Oberhausen. Er druckte Werke von Gerhard Richter und erfand das bekannte Oberhausener Jahrbuch. Vor wenigen Tagen ist Ha-Jo Plitt verstorben. Ein Nachruf.
Von den Spielankündigungsplakaten des SC Rot-Weiß über Flugblätter für die IG Metall bis zu Auktionskatalogen für Kunstobjekte oder Pläne für internationale Luftlinien – er brachte alles auf Papier. Stadtbekannt wurde er spätestens als „Erfinder“ des Jahrbuchs, in der Branche weltweit geachtet ist er als der Drucker von Gerhard Richter. Im Alter von 86 Jahren ist vor wenigen Tagen der Drucker und Druck-Unternehmer Hans-Joachim Plitt (Printpublisher Plitt GmbH) verstorben. Ein Nachruf.
„Ich war der einzige Jung‘ auf der Straße, der ein Rad mit Dreigangschaltung hatte.“
Seine Karriere verlief zunächst gewissermaßen planmäßig: In eine Druckerei hineingeboren, schien der Weg vorgezeichnet. Vater und Großvater hatten die „Graphischen Betriebe Karl Plitt“ an der Lothringer Straße 64 (heute Domizil des Vereins K 14) gegründet und betrieben, Spezialität: Stempel und Siegel. Und er hat nie vergessen, dass dazu auch Lebensmittelmarken gehörten. Da war er noch Kind, aber schon früh im Geschäft, denn Bestelltes stellte er zu, verdiente sich so ein Fahrrad („Ich war der einzige Jung‘ auf der Straße, der ein Rad mit Dreigangschaltung hatte“). Bei der renommierten Essener Druckerei F.W. Rohden absolvierte „Ha-Jo“, wie er gerufen wurde, nach dem „Einjährigen“ am Novalis-Gymnasium eine Lehre, besuchte später die Meisterschule: „Meister Industriedruck“.
Er wollte sich nicht mit dem begnügen, was der elterliche Betrieb so vorsah. In seinem Ausbildungsbetrieb, der traditionell eng mit dem Museum Folkwang verbandelt war, hatte er sich auf die Spur des Kunstdrucks gesetzt: „Kunstdruck ist mehr als die Kunst zu drucken“, lächelte er bisweilen, „es ist die Kunst, Exaktheit in ein Druckwerk zu verwandeln.“
Mit Timm-Fliesen und Kfz-Gröninger bezog Plitt-Druck als Pionier in den frühen 70er Jahren das neue Gewerbegebiet an der Feldstraße, wo das Unternehmen „PrintPublisher Plitt GmbH“ noch heute ansässig ist. Aber mit der Zeit druckte er nicht mehr selber, sondern ließ drucken. Ha-Jo Plitt konzentrierte sich auf die „Druckvorstufe“, brachte Produkte so in Form, dass sie „nur“ noch gedruckt werden mussten. Das konnte irgendwo geschehen – Kriterium Nr. 1: Qualität in Sachen Papier und Verarbeitung.
Ha-Jo Plitt, der kongeniale Kunsthandwerker neben dem Kunstschaffenden
Wer Kunst druckt, wird in Kunst-Kreisen bekannt – vor allem, wenn er gut ist. Und Plitt war immer gut. So druckte er für Museen und Kunstvereine, für Sammler und schließlich für den Mann, der als schwierigster galt: Gerhard Richter. Plitt – immer neu- und wissbegierig – ließ sich anstecken von Richters scheinbaren „Verwaschungen“ klarer Konturen, erwies sich bei der drucktechnischen Dechiffrierung von Farben zu minuziös genauen Strichcodes als kongenialer Kunsthandwerker neben dem Kunstschaffenden.
Ha-Jo Plitt fand als Liebhaber seiner Heimatstadt eine weitere Erfüllung seiner beruflichen Passion im Projekt „Jahrbuch“, das er seit den frühen 80er Jahren betrieb und betreibt. Seit Jahrzehnten bringt er mit hiesigen Journalisten und Fotografen immer am Freitag vor dem 1. Advent einen neuen Band mit Geschichten und Eindrücken heraus. Der 42. Band ist in Vorbereitung. . .
Der Tod kam jäh und hat einen dem Leben zugewandten, stets wohltemperierten Menschen- und Naturfreund nach überwunden geglaubter Krankheit abberufen. Alt-Oberbürgermeister Friedhelm van den Mond sagt über Ha-Jo Plitt: „Er war ein Glücksfall für unsere Stadt.“ Wie wahr.