Oberhausen. Deutschlandticket und weitere Tarife steigen im Preis. Doch es gibt Vorteile, sagt die Stoag als Verkehrsbetrieb und wirbt für ein neues Modell.
Das Deutschlandticket wird mit Jahresbeginn 2025 um neun Euro teurer, die weiteren Tarife der Stoag steigen um 5,5 Prozent. Sind solche Kostensprünge gerade in Zeiten der Verkehrswende, mit der man die Menschen zum Umstieg vom Auto auf Bus und Bahn bewegen will? Die Redaktion sprach dazu mit Stoag-Chef Werner Overkamp und Vetriebsleiter Jens Hüsgen.
Deutschlandticket bleibt gegenüber anderen Oberhausener Angeboten sehr günstig
Für Overkamp kommt das Deutschlandticket weiterhin einer „Revolution“ gleich, die noch vor drei oder vier Jahren undenkbar gewesen wäre. Daran ändert sich aus seiner Sicht auch nichts, selbst wenn ab dem nächsten Jahr die Kunden dafür tiefer in die Tasche greifen müssen. Eine Anhebung von umgerechnet 18 Prozent sei wahrlich kein Pappenstiel. Aber selbst ein Ticket mit einem Monatspreis von 58 Euro für Bus und Bahn sei deutlich günstiger als alle andere Varianten. Ein Ticket 2000 Abo, das für Pendler oder andere Vielfahrer interessant sein könne, liege ab dem nächsten Jahr bei Strecken innerhalb einer Stadt bereits bei 96,30 Euro monatlich, bei weiteren Strecken sind es schon 134,50 Euro. Schließlich dürfe man auch nicht übersehen, dass das Deutschlandticket viele weitere Vorteile mit sich bringe. Nach Belieben in ganz Deutschland Bus und Nahverkehrszüge in Anspruch nehmen zu können, sei beispielsweise ein solcher großer Pluspunkt.
Zuwachs an Kunden in Oberhausen um rund 36 Prozent
Wie beliebt das Ticket sei, lasse sich an den Zahlen ablesen: Mit 36.756 Kunden (Stand Ende August) sind es 13.000 mehr als zum Start im Frühjahr 2023, ein Plus von 36 Prozent. Etwa 12.800 entfallen davon auf Schülertickets und knapp 3900 auf Menschen mit geringerem Einkommen. Damit sind es etwa 20.000 Bürger, die das reguläre Deutschlandticket buchen. Das hohe Niveau wird sich aus Sicht von Overkamp halten.
Aus den Gesprächen in den Kundencentern wisse man, dass viele Menschen auch weiterhin mit dem Deutschlandticket unterwegs sein wollen. „Für unsere Stammkunden kommt es darauf an, mobil zu sein und zu bleiben und das eben auch ohne Auto.“ Dazu biete sich das Netz an Bussen und Straßenbahnen mit entsprechendem Komfort an. Sicherlich wäre es wünschenswert gewesen, den Preis des Deutschlandtickets bei 49 Euro zu belassen. „Dann aber hätte der Bund rund eine Milliarde Euro mehr aufbringen müssen, die Summe wird aber dringend für andere Projekte in der Infrastruktur gebraucht, betont Overkamp, zugleich Vizepräsident des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV).
Verkehrsbetriebe kämpfen mit steigenden Ausgaben
Wenn nun ab Januar bzw. März auch andere Tickets im Preis steigen, dann sollen diese Fahrkarten keineswegs an Attraktivität verlieren, unterstreicht der Stoag-Chef. Die heimischen Verkehrsbetriebe als auch der gesamte VRR-Verbund habe nun mal mit steigenden Kosten gerade im Bereich Personal, Reparaturen und Leistungen Dritter zu kämpfen. Da bleibe am Ende keine andere Wahl, als diese Ausgaben an die Kunden weiterzugeben.
Einige Tickets wird es allerdings überhaupt nicht mehr geben, beispielsweise das 10er-Ticket oder das Vier-Stunden-Ticket. Der Grund ist ganz simpel: Sie sind kaum noch gefragt. Deshalb stehen auch das Ticket 1000, das an eine Person gebunden ist, das Bärenticket (für Senioren) und die Kurzstreckentarife auf der Streichliste. Der VRR hatte ohnehin vor kurzem angekündigt, dass er den Tarifdschungel durchforsten wolle, damit der Kunde sich einen besseren Überblick verschaffen könne.
Neues Bezahlmodell für Oberhausen: Fahrgast zahlt Buskosten kilometergenau
Deutlich leichter und einfacher werde es der Kunde haben, wenn er im Nahverkehr auf ein noch recht junges Bezahlmodell nutze, erklärt Vertriebsleiter Jens Hüsgen. So hat es denn auch einen passenden Namen, heißt Eezy-Ticket. Der Grundgedanke: Der Fahrgast zahlt nur für die Strecke, auf der er auch wirklich unterwegs ist. Es fällt ein Grundpreis von 1,64 Euro an und jeder gefahrene Kilometer wird mit 27 Cent berechnet. Der Kunde braucht dazu die Stoag-App, loggt sich beim Einstieg ein und beim Verlassen wieder aus. Die Kosten für den Fahrgast sind gedeckelt, er zahlt auf einer Strecke maximal so viel, wie für ein Einzelticket fällig wäre, also derzeit 3,30 Euro.
Nun kann es natürlich passieren, dass der Kunde das Ausloggen vergisst. Da ist Vorsorge getroffen, betont Hüsgen. Im Hintergrund läuft die Navigation mit, wodurch das System erkennt, wenn der Kunde sich von der Busroute wegbewegt. Dann gilt die Fahrt als beendet. Zudem greift ohnehin das Einzelfahrt-Limit. Auch im Laufe eines gesamten Tages werden - bei mehreren Fahrten - nicht mehr als die Ausgaben für ein 24-Stunden-Ticket berechnet. Hier liegt die Grenze bei 8,80 Euro.
In der Stoag-App gibt es bereits auch jetzt schon die Möglichkeit, sich für eine Route die Preise der jeweiligen Tickets anzeigen zu lassen. Für die Fahrt vom Bahnhof bis zur Bebelstraße beispielsweise fallen aktuell mit Eezy 2,18 Euro an, ein Einzelticket kostet 3,30 Euro.
Teams der Kundencenter in Oberhausen erklären Fahrgästen das neue Bezahlmodell
Für manche Kunden ist das Konzept gewiss erläuterungs- und gewöhnungsbedürftig, sagt der Vertriebsleiter. Damit sich die Fahrgäste damit zurechtfinden, will die Stoag in ihren Kundencentern damit starten, den Kunden die Handhabe zu erläutern. Mit eigens dafür bereit gestellten Tablets wollen Mitarbeiter in Kürze den Kunden die Vorgehensweise erläutern. Die Teams nehmen sich entsprechend Zeit, um Fragen der Bürger zu beantworten. Um mögliche Sprachbarrieren zu überwinden, sollen auch Geräte bereitstehen, die die Anleitungen entsprechend übersetzen.
Zugleich werden die Mitarbeiter auch verstärkt auf die Nutzen und Anwendungen der Stoag-App hinweisen, um die digitale Strategie der Verkehrsbetriebe zu unterstreichen.Teil des Konzepts ist es, dass Busfahrer seit dem 1. September keine anderen Fahrkarten als nur noch Einzeltickets verkaufen. Als die Nachricht in der Welt war, gab in den ersten Tagen danach nur einige wenige Rückfragen, betont Jens Hüsgen.
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