Oberhausen. Eigentlich sind die Mittelmeer-Länder sein bevorzugtes Zuhause. Doch dieser seltene Vogel ist jetzt auch in Oberhausen gesichtet worden.

Sein langer, leicht gebogener Schnabel fällt besonders ins Auge; in Nordrhein-Westfalen ist er ein ziemlich seltener Gast; doch auch in Oberhausen ist dieser Vogel jetzt wieder präsent: der Bienenfresser.

In der Oberhausener Ruhraue ist kürzlich eine für unsere Region sehr bemerkenswerte Beobachtung gelungen. Bei einem sonntäglichen Abendspaziergang hat die Oberhausener Vogelbeobachterin Anja Siepen-Scheffer eine Gruppe Bienenfresser im Feuchtgebiet Alstaden entdeckt. Sogleich meldete sie ihre Entdeckung dem Ornithologen Tobias Rautenberg von der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet. Tobias Rautenberg hat nun diese Redaktion über die aufsehenerregende Beobachtung informiert.

Der farbenprächtigste Vogel unter allen europäischen Arten

Am Tag nach der Erstbeobachtung habe man gemeinsam die beachtliche Anzahl von 14 Bienenfresser-Exemplaren in Alstaden zählen können, berichtet der Naturfachmann weiter. „Glücklicherweise blieben die Vögel noch bis zum Abend und so konnten auch noch einige andere Naturbegeisterte sich am fast exotisch anmutenden Anblick der farbenprächtigsten Vertreter unter allen europäischen Vogelarten erfreuen“, schildert Tobias Rautenberg.

In Oberhausen angekommen: Bienenfresser auf Alstadener Baumspitzen.
In Oberhausen angekommen: Bienenfresser auf Alstadener Baumspitzen. © Anja Siepen-Scheffer

Als Profiteure des Klimawandels habe der Bienenfresser als ursprünglich mediterrane Art sein Verbreitungsgebiet in Europa inzwischen deutlich nach Norden ausweiten können. Der Bestand habe vor allem seit der Jahrtausendwende in erster Linie in Südwest- und Ostdeutschland deutlich zugenommen. Im Nordwesten seien diese Vögel allerdings nach wie vor sehr selten zu beobachten. Der Bienenfresser erbeutet im Flug Insekten wie Bienen, Wespen, Hummeln, Hornissen, zudem auch Libellen, Zikaden und fliegende Käfer. So ist sein ungewöhnlicher Name zu erklären. 

Bienenfresser-Trupp mit 14 Exemplaren ist eine „absolute Ausnahme“

Bis zum Jahr 2019 galt die Art im westlichen Ruhrgebiet noch als eine große Besonderheit, jedoch gelangen seit dem Jahr 2020 nun alljährlich einzelne Nachweise des Vogels auf dem Durchzug. Ein Trupp mit einer Größe von 14 Exemplaren, wie sie jetzt in Alstaden beobachtet worden sei, sei dennoch weiterhin die absolute Ausnahme, heißt es. Tobias Rautenberg: „Es wird sich zeigen, ob diese Art in den nächsten Jahren nun noch regelmäßiger im Ruhrgebiet auftaucht und ob es mittelfristig eventuell sogar zu einer Brutansiedlung in unserer Region kommen wird.“

Drei auf einem Zweig: Bienenfresser in Oberhausen-Alstaden.
Drei auf einem Zweig: Bienenfresser in Oberhausen-Alstaden. © Anja Siepen-Scheffer

Die jüngste Entdeckung des Bienenfressers setzt die Reihe spektakulärer Naturbeobachtungen in Oberhausen fort, denn auch im Holtener Bruch, der künftig als riesiges Überschwemmungs-Areal für die Emscher dient, können immer öfter seltene Vogelarten beobachtet werden. Tobias Rautenberg wandert zudem regelmäßig an der Emscher entlang, um festzustellen, wie sich die Renaturierung des Flusses auf die Vogelpopulationen am Ufer auswirkt, die hier eine zunehmende Vielfalt und Vitalität entwickeln.