Oberhausen. Jede Karte eine Geschichte: Was Kinder und Jugendliche aus Hilfseinrichtungen sich wünschen – und wer diese Herzenswünsche erfüllt. Ein Besuch.

Fast hätte es ihn in diesem Jahr nicht gegeben, den Wunschbaum im Centro Oberhausen. Im 19. Jahr der Benefizaktion des Einkaufstempels war kein Platz mehr frei für eine geschmückte Tanne mit Wunschkarten bedürftiger Kinder aus Oberhausen und der Region.

Dann fand sich doch noch eine Lücke, im ersten Obergeschoss in der Nähe des C&A-Eingangs. Zwar nicht für einen richtigen Weihnachtsbaum wie in den Jahren zuvor, aber zumindest für einen funkelnden „Wunschzug“. In diesem haben wir Astrid Remark besucht, die seit vielen Jahren schon mit Herz und Hingabe die Schenkenden mit den Beschenkten verbindet.

1500 Karten waren es beim Start der gemeinsamen Aktion von Centro und WAZ, am Tag vor Nikolaus sind noch 335 davon übrig. Zum Beispiel die von Malek (12), der gerne ein Nachtsichtgerät hätte. Oder von Ember (10), die sich eine Überraschung wünscht. Oder von Alecia (14), die folgendes notiert hat: Squish Mallows Kuscheltier-Hund. „Manche Sachen müssen wir googeln“, sagt Astrid Remark und lacht. Die meisten Wünsche jedoch sind ganz einfach zu entschlüsseln und Allzeit-Favoriten bei Kindern: Plüschtiere, Fußbälle, Kopfhörer, Süßigkeiten, Lego, Kinogutscheine.

Wünsche bei Benefizaktion im Centro Oberhausen: „Meine Mutter wiedersehen“

„Manche wünschen sich eine warme Winterjacke“, sagt Astrid Remark. „Das bringt viele zum Weinen.“ Gestandenen Kerlen würden dicke Tränen herunterkullern, wenn sie sehen, welche Not aus den Wunschkarten manchmal spricht. „Ich habe schon eine Taschentuch-Box von zu Hause mitgebracht“, sagt Wunsch-Engel Astrid Remark. Auch ihr bricht es fast das Herz, wenn sie Karten liest wie die des Jungen, der sich neben Kopfhörern vor allem wünschte, seine Mutter wiederzusehen. Dies könne sie ihm nicht erfüllen, schrieb sie ihm in einer Karte, die sie zum Geschenk legte. Doch er könne anrufen, wenn er möchte.

Dies tat der Heranwachsende auch, doch Astrid Remark merkte dann, dass es ihr doch zu viel war. Ihre Hilfsbereitschaft war mit ihr durchgegangen. Seitdem gibt sie ihre Nummer nicht mehr heraus, erfüllt aber mit ihrem Mann und ihren Söhnen Jahr für Jahr mehrere Wunschbaum-Wünsche.

Tuff, Tuff, Tuff, der Wunschzug kommt: Erik und Jelle aus den Niederlanden nutzen die Kulisse der Benefizaktion im Centro für ein festliches Foto.
Tuff, Tuff, Tuff, der Wunschzug kommt: Erik und Jelle aus den Niederlanden nutzen die Kulisse der Benefizaktion im Centro für ein festliches Foto. © FUNKE Foto Services | Oliver Mueller

Einmal sei eine Frau vorbeigekommen, die hatte ihren eigenen Kindern Weihnachtsgeschenke im Wert von 600 Euro gekauft – und dann gestaunt über die Kleinigkeiten, an denen es Kindern in schwierigen Lebenssituationen mangelt. „Sie stand hier und hat geweint“, erinnert sich Astrid Remark. Danach habe sie gleich mehrere Wunschbaum-Wünsche erfüllt.

Manche würden einfach nur Geld spenden, auch dies ist möglich, aber es sei doch viel schöner, das Geschenk selbst im Laden zu kaufen, findet Astrid Remark. „Das ist etwas fürs Herz.“ Sie gehe gerne auf Shopping-Tour. Dann besorge sie auch die Gutscheine, die sich besonders oft Jugendliche wünschen und die sonst keiner gerne schenken möchte. „Die Leute kaufen lieber Spielsachen“, sagt sie. Sie verpacke auch die schnörkellosen Karten liebevoll und lege noch Süßigkeiten und einen handgeschriebenen Gruß dazu.

Centro Oberhausen: Echte Wünsche von echten Kindern

Am Weihnachtszug treffen wir eine Frau, 57 Jahre alt, die ihren Namen nicht öffentlich lesen möchte, aber gerne berichtet, was ihr an der Weihnachts-Benefizaktion so gut gefällt: „Das ist so real. Das sind echte Kinder, echte Wünsche, alles nachvollziehbar und persönlich.“ Sie habe sich für die Wunschkarte einer 17-Jährigen entschieden, deren Bitten sie verblüfft hätten: Bilderrahmen, Babyöl, Concealer. „So bescheiden. Das hat mich berührt.“

Eine zweite Wunschkarte, die sie ebenfalls übernommen hat, ist von einer Zehnjährigen: „Sie möchte einfach nur irgendwelche Kleidung und Schuhe in Größe 146.“ Auch diesen Wunsch habe sie gerne erfüllt, zumal sie sich selbst heute etwas Teures gekauft habe.

„Jede Karte erzählt eine Geschichte“, sagt Astrid Remark. Wenn Kinder sich Töpfe und Pfannen wünschen, könne man davon ausgehen, dass sie in einer Wohngruppe untergebracht sind und gerade lernen, einen eigenen Haushalt zu führen. Der Wunsch einer 15-Jährigen habe sie nachdenklich gemacht: ein Buch mit dem Titel „Wie schütze ich mich vor toxischen Menschen?“.

Sechsjähriger Junge beschert einen rastlosen Heiligabend

Ein anderer, von einem sechsjährigen Jungen, brachte ihr einmal einen rastlosen Heiligabend. Der Kleine wollte eine Plüschrobbe, doch Astrid Remark konnte keine mehr finden. Für eine Online-Bestellung war es auch schon zu spät. Also wurde es ein großer, kuscheliger Hund. „Ich hoffe, ihr werdet gute Freunde“, schrieb sie auf die Karte.

Am Weihnachtstag dachte sie oft daran, ob das Kind enttäuscht war. Später erfuhr sie, dass der Junge ihm den Namen seines verstorbenen Hundes gegeben hat und ihn nicht mehr aus der Hand legen wollte. Der Wunschbaum-Engel hatte die richtige Eingebung.

Wer sich noch beteiligen möchte an der Wunschzug-Aktion von Centro Oberhausen und WAZ, kann dies bis Montag, 18. Dezember, tun. Der Wunschzug ist montags bis donnerstags von 12 bis 20 Uhr besetzt, freitags von 13 bis 21 Uhr und samstags von 11 bis 21 Uhr.

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