Oberhausen. Lang ist‘s her: Vor vielen Jahren stand am Oberhausener Hauptbahnhof eine beliebte Hotdog-Bude. Was sie besonders machte.
- Am Oberhausener Hauptbahnhof ist seit geraumer Zeit eine Bude verwaist
- Nur wenige Meter davon entfernt befand sich einst eine bekannte Würstchenbude
- Frühere Angestellte erinnert sich an die Zeit
Als Mona Albert das Foto der leerstehenden Bude sieht, werden bei ihr sofort Erinnerungen wach: Nur wenige Meter weiter befand sich doch die Hotdog-Bude ihres Schwiegervaters, in der sie gearbeitet hatte! „Genau hier“, zeigt sie bei einem Treffen neben den Fahrradständern am Oberhausener Hauptbahnhof. Fotos hat sie keine, aber lebhafte Anekdoten. „Die Brötchen wurden uns teilweise aus der Hand gerissen“, sagt die heute 64-Jährige. Der Klassiker von Josef „Sepp“ Albert, den noch viele Oberhausener kennen: Ketchupbrötchen.
Ketchupbrötchen? Mona Albert zeigt gestenreich, wie das Hauptgericht zubereitet wurde. „Das Hotdogbrötchen wurde in den Halter gelegt, dann klappt es auf. Darauf kam dann der Ketchup. Fertig. Wobei: Manche aßen es auch noch mit Senf.“ Mona Alberts rührartige Bewegung verdeutlicht: Es war viel Ketchup.
Bude am Hauptbahnhof: Schüler stürzten sich auf Ketchupbrötchen
Wie sieht eigentlich die Zukunft dieser alten verwahrlosten und schon Jahre leer stehenden Bude auf dem Vorplatz des Oberhausener Hauptbahnhofs aus, liebe Deutsche Bahn Personenverkehr, liebe Stadt Oberhausen?
Posted by WAZ Oberhausen on Tuesday, August 13, 2024
Anfangs kostete das Brötchen 20 Pfennig, später 40. „Das war vor allem für die Schüler, die hier am Hauptbahnhof ankamen.“ Das Hauptgericht der hölzernen Bude waren aber Hotdogs, nicht amerikanisch mit Bockwurst, sondern mit Frikandell. „Meine Tante lebte in den Niederlanden, daher kam das.“ Die Frikandell wurde warm gemacht und ins Brötchen gelegt. So einfach geht das. 1,50 Mark, später etwas mehr. „Die Würschtl‘ waren der Renner“, sagt Mona Albert. „Die wurden uns teilweise aus der Hand gerissen.“
Zwischen 1979 und 1982 arbeitete Mona Albert fast drei Jahre lang im Mini-Betrieb ihres Großvaters. Ende der 1980er Jahre wurde die Bude geschlossen. In Erinnerung bleiben ihr zwei Dinge: „Wir mussten um 4.30 Uhr die Brötchen einlagern.“ Täglich gingen 1000 bis 1500 über den Tisch. Dann brummte der Laden, der keinen Namen trug. Aber es gab auch die Saure-Gurken-Zeit, in den Ferien, wenn die Schulen zu waren.
Würstchenbude am Hauptbahnhof: Samstag war Kuchenzeit
Und die zweite Erinnerung: Eine leckere Speise, die es sogar heute noch im Hauptbahnhof gibt. „Jeden Samstag wurde abkassiert. Weil ich gut mit Zahlen war, habe ich mitgeholfen. An dem Tag wurden wir mit Kuchen überschwemmt.“ Die Bäckereien aus der Umgebung gaben die Stücke ab, die sie nicht mehr verkaufen konnten. Am Mittag seien die Geschäfte geschlossen und erst montags wieder geöffnet worden. „Mein Mann fragte schon: Wat gibbet für Kuchen?“ Es wären „ganze Bleche“ gewesen, die sie auch in der Nachbarschaft verteilt habe. „Die guckten samstags schon aus den Fenstern.“
Die alten Zeiten klingen auch deshalb so fabulös, weil das Leben in der Rückschau windungsreich erscheint. Dass Josef Albert eine Bude am Hauptbahnhof betrieb, lag daran, dass er im Bergbau schwer verunglückte. Er brauchte eine andere Beschäftigung und wurde vom Bergmann zum Würstchenverkäufer.
Zick-Zack-Kurs im Leben: Ex-Mitarbeiterin arbeitete später bei der EU
Auch Mona Alberts Leben beschreibt eine fast unglaubliche Zick-Zack-Linie. Mit Anfang 20 war Schluss als Würstchenverkäuferin, sie leitete eine Boutique in Osterfeld, wurde Putzkraft bei der Polizei, entschied sich für die Gewerkschaftsarbeit, holte ein Diplom nach, analysierte Zahlen bei der Autobahnpolizei und saß schließlich im Vorzimmer des NRW-Finanzministeriums. Letzte Station: EU-Finanzkontrolle, Schwerpunkt Niederlande. „Da ging es nicht um ein paar tausend, sondern um Millionenbeträge“, staunt Mona Albert selbst.
Und die Gegenwart? Mona Albert kann viel reisen, am Hauptbahnhof bleibt alles beim Alten. Die ehemalige Dönerbude ist noch immer vernagelt. Aber die Deutsche Bahn verspricht Besserung. Sie befindet sich laut eigener Aussage in finalen Gesprächen. Demnächst soll es auf dem Vorplatz wieder Snacks und Getränke geben.