasser in den Garten getragen.