Oberhausen. Die Oberhausener Ludwiggalerie möchte den Eintrittspreis erhöhen. Extra-Aufschläge für große Ausstellungen wie Loriot soll es nicht geben.

Ein haariger Vergleich - aber einer, der passt: Mit der Ausstellung „Hair! Das Haar in der Kunst“ hatte die Ludwiggalerie im Schloss Oberhausen vor zwölf Jahren die bis heute gültigen Eintrittspreise von 8 Euro, ermäßigt 4, Euro, Familienticket 12 Euro, eingeführt. „Grow it, Show it! Haare im Blick“ heißt die im September eröffnende Ausstellung im Museum Folkwang. Doch die Essener rufen für ihre Sonderschauen ganz andere Preise auf: 10 Euro, ermäßigt 6 Euro, Familienticket 20,50 Euro. Haarsträubend?

Nein, sondern sorgfältig begründet: Denn die meisten Häuser im Verbund der Ruhrkunstmuseen sind den Preis-Schritt längst gegangen. Bei gleichbleibenden Besucherzahlen - so die Kalkulation, die dem Rat der Stadt Oberhausen zur Entscheidung am Montag, 23. September, um 15 Uhr im Ratssaal vorliegt - würde die Ludwiggalerie eine Mehreinnahme von jährlich 20.000 Euro erzielen. Das ist längst nicht kostendeckend. Zudem ändert sich das Preisgefüge nicht nur beim Normaleintritt von künftig 10 Euro (ermäßigt 5 Euro). Das Familienticket wäre, wenn die Politik zustimmt, künftig „hinfällig“, denn für alle unter 18-Jährigen soll vom neuen Jahr an der Eintritt frei sein.

Kein Top-Zuschlag „für herausragende Ausstellungen“ in der Ludwiggalerie

Teurer werden auch die Führungen - aus einem einleuchtenden Grund: Für 60 Minuten zahlt die Besuchergruppe künftig 60 Euro (statt bisher 45 Euro), für 90 Minuten 90 Euro (vorher 60 Euro). Für Schulklassen gilt der Tarif von 30 Euro (vorher 20 Euro) pro Gruppe. Die Ludwiggalerie betont, dass es geboten ist, die Honorare für die Pädagoginnen zu erhöhen, „um im Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte mithalten zu können“.

Locker am Barhocker: Rockstar Udo Lindenberg, aufgenommen in seinem persönlichen Multimedia-Spielplatz „Panik City“ in St. Pauli. Die Preise, die der 78-Jährige dort aufruft, sind schon ein kräftiger Schluck aus der Pulle.
Locker am Barhocker: Rockstar Udo Lindenberg, aufgenommen in seinem persönlichen Multimedia-Spielplatz „Panik City“ in St. Pauli. Die Preise, die der 78-Jährige dort aufruft, sind schon ein kräftiger Schluck aus der Pulle. © Udo Lindenberg Pressefoto | Tine Acke

Einen Top-Zuschlag für besonders zugkräftige Ausstellungen will die Ludwiggalerie allerdings auch künftig nicht nehmen. Dabei hätte die Direktorin der Ludwiggalerie laut Entgeltordnung genau diese Option, „für herausragende Ausstellungen von besonderer Bedeutung die Entgelte anzuheben“. Der Passus sei nicht neu, erläutert Christine Vogt, und diene vor allem als Rückversicherung, wenn etwa Kooperationspartner einer „Blockbuster“-Ausstellung an mehreren Stationen auf höhere Ticketpreise dringen sollten.

Die beiden zugkräftigsten Ausstellungen 2025 sind also ausdrücklich nicht gemeint: der zeitlos beliebte Loriot und der in einer Gesamtschau bis ins Kleine Schloss gewürdigte Panikrocker und Likörelle-Maler Udo Lindenberg. An jene Ticket-Preise, die der 78-jährige Gronauer für seine Event-Schau „Panik City“ an der Reeperbahn aufruft, dürfte ohnehin selbst ein Oberhausener Top-Zuschlag kaum heranreichen: „Tickets unter der Woche bereits ab 24,50 Euro“, so wirbt das Multimedia-Erlebnis am Spielbudenplatz in St. Pauli.

„Mit diesem Honorarniveau ist es fast unmöglich, pädagogisches Fachpersonal zu gewinnen.“

Bericht für den Kulturausschuss
zum Salär der Malschule-Pädagoginnen

Zugunsten ihrer Honorakräfte argumentiert die Kulturverwaltung in Sachen Malschule, denn deren Pädagoginnen erhalten bisher pro Doppelstunde bescheidene 30 Euro. Die Beschlussvorlage sagt es klipp und klar: „Mit diesem Honorarniveau ist es fast unmöglich, pädagogisches Fachpersonal zu gewinnen.“ Pro Semester soll bereits von Oktober an das Entgelt von bisher 60 Euro auf 80 Euro steigen.

Auch kleine Bronze-Skulpturen, inklusive Variationen des „Elevated Levitated Elephant“ von Jörg Mazur, zählen zum Bestand der Artothek. Sie bleibt im September geschlossen, denn der Umzug ins Europahaus steht bevor.
Auch kleine Bronze-Skulpturen, inklusive Variationen des „Elevated Levitated Elephant“ von Jörg Mazur, zählen zum Bestand der Artothek. Sie bleibt im September geschlossen, denn der Umzug ins Europahaus steht bevor. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Als Dritte im Bunde will auch die Artothek mit dem anstehenden Umzug ins Europahaus ihre Preise erhöhen - zudem mit der neuen Option, Kunstwerke für ein ganzes Jahr auszuleihen. Wie bisher sind Verpackung und Versicherung für Bilder oder Skulpturen in der Leihgebühr enthalten. Und auch an der Ecke Friedensplatz / Elsässer Straße werden Kunstliebhaber vorfahren können, um die womöglich sperrigen Leihgaben bequem nach Hause zu bringen.

Die geringste Leihgebühr (ein Kunstwerk für drei Monate) verteuert sich um 4 Euro auf 15 Euro. Wer das Zehnfache investiert, erhält für 150 Euro die „Artothek-Kundenkarte“, kann dafür drei Kunstwerke für ein volles Jahr auswählen und hat ebenfalls für zwölf Monate freien Eintritt in der Ludwiggalerie. Eher hypothetische Top-Zuschläge hätten sich echte Kunstfans so bereits gespart.