Oberhausen. Seit dem Wochenende ist der bekannte Rathaus-Grill in Oberhausen geschlossen. Es gibt allerdings neue Pläne: Der Grill wird amerikanisch.
- Der Rathaus-Grill an der SChwartzstraße in Oberhausen ist Geschichte
- Generationen kannten die Pommesbude
- Der Inhaber hat sich ein neues Konzept überlegt
Ein Mann mit Baby in der Trage tritt mit seiner Partnerin ein. Sie stehen vor der Imbiss-Theke und schauen auf die Karte. Was sollen wir nehmen? Mal inspirieren lassen. Pommes, Bratwurst, Salat, nichts Ungewöhnliches, aber doch schwer zu entscheiden. Es ist die Vorfreude auf den kleinen oder großen Snack, der Geruch nach heißem Fett, das Geräusch des Brutzelns. Abertausendmal hat sich dieses Gesamtbild an der Schwartzstraße 97 in Oberhausen wiederholt – jetzt ist Schluss. Der Rathaus-Grill schließt nach vielen Jahrzehnten zum 21. Juli 2024.
Eine Mischung aus Wehmut und Wut macht sich im Internet seit Tagen breit. In einer Facebook-Gruppe hat jemand ein Bild von der Fassade mit dem Info-Plakat zur Schließung gepostet. „RIP Rathaus Grill“, steht dazu. Nutzerinnen und Nutzer teilen ihre Erinnerungen. „Seit der 5. Klasse Novalis-Gymnasium bin ich dort Kunde, also seit über 40 Jahren“, schreibt einer. „Jeden Tag auf dem Weg zur Bushaltestelle Toast mit Mayo. Zu mehr reichte das Geld nicht. Und die Soße für die Pommes war besonders“, schreibt ein Nutzer. Andere sind sauer: auf die Regierung, auf ständig neue Dönerläden, generell auf die Veränderung - „Oberhausen verkommt“.
Oberhausen: Neuer Namen für Imbissbude
Fredy Buchholz, der Besitzer des Rathaus-Grills, trägt keine Trauermiene. Der kräftige Oberhausener hat eine modische Schürze an, in der ein Fingerboard steckt. Und er ist ganz gut gelaunt, wenn er in die Zukunft schaut. Denn so richtig schließt der Rathaus-Grill nicht. Er bekommt sozusagen ein Facelift: neuer Name, neue Snacks, neues Konzept. „Aber die Currywurst und der Chinakohl-Salat bleiben“, verspricht Fredy Buchholz.
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Vor zwei Jahren hat der 32-Jährige mit seiner Frau Charlene (32) den Grill übernommen. Fredy Buchholz kommt aus einer Schaustellerfamilie, seine Eltern haben die bekannte „Raupenbahn“. Er selbst tourt mit dem Bookwood‘s-Grill über die Rummelplätze. „Wir wollten etwas Festes haben“, sagt er. Die Wahl fiel auf das Traditionslokal nahe dem Rathaus. Allerdings hat sich die Kundschaft geändert. Lieferdienste bringen Speisen aus aller Welt, einfache Fritten sind nicht mehr heißbegehrt. Und: „Aus den Schulen kommt auch kaum noch jemand.“
Rathaus-Grill schließt: „Man muss mit der Zeit gehen“
Fredy und Charlene Buchholz überlegten sich ein neues Konzept und wurden dabei von einem Lokal in der Glücksspielmetropole Las Vegas inspiriert. Der Imbiss, der nach dem Umbau am 4. September 2024, eröffnen soll, hat auch einen amerikanischen Namen: „Bookwood‘s Dogs n Fries“.
Das Interieur wird ein wenig umgebaut, der alte Schriftzug verschwindet. Die Hauptveränderung wird allerdings auf der Karte vollzogen. Statt Schnitzel mit Rahmsoße gibt es Hot Dogs und die beliebten Loaded Fries. Das sind Pommes mit allerlei Beilagen. Und die neue Spezialität, die vermutlich Einzigartigkeit in Oberhausen besitzt, hört auf den Namen Corn Dogs. Das sind Würstchen in einer Maisteighülle. „Wir möchten mehr für junge Leute anbieten.“
Und was wird aus den „guten alten“ Pommesbuden, an die sich die Ruhrgebietsmenschen so gerne erinnern? Verschwinden sie jetzt allmählich aus dem Stadtbild? Fredy Buchholz überlegt. „Man muss mit der Zeit gehen, auch wenn es für manche Leute ärgerlich ist. Die Leute wollen einfach Abwechslung“. Die gab es in den vergangenen Jahrzehnten an der Schwartzstraße 97 nicht.
