Oberhausen. In Oberhausen-Alstaden wird noch in diesem Jahr eine neue Rettungswache in Betrieb genommen. Was den Bau so teuer macht.

  • Die Stadt Oberhausen baut im Süden eine neue Rettungswache
  • Der Bau an der Straße „Rehmer“ kostet fast 3,5 Millionen Euro
  • Technik sorgt dafür, dass Einsatzkräfte schnell reagieren können

Das Tor strahlt bereits in signalrot, auch die Einfahrt ist zu einem guten Teil gepflastert. Im Herbst 2024 soll hier erstmals ein Wagen ausfahren, um Menschenleben zu retten. Die neue Rettungswache Süd komplettiert in Oberhausen die notärztliche Versorgung, nachdem im Norden bereits die entsprechende Rettungswache am Holtener Bahnhof eingeweiht worden ist. Auch im Süden soll dann die Hilfsfrist von acht Minuten eingehalten werden. Dafür nimmt die Stadt viel Geld in die Hand. Die Rettungswache Süd kostet 3,47 Millionen Euro.

In der Fahrzeughalle wird ein Rettungswagen stationiert. Zwei Beschäftigte sind in der Wache einsatzbereit. Die Auswahl des Standortes an der Straße „Rehmer“ in Alstaden wurde nach wochenlangen Tests im Oberhausener Süden getroffen. Im Juli 2022 wurde die Baugenehmigung erteilt, im August 2023 begannen die Arbeit. Im September/Oktober 2024 ist die Rettungswache fertig.

Neue Rettungswache in Alstaden: 3,47 Millionen Euro Investition

Der Bau der Rettungswache wurde von Protesten aus der Nachbarschaft begleitet. Denn an der Straße „Rehmer“ entsteht nicht nur ein Einsatzgebäude. Auf dem angrenzenden Grundstück soll ein Nahversorgungszentrum mit Discounter angesiedelt werden. Nach Ansicht von Oberbürgermeister Daniel Schranz haben sich diese zwei Projekte bei den Protesten miteinander vermischt. Denn im Falle der Rettungswache schätzt der CDU-Politiker die Fürsprache in der Alstadener Bevölkerung auf „99 Prozent“: „Es wird nicht möglich sein, jeden und jede zu überzeugen. Hier ist es Aufgabe der Politik, nicht die Interessen der Einzelnen, sondern der Allgemeinheit zu berücksichtigen.“

Architekt Andreas Schiefke erklärt Oberhausens OB Daniel Schranz (rechts) und dem Beigeordneten Jürgen Schmidt (links) den Baufortschritt der Rettungswache Süd. An der Decke sind die Kabel zu sehen, die in allen Räumen verlegt sind.
Architekt Andreas Schiefke erklärt Oberhausens OB Daniel Schranz (rechts) und dem Beigeordneten Jürgen Schmidt (links) den Baufortschritt der Rettungswache Süd. An der Decke sind die Kabel zu sehen, die in allen Räumen verlegt sind. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Für diese bedeutet das, dass mitunter lebensrettende Hilfe schneller vor Ort ist. In NRW soll die Zeit vom Anruf bis zum Eintreffen der Lebensretter acht Minuten betragen. In der Vergangenheit hätten die Einsätze aber deutlich zugenommen, daher habe auch die Stadt eine bessere Ausstattung gebraucht, so Schranz.

Die größten Bedenken nahm OB Schranz hinsichtlich der Sirenen wahr. Diese sieht er durch die Ampelschaltung an der Kreuzung ausgeräumt. „Somit muss kein Martinshorn eingesetzt werden.“ Aber warum kostet eine Rettungswache für ein Fahrzeug und zwei Beschäftigte 3,5 Millionen Euro?

Rettungswache in Oberhausen: Fenster und Türen schließen automatisch

Die neue Rettungswache Süd in Oberhausen-Alstaden nimmt Form an: Das Tor ist eingesetzt.
Die neue Rettungswache Süd in Oberhausen-Alstaden nimmt Form an: Das Tor ist eingesetzt. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Noch fehlen die Fassade und die Inneneinrichtung. Fenster sind bereits eingesetzt, die Räume gezogen. Neben der großen Fahrzeughalle gibt es mehrere Räume für das Personal. Neben Dusch- und Umkleidemöglichkeiten (für Männer und Frauen) sind dies Ruheräume, eine Küche, ein Serverraum, ein Büro, ein Aufenthaltsraum. Was beim Blick durch die leeren Räume auffällt: Die endlosen Kabel, die unter der Decke hängen und noch nicht verkleidet sind. „Die technischen Anforderungen an das Gebäude sind relativ hoch“, erklärt Architekt Andreas Schiefke. Im Gebäude ist nämlich eine Art Automatik eingebaut, damit sich die Rettungskräfte voll auf ihren Einsatz konzentrieren können. Sobald sie alarmiert sind, können sie zum Einsatzfahrzeug eilen und losfahren. Sie müssen weder den Herd ausmachen, um ein Anbrennen von Speisen zu verhindern, noch Türen und Fenster schließen, damit niemand während ihrer Abwesenheit einbricht und Medikamente klaut. Per Knopfdruck wird die komplette Wache ausgeschaltet und abgeriegelt. Das spart Zeit.

Blick in die Räume: Duschen und Umkleiden gibt es in der Rettungswache Süd in Alstaden für Männer und Frauen.
Blick in die Räume: Duschen und Umkleiden gibt es in der Rettungswache Süd in Alstaden für Männer und Frauen. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Der Beigeordnete Jürgen Schmidt nennt außerdem die hygienischen Anforderungen als Faktor für die hohen Kosten. Der Rettungswagen müsste nach jedem Einsatz speziell gereinigt werden. Die Fahrzeughalle unterscheidet sich dadurch wesentlich von einer Garage.

Einen großen Teil der Kosten bekommt die klamme Kommune laut Schranz von den Gesundheitsträgern zurück. „Das läuft über das Kostenerstattungsverfahren.“ Die auf dem Dach installierte PV-Anlage liefert den Strom für die Wärmepumpe, die Dachbegrünung soll Energie sparen.