Oberhausen. Parkinson ist momentan nicht heilbar. Bei manchen Betroffenen kommt die Krankheit schleichend. Eine Sportart kann die Symptome lindern.

  • In Deutschland sind geschätzt 400.000 Menschen an Parkinson erkrankt
  • Die Symptome sind mal schleichend, mal völlig offensichtlich
  • Tischtennis-Gruppe aus Oberhausen bietet Unterstützung

Das erste Mal merkte Horst Schunk auf der Arbeit, dass etwas nicht stimmte. „Ich bin mit dem Kopf auf dem Schreibtisch eingeschlafen und wurde von Arbeitskollegen angesprochen. Ich habe mich unglaublich müde gefühlt“, sagt der 70-jährige Oberhausener, den Freunde nur als „Ede“ kennen. 1990, mit gerade einmal 36 Jahren, bekam er die schockierende Diagnose: Morbus Parkinson. „Das war schlimm.“

„Ede“ Schunk hat Tischtennisschuhe an. Er ist nicht irgendein Hobby-Spieler. Der Oberhausener, der lange als Trainer im Fußball aktiv war, darf sich Doppel-Weltmeister nennen. „Noch“, sagt er. Bei der nächsten Parkinson-Tischtennis-Weltmeisterschaft im Oktober in Lasko, Slowenien, muss er seinen Titel verteidigen. Trainiert wird dafür in der Turnhalle der Grundschule Buschhausen an der Lindnerstraße.

Parkinson-Erkrankung: An der Tischtennisplatte hört das Zittern auf

Parkinson und Tischtennis, das passt: Jede Woche wird in der Turnhalle der Grundschule Buschhausen trainiert.
Parkinson und Tischtennis, das passt: Jede Woche wird in der Turnhalle der Grundschule Buschhausen trainiert. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Wenn „Ede“ mit den anderen Spielern der Parkinson-Tischtennis-Gruppe an der Platte steht, sind die Schmerzen, ist das berüchtigte Zittern, ganz weit weg. Vorhand, Rückhand; das geht spielend leicht. Selbst ältere Frauen und Männer mit gebeugten Rücken können sich agil an der Platte bewegen. Schunk ist seit drei Jahren am Ball. „Als ich mehrere Turniere gespielt habe, merkte ich, wie ich beweglicher wurde“, sagt er. Schunk wurde rasch besser und ist heute einer der besten Spieler der Welt.

Die Gruppe hat rasant an Zuwachs gewonnen. So wurde auch Klaus Barkhofen aus Essen auf den SC Buschhausen aufmerksam. Bei dem 63-Jährigen wurde vor einem Jahr Parkinson diagnostiziert. „Ich gehöre zu denjenigen, die von der Krankheit veräppelt wurden“, sagt er. Die Symptome zeigten sich anfangs kaum. „Nur beim Schreiben habe ich gemerkt, dass ich zittere.“ Er erinnert sich, dass er einmal in einem heftigen Gespräch mit einem Autohändler stark zu zittern begann. „Da habe ich gemerkt, dass das nicht normal war.“ Zuhause sei ihm dann beim Heimwerken noch eine Kelle aus der Hand gefallen. „Ich habe zu meiner Frau gesagt: Ich glaube, wir müssen zum Neurologen.“

Parkinson: Rund 400.000 Erkrankte in Deutschland

Parkinson ereilt die Betroffenen meist im höheren Alter. Ursula Apelt ist Betroffene und gehört zur Tischtennis-Gruppe beim SC Buschhausen.
Parkinson ereilt die Betroffenen meist im höheren Alter. Ursula Apelt ist Betroffene und gehört zur Tischtennis-Gruppe beim SC Buschhausen. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Barkhofen ist im typischen Alter der Betroffenen. Rund 400.000 Erkrankte gibt es in Deutschland, die meisten sind bei der Erst-Diagnose zwischen 55 und 60 Jahre alt. Die Symptome können schleichend beginnen. Deutliche Anzeichen sind Störungen des Schlafverhaltens, Schmerzen in Gelenken und Muskeln, ein vermindertes Mitschwingen der Arme beim Gehen. „Ich war immer ein aktiver Mensch“, sagt Barkhofen. „Die Diagnose war wie ein Hammer. Ich habe mir existentielle Fragen gestellt wie: Werde ich jetzt bald sterben?“

Nach aktuellem Forschungsstand ist Parkinson nicht heilbar. Es gibt jedoch vielversprechende Ansätze. Derzeit erhalten Betroffene meist Medikamente, mit denen die Symptome gelindert werden sollen.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Facebook, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Ein wissenschaftlich nicht bestätigtes, für die Betroffenen aber funktionierendes Medikament ist Tischtennis. In Deutschland hat sich der Verein PingpongParkinson gegründet. Er veranstaltet regelmäßig Turniere und vernetzt die lokalen Gruppen. Vor der Corona-Pandemie kam der Verein auch auf den SC Buschhausen zu: „Wir wollten uns das erstmal anschauen“, berichtet Alexander Palapys vom SC Buschhausen. Während der Pandemie kamen nur einige wenige Spieler, doch als die Lockerungen fielen, erhielt die Gruppe Auftrieb. Mittlerweile seien rund 30 Spielerinnen und Spieler mittwochs ab 18 Uhr dabei. „Ich glaube, die Gemeinschaft spielt eine große Rolle“, sagt Palapys. Von den eineinhalb Stunden Trainingszeit werde vielleicht eine Stunde netto trainiert. „Manche sind aber schon richtig mit Ehrgeiz dabei.“

Oberhausener Verein richtet Einladungsturnier mit Top-Spielern aus

So wie „Ede“ Schunk. Er engagiert sich tatkräftig für die kleine Gruppe. Am Samstag, 6. Juli, richtet der Verein in der Turnhalle an der Lindnerstraße 220 ein Einladungsturnier aus. Ab zehn Uhr treffen sich Top-Spieler wie der Berliner Bernd Trabalski und Thorsten Flues.

Klaus Barkhofen tummelt sich nicht in der Weltspitze. Der 63-Jährige hat andere Pläne. Durch das Tischtennisspielen fühle er sich wieder beweglich. Nun will er Reisen machen, die er eigentlich erst später unternehmen wollte: „Wir wollen jetzt mal nach New York.“