Oberhausen. Seit Jahren befinden sich Tanzschulen mit der Gema im Rechtsstreit. Denn: Die Gema verlangt mehr Geld für gespielte Musik. Das hat enorme Folgen.

Der Country-Song „Texas Hold ´em“ der US-Sängerin Beyoncé dürfte in Dany Schönitz´ Kopf in Dauerschleife laufen. Schließlich boomen die Kurse für Line-Dance in ihrer Tanzschule „Tanz-Centro Oberhausen“ wie keine anderen und Country-Musik ist dabei Pflicht. Doch das Abspielen solcher Songs könnte Tanzschulen wie die von Schönitz bald vor Probleme stellen.

Dany Schönitz ist mit ihrer Tanzschule Mitglied in der Deutschen Tanzschulinhaber-Vereinigung. Und diesem Dachverband legt die Gesellschaft für musikalische Aufführungsrechte (Gema) Verträge vor. Darin festgehalten: Welche Gebühren Tanzschulen an die Gema zahlen müssen, wenn sie in ihren Kursen Musik abspielen. Doch aktuell stocken die Verhandlungen zwischen der Tanzschulinhaber-Vereinigung und der Gema. Das schürt die Sorge, dass demnächst sehr viel höhere Gebühren fällig werden. Im Falle von Schönitz‘ Tanzschule hätte das direkte Folgen. „Ich müsste die Beiträge erhöhen.“

In ihrer Jugend besuchte Dany Schönitz mit ihren Freunden das „Tanz-Centro Oberhausen“ am Oberhausener Hauptbahnhof. Nun leitet sie die Tanzschule.
In ihrer Jugend besuchte Dany Schönitz mit ihren Freunden das „Tanz-Centro Oberhausen“ am Oberhausener Hauptbahnhof. Nun leitet sie die Tanzschule. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Oberhausener Tanzlehrerin zahlt rund 6000 Euro an die Gema – nun sollen Abgaben um das Sechsfache steigen

„Wir sind bereit, Geld zu zahlen, aber nicht so viel, wie sich die Gema vorstellt.“

Dany Schönitz
Inhaberin einer Tanzschule in Oberhausen

Die Gema kümmert sich um die Rechte tausender Künstlerinnen und Künstler, hat eine Art Monopolstellung auf dem Markt. Bis 2019 zahlten die Verbände ihr eine Pauschale, für Dany Schönitz wurden dabei rund 6000 Euro jährlich fällig. Doch die Gema hat ihre Abrechnung umgestellt auf Einzellizenzierungen für jede Tanzschule. Dagegen wehrt sich die Tanzschulinhaber-Vereinigung. Sie will weder eine Abrechnungsart nach der Größe der Tanzfläche noch nach dem Umsatz. Diese Informationen unterlägen dem Datenschutz und seien zudem nicht genau definiert. Nach Schätzungen könnten die Gebühren an die Gema in Zukunft um das Sechsfache steigen. Für Schönitz eine unvorstellbar hohe Summe: „Wir sind bereit, Geld zu zahlen, aber nicht so viel, wie sich die Gema vorstellt.“

Dany Schönitz, Inhaber vom „Tanz-Centro Oberhausen“, weiß aus Erfahrung, dass es immer schwerer wird, Menschen in die Tanzschulen zu locken. Mit steigenden Mitgliedsbeiträgen würde das Problem noch viel größer werden.
Dany Schönitz, Inhaber vom „Tanz-Centro Oberhausen“, weiß aus Erfahrung, dass es immer schwerer wird, Menschen in die Tanzschulen zu locken. Mit steigenden Mitgliedsbeiträgen würde das Problem noch viel größer werden. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Tanzen auf 300 Quadratmetern im „Tanz Centro Oberhausen“ am Hauptbahnhof

Ein Grundkurs mit fünf Stunden kostet im „Tanz-Centro“ aktuell 35 Euro pro Person. Langfristige Mitgliedsverträge liegen zwischen 26 und 34 Euro im Monat. Mitglieder zu gewinnen sei längst nicht mehr so einfach wie in der Vergangenheit, sagt Schönitz. „Früher war ich mit meiner ganzen Klasse hier. Da legten die Eltern viel Wert darauf, dass die Kinder eine Tanzschule besuchten.“

Platz für neue Mitglieder hätte Dany Schönitz in ihrer Tanzschule am Oberhausener Hauptbahnhof genug. In zwei Räumen mit insgesamt 300 Quadratmetern bietet sie neben Line-Dance auch Discofox-Kurse, Dance-Fitness, Gesellschaftstänze, individuelle Hochzeitsvorbereitungen und Kinder-Tanzkurse an.

Eine Mitgliedschaft bei Dany Schönitz im „Tanz Centro Oberhausen“ kostet aktuell zwischen 26 und 34 Euro. Angeboten werden zum Beispiel Dance-Fitnesskurse oder auch Hochzeitsvorbereitungen.
Eine Mitgliedschaft bei Dany Schönitz im „Tanz Centro Oberhausen“ kostet aktuell zwischen 26 und 34 Euro. Angeboten werden zum Beispiel Dance-Fitnesskurse oder auch Hochzeitsvorbereitungen. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Oberhausener Tanzschule probiert sich an Gema-freier und KI-generierter Musik aus

In all diesen Kursen nutzt Schönitz aktuell noch Gema-pflichtige Musik, auch wenn ihr damit hohe Kosten drohen. „Ich verlasse mich darauf, dass das jemand regelt“, sagt die 51-Jährige. Zwar probiert sie sich immer mehr an Gema-freier Musik aus, bekommt aber auch das Feedback, dass die Leute das nicht wollen.

Gerade beim Line-Dance und Discofox steht ihr Publikum auf die bekannten Hits wie „Cotton eye joe“ (Rednex) oder den Schlager-Klassiker „Achterbahn“ von Helene Fischer. Gema-freie Musik, die zum Beispiel durch künstliche Intelligenz erstellt wurde, kann da kaum mithalten.

Petition macht Tanzschulen Hoffnung

Eine Gema-Sprecherin bestätigt auf Nachfrage dieser Redaktion, dass mit der Tanzschulinhaber-Vereinigung jährlich ein neuer Pauschalvertrag verhandelt werden muss. Bislang sei keine Einigung erzielt worden. Dazu laufe aktuell, so bestätigen es beide Seiten, ein rechtliches Verfahren.

Durch eine Ende 2024 unterschriebene Petition erhofft sich die Tanzschulinhaber-Vereinigung, dass eine neue Lösung zwischen den Tanzschulen und der Gema gefunden wird. „Kern des Problems ist die Monopolstellung der Gema“, kritisiert Dietmar Buermann, Vorsitzender der Tanzschulinhaber-Vereinigung. Eigentlich müsse es innerhalb der EU freien Handel für Waren und Dienstleistungen geben. Wann sich die neue Regierung diesem Thema annehmen wird, bleibt abzuwarten.