Oberhausen. Neuer Ansatz in Oberhausen: Das Ameos-Klinikum behandelt Adipositas und psychische Störungen gemeinsam. Chefärztin schöpft aus eigener Erfahrung.
Depressionen, Angststörungen, sozialer Rückzug mit oder durch Adipositas: Starkes Übergewicht drückt nicht nur auf den Körper, sondern raubt oft auch der Seele die Luft zum Atmen. Behandelt aber werden beide Erkrankungen - wenn überhaupt - meist getrennt. Mit einem Behandlungsansatz, der nach eigenen Angaben einmalig ist, nimmt die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie im Ameos Klinikum St. Josef in Oberhausen jetzt stark übergewichtige Patienten mit psychischen Störungen in den Blick. Geleitet wird die Klinik von Chefärztin Kyriakoula Manaridou, die selbst viele Jahre lang unter Adipositas litt.
Kyriakoula Manaridou kennt diese verstohlenen Blicke und die mehr oder weniger versteckten Vorurteile, die auf übergewichtige Menschen einprasseln. Auch hinter ihr lag bereits ein langer Weg, bis sie sich entschloss, sich ein Magenband einsetzen zu lassen. Eine Operation sei aber keineswegs immer nötig, betont die Chefärztin. Angebote für stark Übergewichtige mit psychischen Störungen, die sich eventuell operieren lassen wollen, vielleicht aber eben auch nicht, gebe es in der ganzen Region keine. Diese Lücke will Ameos nun schließen.
Auch dafür hat das Ameos Klinikum St. Josef sein Angebot in der Tagesklinik ausgeweitet. Die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie hält dort nun 28 statt der bislang 16 Behandlungsplätze vor. Sechs der neu geschaffenen Räume sind speziell auf die Bedürfnisse von adipösen Patientinnen und Patienten ausgerichtet. Die Ausstattung umfasst unter anderem verstärkte Möbel, geräumige Behandlungszimmer. Weit mehr als 100.000 Euro hat Ameos in diesen Bereich investiert. Das meiste davon in spezielle Trainingsgeräte, wie ein aus der Weltraumforschung stammendes Laufband.
Tagesklinik in Oberhausen: Alle Behandlungsplätze sind bereits belegt
„Mit der Erweiterung unserer Tagesklinik reagieren wir auf die steigende Nachfrage nach teilstationären Behandlungsplätzen und setzen gleichzeitig neue Standards in der Versorgung von Patienten mit besonderen Bedürfnissen“, sagt Manaridou. Denn bei vielen übergewichtigen Menschen käme es in der Folge auch zu depressiven Erkrankungen. Das Selbstwertgefühl sinke, soziale Kontakte würden gemieden. Deshalb sei es so wichtig zu verstehen, welche Mechanismen das Übergewicht vorantreiben und wie dieser Teufelskreis durchbrochen werden kann.
Die Tagesklinik bietet unter anderem Psychotherapie, Ergotherapie und physische Gesundheitsförderung an, die sich nun eben auch speziell an Patienten mit Adipositas wenden. Ein spezialisiertes ärztliches und therapeutisches Team begleitet die Patientinnen und Patienten sowohl ambulant, als auch teilstationär, stationär und darüber hinaus auch vorbereitend, falls dann doch ein operativer Eingriff gewünscht wird. Auch nach einer Operation ist eine weitere individuelle Weiterbehandlung möglich.
Sechs Plätze in der Tagesklinik und zwei Zimmer für eine stationäre Behandlung stehen insgesamt zur Verfügung. Allerdings gibt es bereits jetzt eine Warteliste. Chefärztin Manaridou aber hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesteckt - denn dieses Projekt ist ihre Herzensangelegenheit. Künftig soll es möglichst überhaupt keine Wartezeit für Adipositaskranke mehr geben. Aber müsste Ameos dafür nicht weiter deutlich aufstocken? Manariodou nickt lächelnd, eine eindeutige Antwort auf diese Frage lässt sie sich dann doch nicht entlocken. Kontakt zur Adipositas-Behandlung bei Ameos: Tel. 0208 837-6060.
Eine Adipositas-Behandlung bietet in Oberhausen darüber hinaus das Adipositas Zentrum West der Helios St. Elisabeth Klinik an. Dort stehen zur Vorbereitung auf OP-Verfahren wie Schlauchmagen und Magenbypass ebenfalls individuelle Therapien auf dem Programm. Die Behandlung übernimmt ein Team aus Arzt, Psychologe, Ernährungsberater und Bewegungstherapeut. Kontakt: Tel. 0208 8508-7002 (Montag bis Freitag von 8 bis 12 Uhr).
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