Niedersprockhövel versus Haßlinghausen. Eine WAZ-Umfrageüber Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Menschen der beiden Stadtteile

Nicht nur der Höhenunterschied von fast 100 Metern und die vierspurige A 43 trennen Sprockhövel in Nord und Süd, in Niedersprockhövel und Haßlinghausen. Was die in den beiden Stadtteilen lebenden Menschen rund 45 Jahre nach dem Zusammenschluss über die jeweils anderen denken, ergab nun eine WAZ-Umfrage.

„Sprockhövel entstand 1970 aus einer Not heraus“, erinnert sich Dieter Böhmer vom Heimatverein. Nach Vorgaben der Gebietsreform musste eine neu zu bildende Gemeinde mindestens 20 000 Einwohner haben. Sowohl Gevelsberg als auch Hattingen, die bereits groß genug waren, hatten kein Interesse daran, sich um Gebiete zu erweitern.

Dabei hätte das laut Böhmer viel besser gepasst: „Es wurden zwei Volksgruppen vereint, die sich in unterschiedliche Richtungen orientieren. Niedersprockhövel gehört quasi zum Ruhrpott und Haßlinghausen zum Bergischen. „Wenn unsere Mitglieder zu uns kommen, fragen wir sie, ob sie gut durch die Passkontrolle gekommen sind“, scherzt Kollege Günther Menzel.

„Als mein Mann und ich ein Haus gesucht haben, war uns klar: Hauptsache nicht in Haßlinghausen“, erinnert sich Petra Bergermann. Woher dieses Gegeneinander kommt, kann sie sich allerdings nicht erklären. „Ich erlebe die Menschen der beiden Teile als durchaus unterschiedlich“, berichtet der Gevelsberger Ralf Braunscheidt. Haßlinghauser seien offen und freundlich, die Niedersprockhövler etwas stur, aber dafür echte Freunde, wenn man erst einmal ihr Herz erobert hat. Für Heike Böckelmann gehören Nieder- und Obersprockhövel und Herzkamp zum Kern Sprockhövels. „Diese Teile sind wenigstens über eine große Straße direkt miteinander verbunden.“

Nichts von einem Gegeneinander

„Wir haben nichts gegen die, aber eben auch nichts für die“, sprechen scharfe Zungen aus Niedersprockhövel. „Wir haben ja nicht mal die selbe Vorwahl wie die da unten“, kontert man in Haßlinghausen. Die Aussage „Die haben alles, was wir nicht haben wollten: einen Swingerclub, eine Spielothek...“ kommt wieder aus Niedersprockhövel. Freundschaftsspiele zwischen den beiden Fußballmannschaften würde es nicht geben. „Die heißen nur so.“

Doch es geht auch anders: „Wir sind Grenzüberschreiter und haben nicht das Geringste gegen die anderen“, so Uwe Segelcke. „Warum auch? Wir sind schließlich eine Stadt.“ Ähnlich wie Segelcke reagieren viele Befragte. „Als vor zehn Jahren Zugezogene merkt man von einem Gegeneinander gar nichts, und davon habe ich auch noch nie etwas gehört“, wundert sich Melanie Steglitz. „Wahrscheinlich steckt das noch in den Köpfen der Sprockhövler Urgewächse, die den Zusammenschluss miterlebt haben.“

Recht mag sie haben.