Oberhausen. Die Zukunft des bekannten Oberhausener Rotlichtviertels an der Flaßhofstraße war lange Zeit ungewiss. Doch nun gibt es Bewegung bei diesem Thema.

  • Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) hat in seinem Wahlkampf 2015 im Rennen um das Spitzenamt der Stadt versprochen, das Rotlichtviertel an der Flaßhofstraße von der Oberhausener Innenstadt an den Stadtrand zu verlegen.
  • So hofft der oberste Stadtrepräsentant, die Innenstadt von Schmuddeleien, Drecksecken und suburbane Begleit-Kriminalität befreien zu können.
  • Doch der Umbau zugunsten der Stadtentwicklung verlief schleppend - schließlich sind Eigentumsrechte der Bordellhaus-Besitzer zu beachten. Durch den Kauf mehrerer Bordelle durch eine ferne Volksbank bietet sich für Oberhausen eine erstaunliche, vielleicht einmalige Chance.

Die Stadt Oberhausen hat nun offiziell ihr Interesse bekundet, einen Großteil der Bordell-Häuser an der Flaßhofstraße zu kaufen. Das bestätigt der zuständige Dezernent Michael Jehn auf Anfrage der Redaktion. Möglich macht dies ein eher ungewöhnlicher Vorgang: Im Februar dieses Jahres wurde bekannt, dass eine Volksbank in Thüringen einen Großteil der Immobilien an der Roten Meile gekauft hatte. Dieses Geschäft war der Bank dann allerdings um die Ohren geflogen.

Zur Erinnerung: Von Dezember 2021 bis August 2023 hatte die Volksbank Bad Salzungen Schmalkalden den Großteil der insgesamt 18 Häuser an der Flaßhofstraße gekauft. Doch die Bank geriet durch mehrere fragwürdige Geschäfte ins Schlingern, die deutsche Finanzaufsichts-Behörde BaFin schritt ein und installierte einen Sonderbeauftragten als neuen Geschäftsleiter. Und der begab sich ans Aufräumen.

„Wir haben der Volksbank offiziell mitgeteilt, dass die Stadt Interesse hat, die Immobilien zu kaufen.“

Michael Jehn
Beigeordneter der Stadt Oberhausen

Dazu gehört der Plan, die Rotlicht-Immobilien wieder abzustoßen. Die Stadt Oberhausen kündigte Ende Februar an, einen möglichen Kauf der Häuser zu prüfen. Die Prüfung ist abgeschlossen. „Wir haben der Volksbank offiziell mitgeteilt, dass die Stadt grundsätzlich Interesse hat, die Immobilien zu kaufen“, sagt Dezernent Michael Jehn der Redaktion. Denn die Stadtspitze sieht in dem jetzt möglichen Erwerb der Häuser die vielleicht historisch einmalige Chance, die Innenstadt von der Rotlicht-Szene zu befreien.

Über den aktuellen Stand der Verhandlungen informiert die Volksbank derzeit nicht im Detail. „Die VR-Bank Bad Salzungen Schmalkalden befindet sich derzeit in Gesprächen mit potenziellen Käufern zur Veräußerung der Immobilien. Über Details dieser Gespräche informieren wir nicht“, teilt die mit der Öffentlichkeitsarbeit beauftragte Awado Kommunikationsberatung aus Düsseldorf auf Anfrage mit. Im Februar 2024 kündigte der zuständige BaFin-Sonderbeauftragte Christian Gervais an: „Wir schauen, wie die Bank schnellstmöglich aus dem Geschäft aussteigen kann.“

Rotlichtviertel Oberhausen: Droht den Bordellen das Aus?

Seit Jahren wird in Oberhausen über das Rotlichtviertel am Rand der Innenstadt diskutiert. Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) versprach bereits 2015, den Bordell-Bezirk an den Stadtrand zu verlagen, damals im Wahlkampf um den Posten als Stadtoberhaupt. Um dieses Versprechen zu halten, benötigt der mittlerweile bereits zum zweiten Mal gewählte Oberbürgermeister allerdings auch weiter einen langen Atem.

Sollten die Verhandlungen mit der Volksbank positiv verlaufen, müsste der Oberhausener Rat, also die Politik, dem Kauf noch zustimmen. Danach müssten die Verträge mit den derzeitigen Bordell-Betreibern geprüft und schnellstmöglich gekündigt werden. Erst danach könnten die Rathaus-Experten damit beginnen, Pläne zu schmieden, das Areal an der Flaßhofstraße neu zu entwickeln. Dies dürfte mehrere Jahre dauern.

Zwischenzeitlich hatte die Stadt die Betreiber auf anderem Weg unter Druck gesetzt: Mit der Einführung eines neuen Prostituiertenschutz-Gesetzes wurden Bordellen im Jahr 2017 strengere Regeln auferlegt. Da viele Oberhausener Bordelle aus Sicht der Behörden diese Regeln nicht einhalten, versagt ihnen die Stadt bereits seit Jahren die Betriebserlaubnis. Allerdings haben Betreiber gegen dieses Vorgehen geklagt, die Gerichte haben in dem Fall noch immer nicht entschieden – drei Jahre nach der Einreichung der Klage.

Zahl der Prostituierten in Oberhausen steigt leicht an

Das Oberhausener Rotlichtviertel besteht aus insgesamt 18 Häusern, vier sind derzeit geschlossen. In den übrigen 14 Häusern arbeiten täglich etwa 30 Prostituierte. Für zehn Häuser ist die Zukunft wegen der ausstehenden Betriebserlaubnis ungewiss.

Die Zahl der in Oberhausen gemeldeten Prostituierten ist zuletzt wieder gestiegen: Ende 2023 waren es nach Angaben des Landesstatistikamtes 138. Im Vorjahr waren es noch 117 gemeldete Prostituierte. Am Ende des Coronajahres 2021 waren 90 Prostituierte offiziell gemeldet. Vor Ausbruch der weltweiten Pandemie mit Zwangsschließungen auch für Bordelle gab es in Oberhausen zuletzt mehr als 200 offiziell angemeldete Prostituierte.

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