Oberhausen. 1000 Fans haben neben der Turbinenhalle Oberhausen das erste Buzz-Festival gefeiert. Warum der jüngere Altersschnitt die Macher nicht überrascht.
Bei der Ausgeh-Kultur in Tanz-Clubs gab es für Freunde der kreisenden Disco-Kugel schon bessere Zeiten. Seit etlichen Jahren bemängeln die Betreiber der Schwof-Tempel fehlende und immer später in der Nacht eintreffende Kundschaft. Die Corona-Pandemie verschärfte diesen Trend noch weiter. Während die rückläufige Entwicklung an Revival-Partys für Ältere wie beim Music Circus Ruhr beinah teflonmäßig abperlt, fehlen den Tanzflächen vor allem: die Jüngeren!
Die Turbinenhalle Oberhausen stemmt sich gegen diesen Trend. „Das Steffy liefert als Tanzclub über das Jahr gesehen stabile Besucherzahlen“, sagt Betreiber Michael Neumann vorsichtig optimistisch. Daher schoben die Initiatoren am Samstag erstmals ein neues Freiluft-Festival nach. Das Buzz-Festival versorgte Fans ab den Mittagsstunden mit DJ-Sounds und Unterhaltung. „Im Kern sind die Leute zwischen 18 und 25 Jahren alt“, sagt Betriebsleiter Sam Yankson.
Turbinenhalle Oberhausen: Discjockeys statt Stars - Macher setzt auf Eintrittspreis
Der Altersschnitt überrascht die Turbinenhalle-Macher nicht sonderlich. Schließlich entspricht dies auch den Jahrgängen des einzig verbliebenen Disco-Ablegers in der ehemaligen Großraumdiskothek. Rund 1000 Fans zählen die Macher bei der Premiere. Mehr würde passen, keine Frage. „Wir haben das Tagesfestival gestartet und wollen es geduldig ausbauen.“ Es erscheint nicht mehr als Selbstverständlichkeit, junge Tänzer vom Sofa loszueisen. Handy-Apps ersetzen den Disco-Flirt. Elektronische Unterhaltung, Games, Musik - alles ist allgegenwärtig und transportabel. Ein Einschnitt für die Freizeit-Industrie.
Am Samstag setzen sie auf das Gegenstück: Schon mittags geht es los. Die Sonne scheint. Sie hocken in Liegestühlen einer Strandkulisse. Sie spielen Bierpong, reiten auf mechanischen Bullen und messen sich beim „Hau den Lukas“. Ziemlich „old school“, aber die Rezeptur kommt offensichtlich an. „Es könnte voller sein. Aber die Atmosphäre ist entspannt“, sagen sie an den Tischreihen, auf denen Bierbecher stehen und sich bunte Cocktails aufreihen. „Hauptsächlich kommen wir aber wegen der Musik.“
Turbinenhalle Oberhausen: Kein eindeutiger Sommerhit - Musik geht in die Breite
Zwei Tanzflächen mit zwei Bühnen bespielen die Veranstalter. Bei den Stilrichtungen wollen sie ihrer Zeit einen Schritt voraus sein. Vor allem Afro-Beats stehen im Line-up, eine Mischung aus Pop, Funk, Jazz und afrikanischen Schlagzeuginstrumenten. Sam Yankson: „Das Angebot ist in der Region noch nicht riesengroß. Für viele Events fahren die Fans sonst nach Düsseldorf oder Köln.“
Das Buzz-Festival möchte auch eine Genre-Lücke füllen. Zumal ein externer Veranstalter mit dem großen Hype-Festival in diesem Jahr in Oberhausen zusammenpackte - und sich in Köln kleiner aufstellte. Auch Hype-Fans konnten an der Turbinenhalle zuletzt Afro-Beats hören. „Trend-Musikstile gibt es immer weniger“, beobachtet Sam Yankson. „Einen echten, eindeutigen Sommerhit gibt es gar nicht mehr.“
Turbinenhalle Oberhausen: DJ Salvatore Mancuso bringt das Buzz-Festival auf Trab
Oftmals ziehen noch die großen Namen bei den Künstlern die Gäste an, wobei sich die Buzz-Macher bei der Premiere zurückhalten. „Wir wollen den Eintrittspreis gering halten - verzichten daher auf Top-Stars“, sagt Turbinenhallen-Chef Neumann. Die Tickets kosteten vergleichsweise günstige 12 bis 15 Euro. Dafür setzten die Veranstalter auf 15 wechselnde Discjockeys samt unterschiedlicher Musikstile.
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Einen Namen mit wachsender Popularität haben sie dann doch dabei: Salvatore Mancuso. Als der DJ aus Gelsenkirchen-Horst an sein Pult schreitet, wird es sichtbar voller auf der Freiluft-Tanzfläche. Kein Wunder, beim Parookaville-Festival in Weeze stand er gemeinsam mit den Szene-Stars Moguai und David Puentez auf der Bühne. Die Single „Baby, You‘re the One (Whole Again)“ landete zwischenzeitlich auf dem ersten Rang der iTunes-Charts.
Zwischendurch laufen Super-Mario-Figuren durch die Partymenge. Etwas Spaß, ein schnelles Selfie. Wermutstropfen: Als eine knappe Stunde vor dem regulären Festival-Ende das Unwetter aufzieht, endet die Sause vor der Zeit. Das Feuerwerk fällt aus. Das Festival soll im kommenden Jahr wiederholt werden. Mit noch mehr Fans.
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