Der schwedische Möbelriese will sich hinter der Stadtgrenze zu Wuppertal ansiedeln – mit Auswirkungen auf Sprockhövel.

So dicht wie in Nordrhein-Westfalen sind Ikea-Märkte sonst nirgendwo gesät. Neun Möbelhäuser gibt es bereits. Das reicht den Schweden noch nicht. Die Nordmänner sind weiter auf Expansionskurs. Der Möbelriese will auf dem Gelände der Fertighausausstellung am Eichenhofer Weg ein Möbelhaus bauen. Daneben soll ein Einkaufszentrum entstehen – alles direkt an der Stadtgrenze.

„Wir begrüßen die Ikea-Ansiedlung ausdrücklich”, sagt Martina Eckermann. Die Sprecherin der Stadt Wuppertal hält den Standort für optimal. Die Stadt habe mehrere Flächen geprüft. „Das ist der Standort der Wahl.”

„Wir fühlen uns willkommen”, sagt auch Armin Michaely aus der Expansionsabteilung von Ikea. Nachdem die Stadt Bochum einer Ansiedlung eher kritisch gegenüberstand, sei Wuppertal jetzt Favorit. Die Filiale soll über 25 000 Quadratmeter Verkaufsfläche verfügen. Das gesamte Areal soll 110 000 Quadratmeter groß sein. Dazu gehört auch ein so genannter Home-Park. Potenzielle Mieter sind Fast-Food-Restaurants, Baumärkte oder Heimelektro-Anbieter. Geplante Eröffnung: 2013 oder 2014.

Möglich wird die Ansiedlung erst, weil im Dezember 2013 der Mietvertrag mit der Fertighausausstellung ausläuft. Gut 50 Anschau-Eigenheime müssten dann verschwinden. „Wir wollen nicht weg”, sagt Martin Brose. Der Prokurist des Betreibers „Eigenheim und Garten” ärgert sich, dass die Stadt Wuppertal Ikea den Vorzug gibt: „Wir haben uns immer bestens mit unserem Umfeld vertragen. Wir haben 35 Jahre lang treu und brav die Pacht bezahlt.”

Er habe jetzt sogar darum gebeten, dass die Stadt Wuppertal seinem Unternehmen das Grundstück zum Kauf anbiete, sagt Martin Brose. „Das wäre für uns nur eine Option, wenn sich die Ansiedlung von Ikea aus irgendeinem Grund nicht realisieren ließe”, sagt Martina Eckermann.

Die Ansiedlung von Ikea hängt eng mit dem Umbau des Autobahn-Kreuzes Wuppertal-Nord (komplett auf Sprockhöveler Stadtgebiet) zusammen. „Das passt gut, weil das Kreuz sowieso umgebaut wird”, sagt Eckermann. Wie die Verkehrsführung im Detail aussehen soll, stehe aber noch nicht fest. „Es muss noch Gutachten geben.”

Auch die Nachbarstädte Solingen und Remscheid hätten ein Wort mitzureden. Ikea-Ansiedlungen waren in anderen Städten schon daran gescheitert, dass sich das Sortiment nicht mit den Stadtzentren vertrug. Auch die Landesregierung steht den Schweden eher kritisch gegenüber, weil sie um den Handel in den Innenstädten fürchtet.

Die Sprockhöveler Stadtverwaltung verfolgt die Planungen aufmerksam. Wirtschaftsförderer Detlef Merken will sich noch kein Urteil erlauben. „Wir wissen noch nicht, wie der Laden aussieht.” Interessant sei sicherlich die Zusammensetzung des Einkaufszentrums, das komplett von Ikea vermarktet werden soll. Ob das dann zu Synergien oder Nachteilen führe bleibe abzuwarten. Die Stadt könne später im Bauleitplanverfahren ein Wörtchen mitreden.

Fest steht: Ikea wird jede Menge Verkehr mit sich bringen. Von einer Million Fahrzeugbewegungen im Jahr ist die Rede. Einige Anwohner der Schmiedestraße und des Wuppertaler Wohngebiets Erlenrode haben sich bereits in einer Bürgergemeinschaft gegen die Ansiedlung zusammengeschlossen.

KOMMENTAR:

Ikea kommt. Die Planung lässt aufhorchen. Für Sprockhövel bedeutet das weitaus mehr als Billy-Regale in fußläufiger Entfernung. Ikea bringt Arbeitsplätze in die Region. Das ist gut. Es steht kaum zu befürchten, dass der Möbelriese dem lokalen Einzelhandel Konkurrenz macht. Da hat der Kunde längst seine Entscheidung getroffen – egal ob Ikea einen oder 30 Kilometer entfernt ist.

Ikea bringt aber auch Verkehr mit sich. Wie viel, das wird die Detailplanung zeigen. Die Stadtverwaltung muss jedenfalls am Ball bleiben und aufpassen, dass die Schmiedestraße nicht zur Ikea-Vorstadt wird.

Die Betreiber der Fertighausausstellung fühlen sich zu Recht vorgeführt. Kaum kommt der schwedische Möbelhändler, ist die Pacht nicht mehr gut genug. Ein Umzug kündigt sich an. Die Betreiber sollen sich in Sprockhövel umsehen. Das wäre vielleicht die eigentliche Sensation.