Oberhausen. Kurz vor der Bundestagswahl trifft die Redaktion CDU-Kandidatin Simone-Tatjana Stehr in ihrem Heimatstadtteil zum politischen Spaziergang.

Zuletzt ist in Oberhausen im Jahr 1961 ein CDU-Kandidat direkt in den Bundestag gewählt worden. Martin Heix (1903-1977) war das damals gelungen, nach dem mittlerweile ein Platz im Stadtteil Styrum benannt ist, weil er in den 1930er-Jahren zum katholischen Widerstand gegen das Nazi-Regime gehörte. Nun will Simone-Tatjana Stehr (CDU) das aus Sicht vieler Beobachter lange als unmöglich Gedachte möglich machen und Oberhausen und den Wahlkreis Oberhausen-Wesel III, zu dem auch Dinslaken gehört, wieder für die Union direkt gewinnen.

Beim Rundgang mit der 54-Jährigen durch ihren Heimatstadtteil Königshardt wird schnell deutlich, wie Simone-Tatjana Stehr ihr Mandat gestalten würde, wenn es mit dem Wahlsieg klappt. Sie ist seit 20 Jahren in der Kommunalpolitik, seit zehn Jahren CDU-Fraktionsvorsitzende im Stadtrat und seit 2024 Chefin der CDU in Oberhausen. Die örtliche und regionale Verankerung ist ihr wichtig und sie kennt die politische Praxis. „Meine Big Points sind Wirtschaft, Gesundheit, Bildung“, sagt sie gleich zu Beginn und führt den Reporter zu passenden Stadtteil-Örtlichkeiten: zur Hartmannschule etwa, wo schon ihre Mutter und ihre Oma zur Schule gingen und natürlich sie selbst; zum Blumenladen von Lydia Niehüser; zur Pfalzgrafen-Apotheke.

„Ich kriege im Stadtteil täglich mit, worüber sich die Menschen freuen oder auch ärgern“

Wer mit der Oberstudiendirektorin politisch ins Gespräch kommt, erlebt einen regen und intensiven Dialog: „Ich kriege hier im Stadtteil täglich mit, worüber sich die Menschen freuen oder auch ärgern“, sagt sie. Über zu viel Bürokratie und behördliche Regelungswut etwa. „Dafür haben Inhaber kleiner Betriebe und Geschäfte doch gar keine Zeit.“ Simone-Tatjana Stehr will im Fall eines Wahlsieges im Bundestag mit dafür sorgen, dass es gerade Mittelständler künftig wieder ein wenig leichter haben, dass ihnen mehr Zeit bleibt für ihr Kerngeschäft und für den Kontakt mit den Kunden.

Simone-Tatjana Stehr vor der Hartmannschule: „Hier haben schon meine Mutter und meine Oma die Schulbank gedrückt.“
Simone-Tatjana Stehr vor der Hartmannschule: „Hier haben schon meine Mutter und meine Oma die Schulbank gedrückt.“ © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Vor der Pfalzgrafen-Apotheke schildert sie eigene Erfahrungen mit dem weit verzweigten Gesundheitssystem, dem es etwa an Digitalisierung mangele, um bürokratische Vorgänge einfacher zu gestalten. Gerade das lange Warten auf Arzt-Termine sei nicht hinnehmbar. Es sei deshalb auch dringend nötig, die strikten Zugangsbeschränkungen zum Medizin-Studium in der Bundesrepublik zu lockern, um künftig genügend Ärztinnen und Ärzte zu gewinnen. Hier dürfe nicht alles vom Abi-Schnitt und vom Numerus Clausus abhängen.

Der CDU-Politikerin ist dabei zugleich klar, dass sie als Neuling im Bundestag nicht sofort alle Weichen entsprechend stellen kann, dass sie dann Teil einer großen CDU/CSU-Fraktion ist und nicht allein darüber entscheidet, in welchen Fachausschüssen sie vertreten sein wird, um ihre Vorstellungen konkret in die parlamentarische Arbeit einzubringen. Aber sie ist hochmotiviert, ihren Beitrag beharrlich zu leisten.

Wahlsieg würde einen tiefen beruflichen Einschnitt bedeuten

Simone-Tatjana Stehr ist Chefin (Leitende Direktorin) des Zentrums für schulpraktische Lehrerausbildung an der Marktstraße in Oberhausen. An diesem Job hängt ihr Herz. Wegen der beamtenrechtlichen Vorgaben müsste sie diese Tätigkeit aufgeben, wenn sie in den Bundestag einziehen würde. Das würde ihr sehr schwer fallen, wie sie einräumt. Mit dem 23. Februar 2025 würde also für sie in gewisser Weise im Falle eines Wahlsieges ein neues Leben beginnen, zumindest beruflich. An der lokalen und regionalen Anbindung all ihres politischen Tuns will die Oberhausener Parteichefin der CDU aber auf jeden Fall festhalten: Sie ist Beisitzerin im Landesvorstand der NRW-CDU und auch in der Ruhr-CDU tätig: „Ich möchte in Berlin Politik für Oberhausen und Dinslaken und für die ganze Region machen.“

Simone-Tatjana Stehr: „„Ich bin gespannt, wie die Wahl ausgeht. Ich werde mich in jedem Fall weiter für Stadt und Region engagieren.“
Simone-Tatjana Stehr: „„Ich bin gespannt, wie die Wahl ausgeht. Ich werde mich in jedem Fall weiter für Stadt und Region engagieren.“ © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Auf der NRW-Landesliste steht Simone-Tatjana Stehr auf Platz 20, was keine sichere Aussicht auf ein Bundestagsmandat bedeutet. Insofern hängt jetzt alles vom direkten Wahlkreis-Votum der Menschen in Oberhausen und Dinslaken ab. In beiden Städten hat die Kandidatin zahlreiche Wahlkampf-Termine absolviert. Und wenn es am 23. Februar nicht klappt? „Ich bin gespannt, wie die Wahl ausgeht. Ich werde mich in jedem Fall weiter für Stadt und Region engagieren.“