Oberhausen. Wie sehen die Oberhausener ihre Stadt? Professionelle Image-Experten geben teils provokante Antworten, um eine neue Stadtwerbung zu entwickeln.

Oberhausen soll zur „Marke“ werden. Neudeutsch heißt das: Die Stadt soll eine neue „Corporate Identity“ erhalten, um Einwohner, aber auch Besucher für sich zu gewinnen. Der Stadtpolitik liegt derzeit dazu eine professionelle Präsentation vor, von Image-Experten der Agentur Benning, Gluth und Partner auch mit Hilfe von Befragungen und Interviews entwickelt. Irgendwann soll daraus eine neue Markenkampagne für die Stadt werden.

In dieser Präsentation (die Überschrift lautet: „ein moderner, selbstbewusster Markenauftritt für die Stadt Oberhausen“) finden sich viele Vorschläge und bemerkenswerte Aussagen zur Befindlichkeit der Oberhausener mit Blick auf ihre Stadt. Bei den Oberhausener Bürgerinnen und Bürgern werde das „Oberhausengefühl“ vermisst, heißt es zum Beispiel. „Nur wenige können sich mit dem Stadtkonstrukt ,Oberhausen‘ eindeutig identifizieren.“

Ganz anders verhalte es sich mit den Stadtteilen. Hier bestehe eine hohe Identifikation. Man sei überzeugter Sterkrader, Osterfelder oder eben Alt-Oberhausener. Im Grunde sei die Sache sogar noch kleinteiliger: Man sei Königshardter, Schmachtendorfer, Buschhausener, Klosterhardter oder man komme erklärtermaßen aus Alstaden, Lirich, Styrum oder dem Marienviertel. Der Vorschlag des Konzeptpapiers lautet: „Vielleicht sollte man die Geschichte dieser Stadt tatsächlich aus ihren starken Stadtteilen heraus erzählen.“

Neue Mitte birgt Strahlkraft für die Gesamtstadt

Die Rolle der Neuen Mitte soll dabei allerdings auch nicht zu kurz kommen, sie könne als das gesehen bleiben, was sie schon seit 1996 sei: eine Freizeit- und Unterhaltungsmeile, die die Oberhausener je nach Bedarf und Geschmack nutzen oder meiden würden. Die Neue Mitte samt zugehörigem Masterplan könne Strahlkraft für die Gesamtstadt entwickeln, heißt es.

Vision für das künftige Stadtviertel am Brammenring in der Neuen Mitte Oberhausen.
Vision für das künftige Stadtviertel am Brammenring in der Neuen Mitte Oberhausen. © Handout | Stadt Oberhausen

In der Präsentation finden sich manche weitere Sätze, die aufhorchen lassen und wahrscheinlich auch manchen Widerspruch auslösen: „Die Oberhausener identifizieren sich nicht mit Oberhausen, weil sie Oberhausen gar nicht kennen“, heißt es da ziemlich frech. Und weiter: „Sie wissen nicht, was es in Gesamtoberhausen zu entdecken gibt. Aber ihre Vermutung ist: nichts.“

Der Vorschlag der Image-Experten lautet: „Wir müssen die Oberhausenerinnen und Oberhausener zu Entdeckern ihrer eigenen Stadt machen. Wir müssen Hinweise streuen. Wir müssen sie neugierig machen. Wir müssen die Nordoberhausener dazu ermutigen, das Wagnis einzugehen, die trennenden Wasserstraßen zu überqueren, um den Süden zu entdecken, und so machen wir es auch mit den Südoberhausenern – nur umgekehrt.“

Es gelte, alle Oberhausenerinnen und Oberhausener auf Expeditionen durch ihre eigene Stadt zu schicken und Reiserouten entlang weitgehend unbekannter Orte und Sehenswürdigkeiten zu entwickeln. Wörtlich heißt es: „Diese Art der abenteuerorientierten Selbstaktivierung birgt viel aktionistisches Potenzial, das tief in die Stadtgesellschaft hineinwirken könnte und dadurch auch Wirkung nach außen entfalten würde.“

„Oberhausen ist nicht hip, sondern normal“

Eine Straßenbahn an der Haltestelle Hauptbahnhof Oberhausen: „Keine U-Bahn, aber ein funktionierender ÖPNV.“
Eine Straßenbahn an der Haltestelle Hauptbahnhof Oberhausen: „Keine U-Bahn, aber ein funktionierender ÖPNV.“ © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

In einem weiteren Abschnitt des Papiers wird die „Bodenständigkeit“ von Oberhausen hervorgehoben: „Oberhausen ist nicht hip, sondern normal. Keine Uni, aber das Ausbildungszentrum der Bauindustrie NRW. Keine Hipster-Cafés, aber jede Menge gut besuchte Bäckerei-Cafés. Keine Villen-Vororte, aber durchaus gehobene Wohnviertel. Keine Pferderennen, aber Fußball. Keine Sterne-Küche, aber bezahlbare Restaurants. Keine urige Altstadt, aber eine Neue Mitte. Keine abgefahrenen Clubs, aber Club-Konzerte. Keine Love-Parade, aber Karnevalsumzüge. Keine Galerien, aber eine freie Kunstszene. Keine Messe, aber Messe-Hotels. Keine U-Bahn, aber einen funktionierenden ÖPNV.“ Die Image-Experten ziehen daraus den Schluss: „Wer in einer Großstadt wohnen möchte, die sich wie ein Dorf anfühlt, ist in Oberhausen richtig.“

Noch viele weitere Aspekte finden sich in der über 30-seitigen Präsentation. All das soll zu einem abgestimmten Konzept für ein künftiges „Stadt-Narrativ“ kombiniert werden, in dem auch die persönlichen Vorzüge der Menschen zum Pluspunkt für diese Stadt werden: „Ihre Offenheit, Direktheit, Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft werden lobend hervorgehoben. Und das ist mehr als ein Klischee.“