Oberhausen. Traditionell richten sich die obersten Vertreter christlicher Kirchen zu Weihnachten an alle Bürger. Diesmal erinnern sie an eine Bürgerpflicht.

Man spürt es nicht nur in persönlichen Gesprächen, sondern auch in Umfragen und in den Analysen der gegenwärtigen Interessen der Oberhausenerinnen und Oberhausener: Viele haben die seit Jahren anhaltenden mannigfaltigen Krisen der Welt und in Deutschland satt, sie suchen die Zerstreuung vom beschwerlichen Alltagsleben auch in den vielfältigen Freizeit- und Unterhaltungsthemen, die das Ruhrgebiet bietet.

Die obersten Verantwortlichen der katholischen und evangelischen Kirchen in Oberhausen, Stadtdechant André Müller und Superintendenten Joachim Deterding, versuchen deshalb in ihrer traditionellen Weihnachtsbotschaft an alle Bewohner dieser Stadt Hoffnung zu verströmen. Sie empfehlen in Krisenzeiten Gottvertrauen und Gelassenheit.

Superintendent Deterding und Stadtdechant Müller: „Vieles müssen wir aufgeben“

Und sie erinnern an eine Pflicht und Verantwortung von Demokraten in einem Jahr, in dem Bürger gleich zweimal entscheidende Weichen auf wichtigen staatlichen Ebenen stellen können: Wie geht es im Bund, aber auch hier in Oberhausen weiter? Sie rufen deshalb dazu auf, sowohl im Februar als auch im September 2025 zur Wahl zu gehen. Hier dokumentieren wir ihr komplettes Grußwort:

„Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

wie ist Ihr Jahr gewesen? Beschwerlich und voller unangenehmer Ereignisse – oder eher fröhlich und schön mit vielen tollen Erlebnissen? Oder irgendwas dazwischen, mit Höhen und Tiefen? Bei den meisten wird es eher letzteres gewesen sein.

Als christliche Kirchen erleben wir diese Zeit als eine Zeit der großen Veränderungen. Vieles, was wir liebgewonnen hatten, müssen wir aufgeben. Manches, was seine Zeit ohnehin längst hinter sich hatte, dürfen wir getrost aufgeben. Und hier und da zeigen sich wunderbare Neuanfänge trotz der immer weiter zurückgehenden Zahl an Kirchenmitgliedern.

Der Oberhausener Superintendent Joachim Deterding, oberster Repräsentant aller evangelischen Kirchengemeinden im Stadtgebiet.
Der Oberhausener Superintendent Joachim Deterding, oberster Repräsentant aller evangelischen Kirchengemeinden im Stadtgebiet. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Ein Gedanke wird uns bei all diesen Veränderungen immer wichtiger: Unser Gott ist ein beständiger Gott. Egal wie sehr wir manchmal mit ihm hadern, egal wie weit wir uns manchmal von ihm entfernen: Er ist und bleibt unser Gott, völlig unveränderlich, auch in Zeiten größter Veränderungen.

Uns gibt das Halt – Halt, den wir immer wieder nötig haben, gerade dann, wenn uns gefühlt der Boden unter den Füßen wegbricht.

Und wenn wir diesen Halt wiedergefunden haben, dann entstehen eine große Gelassenheit und eine große Hoffnung aus ihm heraus. Gelassenheit, weil wir uns bei allem, was auf uns zu kommt, auf ihn verlassen können. Und Hoffnung, weil dieser Gott es gut mit uns meint, so gut, dass er selbst Mensch wird.

Wie auch immer Ihr Jahr gewesen ist, um auf die anfängliche Frage zurückzukommen: Sie dürfen die Hoffnung haben, dass Gott etwas Gutes aus ihm entstehen lassen kann, denn bei aller Veränderung, der unser Leben unterworfen ist, bleibt er an unserer Seite.

Der Oberhausener Stadtdechant André Müller ist oberster Vertreter der katholischen Kirchengemeinden im Stadtgebiet.
Der Oberhausener Stadtdechant André Müller ist oberster Vertreter der katholischen Kirchengemeinden im Stadtgebiet. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Das gibt Mut auch für das kommende Jahr. Eine Bundestagswahl im Februar, später dann Kommunalwahlen – all das kann Kontinuität oder Veränderung mit sich bringen. Aber es kann unser Leben nicht aus der Bahn werfen.

In diesem Sinne grüßen wir Sie mit der biblischen Jahreslosung für 2025: Prüft alles und behaltet das Gute (1.Thess 5,21).

Sie, wir alle, haben das Glück in einem Staat zu leben, in dem wir genau das dürfen: Prüfen und wählen. Machen Sie davon Gebrauch im kommenden Jahr und seien Sie dabei gewiss: Gott wird uns begleiten.

Ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein gutes Jahr 2025 unter Gottes Segen wünschen Ihnen

André Müller, Stadtdechant
Joachim Deterding, Superintendent“