Oberhausen. Nach der Kundgebung auf dem Ebertplatz hat nun die Oberhausener Politik das Wort: Kann die Gastro-Wüste im Kulturviertel bald wiederbelebt werden?

Die jüngste Party-Demo der Initiative „Offenes Forum Marienviertel“ hat mächtig Bewegung in das Thema Gastro-Wüste am Ebertplatz in Oberhausen gebracht. Das hat am Dienstagnachmittag, 10. September, die Sitzung des Betriebsausschusses gezeigt, der als erstes politisches Gremium nach der viel beachteten Kundgebung das wichtige Thema ins Visier genommen hat.

„Der Ebertplatz ist der Kultur-Nukleus von Oberhausen“, sagte Manfred Flore (SPD) in der Sitzung. Die Bürgerinnen und Bürger und das „Offene Forum Marienviertel“ hätten mit vollem Recht zu der jüngsten Kundgebung eingeladen, um Verwaltung und Politik daran zu erinnern, dass hier Handlungsbedarf bestehe, dass an dieser Stelle also dringend die gastronomische Szenerie belebt werden müsse. Die SPD hatte für diese Sitzung des Betriebsausschusses einen aktuellen Sachstandsbericht der Verwaltung zum ehemaligen und seit Jahren leerstehenden Restaurant „Giu“ im städtischen Nebengebäude des Ebertbades beantragt. Und genau darum war es ja auch bei der Party-Demo gegangen: Die ehemaligen „Giu“-Räume sollen wiederbelebt werden.

Im Verlauf der Sitzung ist schnell klar geworden, dass dies allerdings kein einfaches Projekt werden wird, denn: Die Politiker sahen sich Fotos an, die den aktuellen, ziemlich maroden Zustand der Restaurant-Räume und der dortigen Küche zeigen, inklusive Kellergewölbe. Lose Kabel, verdreckte und vergammelte Fliesen, herunterhängende Installationen, Undichtigkeiten im Deckenbereich und, und, und. Der von Immobilien-Dezernent Michael Jehn bereits bei der Kundgebung benannte Investitionsbedarf in siebenstelliger Euro-Höhe ist in der Sitzung mit jeder dieser Aufnahmen anschaulich deutlich geworden. Zum Teil befinde sich sogar noch alte Schwimmbadtechnik in den Räumen, hieß es.

Am 30. November 2020 schloss das „Giu“: Seitdem herrscht hier Stille

Am 30. November 2020 ist der Mietvertrag mit dem Betreiber des italienischen Lokals „Giu“ ausgelaufen, just zum Höhepunkt der Corona-Pandemie. Seitdem herrscht hier Stille. Das gastronomische Angebot an dieser Stelle wird vom Kulturpublikum am Ebertplatz und auch von den Bewohnern des Marienviertels schmerzlich vermisst, wobei Wolfang Kempkes (AfD) in der Ausschuss-Sitzung argumentierte, dass es für jeden Gastronomen sehr schwer sei, in direkter Nähe eines Theaters einen solchen Restaurantbetrieb zu gestalten. Die meisten Gäste kämen, eben wegen der Nähe des Theaters, stets schubweise vor und nach den Vorstellungen. „Das bedeutet für die Gastronomen und ihr Team jede Menge Stress.“

Unterdessen setzt die Stadt darauf, dass das Projekt einer Wiederbelebung des „Giu“-Standorts gelingt, wie Michael Jehn deutlich machte. Einen ernsthaften Interessenten gebe es derzeit, er habe sich die Räume bereits angesehen. Weitere Details oder gar einen Zeitplan nannte Michael Jehn nicht. Neues Leben also für die Gastro-Wüste, und das so schnell wie möglich: Dieses Ziel unterstützt offenbar parteiübergreifend die Politik. „Die Stadt ist nicht dafür zuständig, ein Restaurant zu betreiben“, sagte Manfred Flore. Aber sie sei zusammen mit der lokalen Politik in der Pflicht, die Rahmenbedingungen im Gebäude neben dem Ebertbad so vernünftig zu gestalten, dass ein Mietvertrag mit einem Gastronomen hier, im Herzen des Oberhausener Kulturviertels, bald wieder möglich werde.