Oberhausen. Schon ab November lassen die städtischen Förster die Axt kreisen: Denn die Wälder und Parks müssen durchforstet werden - meinen die Fachleute.

Die Oberhausener Förster der Stadt sehen sich gezwungen, mehrere Hundert Bäume in den Wäldern und Parks zu fällen - um die Qualität des Bewuchses deutlich zu verbessern. Dafür werden im Gegenzug Tausende junge Bäume auf Lichtungen und in kahlen Waldbereichen gepflanzt. Das geht aus einem ausführlichen siebenseitigen Bericht des zuständigen Oberhausener Eigenbetriebs SBO an die drei Bezirksvertretungen hervor.

In Oberhausen werden rund 1000 Hektar Wald forstlich betreut, das sind flächenmäßig umgerechnet stattliche 1400 Fußballfelder. Knapp die Hälfte davon gehören der Stadt, verantwortlich für die Pflege der Waldgebiete ist der bekannte Baumexperte Jürgen Halm, Forstwirt der Servicebetriebe Oberhausen (SBO). Dank dieser innerstädtischen Waldflächen gehört Oberhausen nach Darstellung der Stadt zu den grünsten Großstädten des gesamten Landes.

Die städtischen Baumfachleute planen, im nächsten Jahr immerhin 800 Festmeter Holz zu entnehmen. Das ist auf den ersten Blick keine kleine Menge. Festmeter lassen sich allerdings nur schwer in die Zahl der betroffenen Bäume umrechnen. Doch nimmt man Baumlängen von im Schnitt zehn Metern an, die einen Baumstamm mit einem Mittendurchschnitt von 30 Zentimetern haben, kommt man bereits auf über 1150 Bäume.

Auf Fällungen von Bäumen im Stadtgebiet reagieren Oberhausenerinnen und Oberhausener immer sensibler. Schon vor zehn Jahren lösten Fällaktionen im Volksgarten an der Kapellenstraße Protestaktionen aus.
Auf Fällungen von Bäumen im Stadtgebiet reagieren Oberhausenerinnen und Oberhausener immer sensibler. Schon vor zehn Jahren lösten Fällaktionen im Volksgarten an der Kapellenstraße Protestaktionen aus. © Tom Thöne / WAZ FotoPool | Tom Thöne

Natürlich wissen die Stadtbediensteten genau, wie heikel das Thema Baumfällungen von den Bürgern im Stadtgebiet aufgenommen wird. Nicht ohne Grund kämpfen Anwohner der Kewerstraße und Naturfreunde sogar um einen einzigen Baum sehr intensiv: Die uralte Buche in der Nähe der neuen Eisenbahnbrücke soll wegen einer Straßenerweiterung erhalten bleiben - im Gegensatz zu den bisherigen Vorstellungen der Stadtplaner. In Zeiten heftigen Klimawandels sind Bürger sensibler gegenüber Eingriffen in die Natur geworden.

Baumfachleute begründen, warum Fällaktionen in Oberhausen notwendig sind

Deshalb rechtfertigen die städtischen Baumexperten die Fällaktionen gleich mit mehreren Gründen. „Ein Verzicht auf regelmäßige Durchforstungen kann langfristig zu einer Vergreisung von Waldbeständen und letztendlich zum möglichen Zusammenbruch ganzer Waldstrukturen führen“, warnt das SBO-Infopapier die Politik. Die Fällungen von Bäumen dienten nicht in erster Linie dazu, angesichts der immer noch guten Holzpreise am Markt möglichst hohe Einnahmen zu erzielen, sondern vor allem dazu, den Wald nachhaltig zu sichern.

Die Altbestände sollen so verjüngt werden, dass „der Erholungswert des Waldes für die Bürger erhalten bleibt“. Die Baumfällungen würden die übrig gebliebenen Bäume stärken: Licht, Wasser und Nährstoffe werden auf weniger Bäume verteilt, sodass diese angeregt werden, besser zu wachsen. Vorteil: So wird der Wald insgesamt gegen Schädlinge und Extremwetter stärker geschützt. Bewiesen sei auch, dass in einem gesünderen Wald mehr Tierarten leben.

Zudem hören sich 800 Festmeter geplante Abholzung für den Laien sehr viel an, der Fachmann jedoch weiß, dass im gesamten Oberhausener Wald Jahr für Jahr noch viel mehr Holzvolumen nachwächst. Nach den Berechnungen der Experten kommen 2300 Festmeter jährlich in Oberhausen an Baumholz hinzu. „Die Nachhaltigkeit der Holznutzung bleibt deutlich gewährleistet“, schreiben deshalb die Servicebetriebe.

Jahr für Jahr muss der oberste Baumfachmann der Stadt Oberhausen, der Förster Jürgen Halm, Fällungen von Bäumen in den Wäldern und Parks im Stadtgebiet anordnen. Die Alternative wäre verheerend: „Ein Verzicht auf regelmäßige Durchforstungen kann langfristig zu einer Vergreisung von Waldbeständen führen.“
Jahr für Jahr muss der oberste Baumfachmann der Stadt Oberhausen, der Förster Jürgen Halm, Fällungen von Bäumen in den Wäldern und Parks im Stadtgebiet anordnen. Die Alternative wäre verheerend: „Ein Verzicht auf regelmäßige Durchforstungen kann langfristig zu einer Vergreisung von Waldbeständen führen.“ © FUNKE Foto Services | Ant Palmer

Zudem schwingen die städtischen Arbeiter nicht nur die Axt, sondern auch den Spaten: Sie pflanzen jährlich Tausende neuer Bäume im Stadtgebiet. So wurden im Frühjahr 2024 rund 500 Eichen, Erlen, Ahorne und Hainbuchen neu gesetzt. Ganze 1000 Rotbuchen kamen im gleichen Zeitraum dazu.

Auch für das restliche Jahr 2024 stehen weitere Projekte an. So sollen im Herbst rund 4900 Stück Forstgehölze aus acht verschiedenen Baumarten die Aufforstungen ergänzen, darunter die Traubeneiche, der Bergahorn, die lindenblättrige Birke, die Schwarzkiefer und die Edelkastanie. Man wählt so viele verschiedene Baumarten, um möglichst breit für den Klimawandel aufgestellt zu sein.

Stadt Oberhausen informiert über Durchforstungen vor Ort an zwei Terminen

Um den Oberhausenerinnen und Oberhausenern die Gründe für die Durchforstungen zu erläutern, bietet die Stadt zwei kostenlose Infotermine vor Ort an: Ein Treffen findet am Donnerstag, 7. November 2024, um 15.30 Uhr im Sterkrader Wald an der Falkestraße 39 am Stützpunkt der Freiwilligen Feuerwehr Königshardt statt. Der zweite Termin fällt auf den Donnerstag, 14. November 2024, ebenfalls um 15.30 Uhr: Der Treff ist im Stadtwald Osterfeld vor dem Freizeithaus des Revierparks Vonderort an der Bottroper Straße 322.