Oberhausen. Wer zu Fuß geht, hat‘s gegenüber dem Autoverkehr schwer. Der Fußverkehrs-Check will Abhilfe schaffen. Bald startet der Abschluss-Workshop.

Der Fußverkehrs-Check hat jetzt die Situation der Fußgänger in Alt-Oberhausen bei zwei Begehungen unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: unebene Wege, nicht abgesenkte Bordsteine, wild geparkte Autos und weitere Missstände behindern Passanten, Rollstuhlfahrer und Menschen mit eingeschränkter Sehkraft in Alt-Oberhausen auf Schritt und Tritt.

Beim landesweiten Wettbewerb um einen professionellen Fußverkehrs-Check ist Oberhausen vom NRW-Verkehrsministerium und dem Zukunftsnetz Mobilität NRW ausgewählt worden. Vor Ort begleitet in diesem Herbst ein Team des Kölner Planungsbüros VIA das Programm. Sowohl zum Auftakt-Workshop als auch zu den Begehungen sind nur wenige Bürgerinnen und Bürger erschienen; trotzdem hat es dabei engagierte Debatten und viele neue Erkenntnisse gegeben.

Gerüst versperrt den Weg, es fehlt an taktilen Leitsystemen

So auch beim zweiten Rundgang, der am Saporischschja-Platz startete und dann über die Helmholtzstraße, die Otto-Dibelius-Straße, die Christian-Steger-Straße und die Düppelstraße bis ins Theaterviertel hinein führte. Auch Markus Hohn, Vorsitzender des Blinden- und Sehbehindertenvereins Oberhausen, nahm an den Terminen teil. An vielen Punkten konnte der Oberhausener deutlich machen, wo es besonders neuralgische Stellen für sehbehinderte Menschen gibt: etwa auf der Helmholtzstraße, wo plötzlich ein Gerüst den Fußweg versperrt; oder an Kreuzungspunkten ohne taktile Leitsysteme (das sind die hellen Gehwegsteine mit Rillen und Noppen); dort kommen Menschen mit einer Sehbhinderung, die mit dem Stock als Tastinstrument unterwegs sind, kaum allein weiter.

Dominik Kerl (Mitte), Andrea Fromberg und Agnes Etzbach (re.) vom Planungsbüro VIA (Köln) begleiteten die Begehungen fachkundig.
Dominik Kerl (Mitte), Andrea Fromberg und Agnes Etzbach (re.) vom Planungsbüro VIA (Köln) begleiteten die Begehungen fachkundig. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Aber auch Passanten ohne Sehbehinderung haben in Alt-Oberhausen massive Probleme, zum Beispiel mit zu schmalen Gehwegflächen, weil die Autos hochbord parken und so große Teile des Bürgersteigs blockieren. Deutlich wurde das zum Beispiel auf der Düppelstraße, wo es in Nähe der Christian-Steger-Straße die Breite der Fahrbahn eigentlich erlauben würde, dass die Pkw ganz auf der Fahrbahn parken. Dann hätten die Passanten hier sofort genügend Platz. Die Stadt müsste nur das Schild „Hochbord-Parken“ an der Einfahrt zur Düppelstraße (Kreisverkehr) entfernen.

Forderung: E-Auto-Ladestation vor dem Rathaus soll verlagert werden

Immer wieder sind bei den Begehungen solche Problempunkte im Detail diskutiert worden. Andrea Fromberg, Dominik Kerl und Agnes Etzbach vom VIA-Team steuerten jeweils ihre Fachkenntnisse bei und sorgten so für eine solide Fußverkehrscheck-Debatte vor Ort. Und dann ging es zum Rathaus und zum Königshütter Park, mittlerweile hatte ziemlich heftiger Regen eingesetzt. Doch das tat der Motivation der Teilnehmer keinen Abbruch. Eine konkrete Forderung ist auf dem Platz vor dem Rathaus formuliert worden: Die dortige E-Auto-Ladestation direkt vor dem Gebäude sollte verlagert werden, damit die Passanten auf ihrem Weg von der Schwartzstraße in die Verwaltungszentrale nicht behindert werden. Zudem sollte der Haupteingang des Rathauses künftig klarer erkennbar sein, hieß es.

Beim Fußverkehrs-Check ging es über Plätze und Straßen in Alt-Oberhausen, hier die Teilnehmer auf dem Saporischschja-Platz.
Beim Fußverkehrs-Check ging es über Plätze und Straßen in Alt-Oberhausen, hier die Teilnehmer auf dem Saporischschja-Platz. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Eine bessere und klarere Eingangs-Situation sei auch für die Innenstadt-Parks von Oberhausen sinnvoll, unterstrich das VIA-Team. Wer etwa vor dem Königshütter Park stehe, erkenne oft gar nicht, wo es hier hinein geht. Damit verschenke Oberhausen die Chance, die Innenstadt-Parks für Passanten attraktiv zu halten. Bis zum Rewe-Markt an der Bebelstraße führte dann noch die Begehung, wo der schmale und ziemlich steile Gehweg hinauf zum Einkaufsmarkt nochmals deutlich machte, wie sehr Oberhausen immer noch eine Autofahrer- und keine Fußgänger-Stadt ist.

Alle diskutierten Vorschläge sollen nun aufgelistet und am 5. November (Congress Centrum Oberhausen, Saal Brüssel, 17 Uhr) bei einem Maßnahmen-Workshop vorgestellt werden. Die Vorschläge werden dann an die politischen Gremien, unter anderem an die Bezirksvertretung Alt-Oberhausen, weitergeleitet.