Oberhausen. Die St. Antony-Hütte Oberhausen zeigt ab sofort Bilder der Foto-Pionierin Anne Winterer. Blick auf das Ruhrgebiet der 20er- und 30er-Jahre.
Das Ruhrgebiet ist wie keine andere Region Deutschlands von der Kohle- und Stahlindustrie geprägt. Das LVR-Industriemuseum blickt als Ort der Erinnerung auf diese historische Zeit zurück. Eine neue Ausstellung in der St. Antony-Hütte des LVR-Industriemuseums nimmt den Besucher mit auf eine Reise in die 1920er und 1930er Jahre im Ruhrgebiet. Anne Winterer, eine Pionierin der Fotografie, steht im Fokus der Ausstellung „Anne Winterer - Rheinland und Ruhrgebiet im Blick“
Die Ausstellung zeigt knapp 900 Ausstellungsstücke der Fotografin Anne Winterer. Die Motivschwerpunkte sind unschwer auf den schwarzweißen Objekten zu erkennen. In ihren Kunstwerken bildet Anne Winterer die Stahlindustrie und den Bergbau ab. Motive der Gutehoffnungshütte in Oberhausen lassen ihre Leidenschaft für Industriefotografie erkennen. Detailaufnahmen aus Eisenhüttenwerken, Bergbauschächten oder Halden zeigen Menschen und Maschinen hautnah. Winterer scheute sich nicht davor, für ihre Kunst den Kontakt zu Menschen zu suchen.
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Für das ideale Motiv kletterte sie auch auf 27 Meter hohe Feuerwehrleitern oder lief über ein schmales Laufbrett über einen heißen Hochofen, wie aus Erzählungen übermittelt wird. In erster Linie finden sich fotografische Abzüge und Negative. Aber auch einige persönliche Dokumente, wie der Führerschein Anne Winterers sind in Vitrinen zu bestaunen.
Auch Porträts von Kindern, ob bei der Arbeit oder in der Freizeit, zeichneten Winterers Stil aus. Die Ausstellung in Oberhausen befasst sich ausschließlich mit Bildern aus dem Ruhrgebiet und Rheinland. Weitere Ausstellungsobjekte mit süddeutschen Motiven sind in Winterers Geburtsstadt Konstanz aufbewahrt.
Besucher können sich auf Infotafeln oder in einem Katalog über die Biografie der Fototgrafin informieren. Im Schnelldurchlauf: Die 1894 in Konstanz geborene Anne Winterer entdeckte in jungen Jahren das Fotografieren für sich. Mit 21 Jahren zog es sie nach Düsseldorf, um in einem Atelier als Fotografin zu arbeiten. Zehn Jahre später gründete sie gemeinsam mit der Fotografin Erna Wagner-Hehmke die „Lichtbildwerkstatt Hehmke-Winterer“. Als Frau war sie zu Lebzeiten eine Pionierin und machte sich einen Namen in der stark männerdominierten Welt der Fotografie.
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Debatte um Anne Winterer: Nationalsozialistin oder Widerstandskämpferin?
Ein aufmerksamer Blick in die Biografie von Anne Winterer lässt einen nachdenklich werden. Recherchen zeigen, dass ihre Fotos auch in nationalsozialistischen Propagandazeitschriften veröffentlicht wurden. Ihre Fotos erschienen unter anderem in den SS-Schriften „Schönheit der Arbeit“ und „Der Untermensch“.
Ein politisches Statement der Fotografin? Ein klares Bekenntnis zu nationalsozialistischen Ideologien? Ist nicht überliefert. Parteimitglied sei Winterer nicht gewesen, kann die Leitung der St. Antony-Hütte, Kornelia Panek, bestätigen. „Eine Widerstandskämpferin, die sich öffentlich von nationalsozialistischem Gedankengut distanzierte, war Anne Winterer zu Lebzeiten allerdings auch nicht“, betont Panek. Über ihre politische Meinung liegen keine Informationen vor.
Thematisch aufgegriffen wird diese Debatte in den Ausstellungsstücken nicht. „Wir wollen diese Geschichte nicht verschweigen, haben uns aber bewusst dagegen entschieden, eine Ausstellung über den Nationalsozialismus zu machen“, erklärt Panek die fehlenden Informationen über diesen Teil von Winterers Leben.
Die Ausstellung ist ab dem 28. Juni 2024 bis zum 22. Juni 2025 in der St. Antony-Hütte zu sehen. Die St. Antony-Hütte hat dienstags bis freitags von 10 bis 17 Uhr und samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Weitere Informationen gibt es unter industriemuseum.lvr.de.
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