Oberhausen. Die Artothek zieht bald ins Europahaus - und bietet dort mehr als „nur“ Kunst zum Ausleihen. Auch der „Supermarkt der Ideen“ macht sich hübsch.
Voller Vorfreude angekündigt hatte Christine Vogt den Umzug in die Alte Mitte bereits für Beginn des Jahres: Die Direktorin der Ludwiggalerie sähe eben zu gerne ihr „Schaufenster“ inmitten der City schon längst eröffnet. Am 1. Oktober wechselt nun endlich die Artothek vom Schloss Oberhausen in bislang leerstehende Ladenlokale des Europahauses am Friedensplatz/Ecke Lothringer Straße. Das hat Apostolos Tsalastras, Kulturdezernent und Kämmerer im Rathaus, seinen Parteifreunden bei der Sommerschule der SPD-Ratsfraktion verkündet. Während eines Spaziergangs durch die Innenstadt zeigte der 59-Jährige auf, wie aus Sicht des Rathauses das Ansehen der Innenstadt mit Hilfe kultureller Angebote verbessert werden kann.
Es hat Fördergelder des Staates dafür gegeben, die Idee zu Papier zu bringen, mit der Artothek umzuziehen. Sie muss seit Jahrzehnten in einem Seitenflügel des Kleinen Schlosses mit beengten Räumen auskommen, hat dort immer nur einmal im Monat geöffnet. „Wir werden hier mindestens zwei Mal pro Woche öffnen“, erklärte nun Claudia Hüttemann, die Verwaltungsleiterin der Ludwiggalerie.
Die neue Bezeichnung: Artoclub & Artothek
Auch bezieht die Artothek die neuen Räume nicht allein. Diese sind vielmehr groß genug, um dort künftig auch kreative Angebote wie Workshops, Vorträge für bis zu 100 Personen und Malkurse anzubieten. Dafür soll der neue Name „Artoclub & Artothek“ werben. Im Obergeschoss könnten zudem Ateliers eingerichtet werden, die zeitlich begrenzt an Künstlerinnen und Künstler von außerhalb der Stadt vergeben werden.
„Eine Artothek ist ja sozusagen eine Bibliothek für Gemälde“, erklärt Apostolos Tsalastras. Nur würden die Kunstwerke Im Unterschied zur Stadtbibliothek schon bisher nicht nur zu einem symbolischen Preis ausgeliehen. Immerhin sei es damit aber möglich, einen Personenkreis für die Innenstadt zu interessieren, der dem Image der Alten Mitte aufhelfen würde: freiberuflich Tätige, die ihre Praxen und Kanzleien mit wechselnden, geliehenen Kunstwerken ansprechend gestalten wollen.
800.000 Euro für den Umbau des Supermarkts der Ideen
Die SPD-Gruppe unter Leitung der Fraktionsvorsitzenden Sonja Bongers zeigte sich von den Vorbereitungen angetan. Die Idee geht auch auf SPD-Kreise zurück. Sie steht aber nicht allein da. Denn nachdem das Projekt „Brückenschlag“ bis heute steckengeblieben ist, also die Idee, die Innenstadt mit vielen Millionen Euro baulich aufzuwerten, versucht das Büro von Tsalastras es jetzt offenbar in kleinerem Rahmen und mit schneller umsetzbaren Projekten.
So wartete zum Ende des Spaziergangs hin Boris Dresen vom Fraunhofer-Institut Umsicht im „Supermarkt der Ideen“ an der Goebenstraße auf die 15-köpfige Gruppe. Das Institut leitet die seit 2018 bestehende Kreativwerkstatt. Sie richtet sich an eine völlig andere Zielgruppe als künftig „Artoclub & Artothek“, bietet reichlich Platz für praktisches Arbeiten. Für 800.000 Euro wird der ehemalige Supermarkt in den nächsten Monaten saniert, verkündete Tsalastras. Damit könne er eine dauerhafte Betriebsgenehmigung erhalten. Er soll noch während der nächsten 15 Jahre zur Verfügung stehen.
Dazu wird der langgestreckte, aber schmale Raum unterteilt, so in eine Küche, ein Café, einen Veranstaltungsraum und mehrere Werkstätten. Die bisher offene Decke wird verkleidet. Wer mit dem Schweißgerät oder der Kreissäge etwas bearbeiten möchte, den Lasercutter (zum Schneiden oder Gravieren mit Hilfe von Laserstrahlen) oder den 3D-Drucker (zum Herstellen von Objekten aus Kunststoff) einsetzen möchte, ist dort willkommen. Den Innenausbau übernehmen die (außer Boris Dresen) ehrenamtlichen Aktiven dann eigenhändig. Für eine Übergangszeit von einem bis anderthalb Jahren kommt der Supermarkt der Ideen daher im Gebäude Friedrich-Karl-Straße 61/63 unter.
Hochbunker als Quartier für Musik- und Filmschaffende
Auf dem Weg von der künftigen Artothek zum Supermarkt der Ideen informierte Apostolos Tsalastras über weitere Aktivitäten unter dem neuen Oberbegriff „Creative City“. So wird untersucht, ob und wie der schon lange leerstehende Hochbunker an der Helmholtzstraße für Musik- und Filmschaffende zugänglich gemacht werden kann.
Eine weitere Untersuchung betrifft das Oberhaus, das markante Hochhaus zwischen Saporischschja-Platz und Friedrich-Karl-Straße. Gemeinsam mit dem Eigentümer Vonovia will man prüfen, wie sich zum Beispiel durch Zusammenlegung von mehreren der sehr kleinen Apartments die Wohnungen attraktiver machen lassen.
Kombination von Kultur und Gastronomie contra Leerstände
Eigentlich sollte schon das Brückenschlag-Programm erfolgreich gegen die vielen leerstehenden Ladenlokale in der Innenstadt wirken. Der Erfolg war aber bescheiden. Gemeinsam mit den bisherigen Akteuren, darunter das Stadtteilbüro, soll ein neuer Versuch starten. Untersuchungen hatten ergeben, dass die Kombination von Kultur und Gastronomie vom Publikum gewünscht werde.